Es wird wohl so sein, dass sich die Harmonie der Landschaft auf dieMenschen überträgt.
Die Ungenacher stehen zur Pfarre. Viele sind aktiv ins Gemeindeleben eingebunden, übernehmen Verantwortung in unterschiedlichen Pfarraufgaben, besonders auch in der Vorbereitung der Liturgie und sorgen so für ein buntes Pfarrbild. In Ungenach ist die – nach Plänen von Professor Clemens Holzmeister 1981 bis 1983 (als sein letztes großes Werk) erweiterte – Kirche häufig gesteckt voll. Auch die Jugend nimmt (noch) rege teil. Die Katholische Männerbewegung hat 175 Mitglieder, die Frauenbewegung gar 225. Es gibt sechs Jungschargruppen. Alle drei Wochen treffen sich Jugendliche in der Jugendstunde.Dieses Gemeinschaftsgefühl ist der Schlüssel für vieles. Etwa auch für die hohe Spendenfreudigkeit. Seit Josef Friedl hier Pfarrer ist – seit 1977 – wurden 20 Millionen Bau-Schillinge investiert und 6 Millionen Schilling caritativ gespendet. Gerade jetzt wurden wieder 50.000 Schilling nach Chile an ein Projekt überwiesen, in dem für ein Jahr die junge Ungenacherin Petra Stockinger mitarbeitet.
13.000 Schilling pro Haushalt
Zum Kirchenumbau vor mehr als 15 Jahren trug jeder Haushalt durchschnittlich 13.000 Schilling bei. Die laufenden Kosten werden aus den Tafelsammlungen gedeckt – dem guten Kirchenbesuch sei’s gedankt. Spenden und Robotleistungen sichern der Pfarre Schuldenfreiheit nach großer Bauleistung (Pfarrhof, Kindergarten, Kirche, Pfarrheim, Friedhof). So kann auch das Kirchendach bald eingedeckt werden. Die Sanierung des Kindergartens ist ebenfalls abgeschlossen – von der Gemeinde wurde dazu die alte Volksschule erworben.Apropos Gemeinde: Auch das Verhältnis zu den Gemeinden (zum Pfarrgebiet gehören neben Ungenach selbst zumindest Teile von weiteren sechs politischen Gemeinden – Manning, Ottnang, Pilsbach, Timelkam, Vöcklabruck und Zell am Pettenfirst) spiegelt die eingangs angesprochene Harmonie wider. Ähnliches gilt für die Beziehung zur Schule und zu den örtlichen Vereinen.
Miteinander im Ort
Ein paar Beispiele: Der Pfarr-Kindergarten wird von den Gemeinden Zell und Ungenach in sehr kooperativer Weise unterstützt. Im November jeden Jahres lädt die Gemeinde Ungenach zu einer Terminkonferenz, bei der alle Organisationen ihre Veranstaltungs-Vorhaben für das kommende Jahr koordinieren. Ein Zusammenreden, das sich z. B. auch beim alljährlichen Kirchholz-Fest der Feuerwehr lohnt (heuer war es am 3./4. Juni): Am Sonntag geht das Fest nach der Messe mit einem Frühschoppen weiter. Die Volksschule Ungenach hat das Mit-der Kirche-Mitfeiern sogar ins „Schulprofil“ aufgenommen.
Steckbrief
„Bilder sind Heiligtümer der Seele“, schreibt Pfarrer Josef Friedl in der Broschüre „Religiöse Kleindenkmäler der Pfarre Ungenach.“ Er setzt dann fort: „Mögen diese wunderbaren religiösen Denkmäler unsere Seelen stärken, Mut machen...“ Ungenach hat eine Vielzahl solcher Heiligtümer der Seele – 50 Kapellen, Marterl, Kreuze, Hausbilder und Figuren werden in der Broschüre vorgestellt. – Ob das auch damit in Zusammenhang steht, dass es die Schöpfung besonders gut gemeint hat mit diesem Landstrich? Die Landschaft mit ihren sanften Hügeln und dem fruchtbaren Grün, das in den Sommermonaten im Gold der Äcker eingebettet ist, kann die Seele stärken. Die Ungenacher haben damit viele Anstöße, ihrer Religiosität auch in gebauten, geschnitzten und gemalten Zeichen Ausdruck zu verleihen.Das Gemeindewappen greift diesen Reichtum der Landschaft ebenfalls auf. Grüner Untergrund, goldene Unke, goldene Sonne, silberne Welle: Ungenach als Unkenach, Froschwasser. Der Pfarrchronist vermerkt tatsächlich eine besondere Froschbegebenheit: Bei der 400-Jahr-Feier der Pfarrkirche 1926, zu der Bischof Gföllner kam, hüpfte vor dem Bischof, als er in den Pfarrhof ging, ein Frosch her.
„Er ist mitten unter uns“
Am 12. Juni 2000 feiert die Pfarre Ungenach das 400-Jahr-Jubiläum
Ein vielsagender Beschluss des Pfarrgemeinderates:
Der Pfarrgemeinderat von Ungenach hat die Antwortformel auf den Satz des Priesters „Der Herr sei mit euch“ per Beschluss geändert. Das Kirchenvolk antwortet seither: „Er ist mitten unter uns!“Die Ungenacher leben Gemeinschaft, die sich einmal pro Woche um den Tisch des Herrn versammelt. Die Liturgiefeier steht im Zentrum und durch den Clemens-Holzmeister-Zubau (1983) ist dies auch räumlich sehr gelungen umgesetzt. In die Gottesdienstgestaltung bringen viele ihre Ideen und Begabungen ein. Dabei greift eins ins andere: etwa die Tradition, dass nach der Lesung ein Psalm gesungen bzw. betet wird. Oder dass Ungenach „zwei Spitzenprediger hat“, wie Josef Steinberger, Obmann des Pfarrkirchenrates, sagt – Pfarrer KsR. Josef Friedl und Pastoralassistent Mag. Franz Kaltenbrunner. Josef Friedl ist auch in Zell am Pettenfirst Pfarrer; er wechselt sich bei den Predigten mit dem Pastoralassistenten ab, und so kommt es öfter vor, dass statt einer Messe Wortgottesdienst gefeiert wird. Der Liturgiekreis sorgt für die Gestaltung und kann sich dabei auf viele Pfarrgruppen und Menschen stützen, die sich in der Vorbereitung und Durchführung abwechseln. Pfarrer Friedl betont, wie gut das immer klappt und wie wertvoll ihm dieser Dienst ist. Von vier Organsiten (!), einem guten Kirchenchor, einer eigenen Männerschola, einem Kinder- und Jugendchor unterstützt, sind die Gottesdienste eine Feier der Gemeinschaft.Diese Gemeinschaft setzt sich in den vom Fachausschuss Soziales (13 Frauen) organisierten monatlichen Senioren-Gottesdiensten, den wöchentlichen Krankenbesuchen und jährlichen Besuchen der über 70 Jahre alten Alleinstehenden fort. Auch die Toten bleiben in der Gemeinschaft: Beim Kircheneingang liegen Bücher auf, in denen zum jeweiligen Tag die Verstorbenen der Pfarre mit Bild eingetragen sind. Einen besonderen Anlass, die Gemeinschaft wieder zu pflegen, gibt es am 12. Juni, wenn zum Fest „400 Jahre Pfarre Ungenach“ geladen wird. Der Kirchenchor wird beim Festgottesdienst um 9.45 Uhr gemeinsam mit dem Singkreis Bach singen, anschließend wird es am Gemeindeplatz ein Pfarrfest geben. Gleichzeitig feiert der Kindergarten sein 25-jähriges Bestehen und der Familienwandertag des ÖAAB ist miteingebunden.
Jugend
„Es ist was z’ mach’n. Wir haben viele junge Leute.“ – Wenn Pfarrer Friedl auf die Jugend zu sprechen kommt, schimmert durch, dass er von der Jugendarbeit (FIO, Steyr) kam. Er ist voll des Lobes: „Wir haben auch viele liebe Familien und die Kinder sind ausgesprochen brav.“ Noch immer kommen etwa 30 bis 40 Jugendliche zu den von ihm geleiteten Heimstunden. Das Jungscharlager leitet er selber.
PFARRSPLITTER
Wer den Himmel trägt
Die Katholische Männerbewegung (KMB) der Pfarre ist stolz darauf, bei etwa 1900 Einwohnern 175 KMB-Mitglieder zählen zu können. Gut besucht sind die beiden Männertage pro Jahr. Seit Jahren ist es Tradition, dass neu geworbene Mitglieder bei der Fronleichnamsprozession den Himmel tragen.
Bußfeiern
Jeweils eintausend Menschen feiern die beiden Bußfeiern im Jahr mit. – Sie entsprechen dem Bedürfnis vieler.
Radl
Die Mesnerin, Helene Hagler, organisiert den Kirchenschmuck, den elf Frauen „im Radl“ besorgen. Der Kirchenputz wird ortschaftsweise erledigt; auch hier obliegt der Mesnerin die Organisation.
Erfahrung
Der einstige Gemeindesekretär von Ungenach, der heute 82-jährige Josef Eisner, bringt nun seine reiche Erfahrung in der Pfarre als Pfarrsekretär ein.
Politisch aktive Frauen
Glaube hat auch öffentliche Konsequenz. – Das Leitungsteam der Katholischen Frauenbewegung trifft sich mit politisch Verantwortlichen der Gemeinde zu Sommergesprächen. Im Vorjahr wurde dabei besprochen, was in der Gemeinde für die Familien getan wird. Heuer dreht sich das Gespräch um den „Spielplatz“.