Auf Tour mit Andreas Gabalier, Top-Platzierungen in den Charts. Die Poxrucker Sisters räumen derzeit voll ab. Ein Gespräch mit dem Dreimäderlhaus aus dem Mühlviertel über Erfolgsdruck, musikalische Vorbilder und ihr Engagement für Flüchtlinge.
Ausgabe: 2015/45, Poxrucker Sisters, Gabalier
03.11.2015 - Interview: Paul Stütz
Ihr seid auf den ganz großen Bühnen unterwegs. Wie habt ihr das letzte Jahr erlebt? Magdalena: Stressig, aufregend, überwältigend.
Steigt die Nervosität mit der Größe des Publikums? Magdalena: Nein sie sinkt eigentlich, weil die Leute nur noch kleine Punkterl sind. Bei kleinen Konzerten, wenn ich die Reaktionen des Publikums direkt sehe, dann macht mich das viel nervöser. Ihr habt beim ersten Album auf Anhieb Erfolg gehabt. Hat euch das unter Druck gesetzt oder beflügelt? Christina: Beides. Es war noch so ein Schwung da, ein Bestätigungsgefühl, weil wir Erfolg hatten. Wir haben uns aber auch gefragt, ob wir das noch einmal so hinbekommen wie beim ersten Album. Stefanie: Gerade beim Songschreiben haben uns zuerst noch die Ideen gefehlt, aber dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. Als wir im Studio mit unserem Produzenten an den Songs feilten, haben wir gewusst, dass das passt. Das war beruhigend.
Wie funktioniert das Songschreiben zu dritt? Stefanie: Es gibt Songs, die schreiben wir wirklich komplett zu dritt, aufbauend auf einer Kurzmelodie. Ich weiß nicht, was sich die Leute denken, aber ich gehe oft auf der Straße spazieren, dann habe ich eine Idee und singe das in mein Handy hinein. Oder wir fahren ins Mühlviertel heim, verbarrikadieren uns und schreiben die Songs. Zu Hause hat es den Vorteil, dass man etwas gekocht bekommt. Wie würdet ihr selbst das neue Album „Drah di“ charakterisieren? Stefanie: Es ist bewegend, es heißt „Drah di“, weil wir mitreißende Lieder haben, Musik, die schwungvoll ist, zum Mitdenken anregen soll. Christina: Im Vergleich zum ersten Album ist es erwachsener geworden.
Die Lieder verbreiten vorwiegend eine positive Stimmung. Magdalena: Das Destruktive ist nicht so unseres. Stefanie: Ich mache gerne Musik, die glücklich macht. Die Texte sind trotzdem kritisch – das geht sich schon aus, wir singen nicht nur von Friede, Freude, Eierkuchen.
Wie sehr könnt ihr den Erfolg genießen? Christina: Eigentlich können wir den Erfolg jetzt mehr genießen als beim ersten Album. Stefanie: Das liegt auch daran, weil wir in der Arbeit und im Studium reduziert haben. Die Doppelbelastung war einfach zu viel. Dann kann man gar nichts mehr genießen. Ihr singt bei den Konzerten vor bis zu 7000 Menschen. Fühlt ihr euch eigentlich mittlerweile als richtige Popstars? Magdalena: Ich bin gestern erkannt worden, obwohl ich alleine und ungeschminkt war. Das war aber das erste Mal. Ich fühle mich nicht als Popstar.
Ist quasi ein Popstar-Schalter zum Umlegen, wenn ihr auf die Bühne geht? Christina: Ich weiß nicht, wir sind immer Schwestern, egal wo wir sind. Stefanie: Was uns viel hilft ist, wenn wir unsere Outfits anziehen, da verwandeln wir uns ein bisschen. Magdalena: Wir sind auf der Bühne trotzdem genauso, wie wir herunten auch sind. Christina (lacht): Nur dass wir auf der Bühne nicht zum Streiten anfangen. Stefanie: Die Leute merken, dass wir authentisch sind und nichts vorspielen, viele reden uns interessanterweise darauf an, ob wir wirklich Schwestern sind. Christina: Die Leute sind schon von anderen gewohnt, dass sie angelogen werden.
Gibt es musikalische Vorbilder? Etwa Andreas Gabalier, bei dem ihr als Vorgruppe spielt? Stefanie: Hut ab vor seiner Leistung, er füllt ganze Hallen in Deutschland, das schafft sonst keiner. Wir kommen mit ihm sehr gut zusammen. Wir haben aber ganz andere Botschaften und Werte. Es sollen verschiedene Meinungen Platz haben, das ist klar. Christina: Musikalisches Vorbild ist eher Hubert von Goisern. Stefanie: Und „The Corrs“ oder die „Dixie Chicks“. Bands die auch als Geschwister zusammenspielen, das ist naheliegend. Eure Bekanntheit habt ihr schon für ein öffentliches Statement für die Flüchtlinge genützt. Ein besonderes Anliegen? Magdalena: Wir sagen ja mit unserer Musik, dass es so schön ist, in Österreich zu leben. Gerade wenn man das weiß, muss man Mitgefühl denen gegenüber zeigen, die ihre Heimat verlassen mussten. Stefanie: Wir stehen mit den Dirndlkleidern für Tradition und Heimat. Christina: Und wir lassen uns sicher nicht unsere Tradition von irgendwelchen Rechten wegnehmen. Man muss auch das teilen, was man hat. Wenn man Geschwister hat, lernt man das. Das können wir aus eigener Erfahrung sagen.
Was war euer persönliches Highlight bei den vergangenen Auftritten? Stefanie: Die coolsten Momente waren die ersten Konzerte, bei denen die Leute aufgehüpft sind uns den Text von Glick mitgesungen haben. Das ist ein ganz besonderes Gefühl.
Ihr habt eine besonders eingeschworene Fangemeinde. Gibt es den typischen Poxrucker-Fan? Magdalena: Das ist schwierig zu sagen bei unserer Fangemeinde, wir haben von jung bis alt alles. Es sind auch schon Leute mitgekommen, die sagen: „Ich habe meinen Opa mitgenommen und der ist 98“.
Euer Mühlviertler Dialekt kommt gut an. Was ist das Schöne am Dialekt singen? Magdalena: Man muss keine Umschreibungen finden. Man sagt es, wie man es meint, es ist echter als Hochdeutsch. Stefanie: Wir lernen beim Songschreiben wieder alte Dialektworte neu zu verwenden. Songschreiben ist für uns auch die Beschäftigung mit den eigenen Sprachwurzeln.
Beim anhören der Lieder von „Drah di“ habe ich mir gedacht viele Lieder würden auch in einen Gottesdienst passen? Stefanie: Das stimmt, wir könnten schon eine Messe damit gestalten. Und wir haben schon gesagt ein Bußakt bzw. Schuldbekenntnis ist auf dem neuen Album auch oben, nämlich der Song „Aus der Haut fahren.“
Trio aus dem Mühlviertel
Die Schwestern Stefanie, Christina und Magdalena Poxrucker sind aus St. Ulrich im Mühlkreis. In ihrer Musik mischen sie Volksmusik, Dialekt und Pop. Stefanie und Christina arbeiten als kirchliche Jugendleiterin in Rohrbach bzw. Linz, Magdalena studiert. 2014 erschien ihr erstes Album „Poxrucker Sisters“. Heuer folgte das zweite Album „Drah di“. Ein großer Auftritt zum Vormerken ist am Dienstag, 8. März 2016 im Linzer Brucknerhaus. www.poxruckersisters.at