An der Pforte des Himmels wird derzeit gebautKirchenrenovierung in Kallham geht dem Ende entgegen
Ausgabe: 2000/38, Kallham
19.09.2000 - Matthäus Fellinger
Seit Mai feiern die Kallhamer im Pfarrheim Gottesdienste. Eine der schönsten Barockkirchen Oberösterreichs wird währenddessen renoviert.
„Pforte des Himmels.“ So steht es in lateinischer Schrift über dem Bogen zum Altarraum der Pfarrkirche Kallham. Etwas von der Herrlichkeit des Himmels auf Erden sichtbar zu machen, das war wohl das Anliegen, als man 1713 begann, eine der herrlichsten Barockkirchen des Landes hier in Kallham zu bauen. In den Kriegsjahren zuvor waren Kallham und das benachbarte Neumarkt niedergebrannt worden. Die „Pforte des Himmels“ ist zur Zeit allerdings eine Baustelle. Nach der Außenrenovierung der Kirche und der Neugestaltung des Pfarrheimes sind die Kallhamer dabei, die Kirche für die nächsten Generationen auch in ihrer „inneren Schönheit“ herzurichten. Ein Riesenprojekt ist das, denn dieses Vorhaben kostet rund 15 Millionen Schilling. Die kunsthistorische Bedeutung der Kirche bringt so eine erhebliche Last mit sich. Nicht jeder in Kallham ist auf den „Denkmalschutz“ gut zu sprechen, dessen Vorgaben die Sache recht teuer machen, „gezahlt wird für diese Auflagen aber nur sehr bescheiden“. Schließlich macht die Instandsetzung der alten Kirchenbänke mit 2,6 Millionen Schilling den größten Posten aus. Knapp 5 Millionen Schilling müssen noch aufgebracht werden. Für eine 2.500 Katholiken zählende Pfarre ist das ein gewaltiger Brocken. Wie oft in solchen Fällen: Ein so großes Vorhaben schmiedet eine Pfarre zusammen. Viele Helfer braucht es – und sie finden sich auch. Allein beim letzten Pfarrfest am Pfingstsonntag wurden für die Kirche 83.000 Schilling aufgebracht. Da gab es türkische Schuhputzer, die sich ins Zeug legten, da sind die Vereine, die der Pfarre ihre Einrichtungen und ihre Arbeit zur Verfügung stellen. Da sind Leute wie Elisabeth Prömer, die als Pfarrhaushälterin nicht nur den Pfarrer, sondern auch viele freiwillige Helferin/innen zu versorgen hat – und dazu oft selbst wieder Helferinnen fand.
Steckbrief
Zwei Kirchen, 51 Ortschaften
Taufkirchen-Kallham erscheint in den ältesten Pfarrverzeichnissen als Doppelpfarre. Um das Jahr 1600 verlegte der damalige Pfarrer Johannes Grimelius seinen Wohnsitz von Taufkirchen nach Kallham. So wurde Kallham zur Mutterpfarre einer Reihe von heutigen Nachbarspfarreien – Pötting, Wendling und Neumarkt
Neben der Pfarrkirche von Kallham besteht auch die Filialkirche Kimpling, die ebenfalls erst kürzlich renoviert wurde. Mit rund 500 Leuten pflegen die Kimplinger ihr gemeinschaftliches Leben im Dorf mit eigenen Vereinen, einer Volksschule, und mit mit den eigenen Gottesdiensten.2500 Katholiken zählt die Pfarre Kallham, verteilt auf nicht weniger als 51 Ortschaften. Der Ort lag schon immer an Verkehrsadern. Hier verlief die Römerstraße Richtung Braunau. Der Bahnknotenpunkt Neumarkt-Kallham und die Bundesstraße Richtung Schärding prägen das Leben der jüngeren Geschichte. Bevor die Innkreis-Autobahn kam, war es mit dem Verkehr besonders schlimm. Die Landwirtschaft wird immer mehr zurückgedrängt, für die meisten Bauern ist sie zum Nebenerwerb geworden.
Eine Pfarre der Frühaufsteher
Wie schafft es die Pfarre, für Jugendliche attraktiv zu bleiben? Das ist auch in Kallham eine Schlüsselfrage.
„Gute Leute haben wir“, sagt Pfarrer Johann Kreindl, befragt nach dem, worauf er in der Pfarre stolz ist. „Der Pfarrgemeinderat ist zu einem guten Team geworden, bei dem alle wissen, was sie zu tun haben“, meint Rudolf Grünseis, Leiter des Bildungswerkes. Pfarrgemeinderats-Obfrau Maria Wiesinger fällt sofort die gute Zusammenarbeit beim letzten Pfarrfest ein. „Offener sind die Menschen hier“, sagt der Pfarrer. Das Leben an Straße und Bahn hat hier wohl auch auf die Mentalität abgefärbt. Bedrückend ist die Situation der Jugendarbeit. Gab es früher ein blühendes kirchliches Jugendleben, so gibt es heute keine Gruppe mehr. „Bei den Sonntagsmessen sind Jugendlich kaum zu sehen“, bedauert Josefa Altenhofer, Leiterin der Frauenbewegung. Ob’s an der frühen Gottesdienstzeit auch liegt? Früh aufstehen heißt es für die Kallhamer am Sonntag, sofern sie nicht in der Vorabendmesse waren. Schon um 8 Uhr morgens wird die Sonntagsmesse in der Pfarrkirche gefeiert. Um 9.30 Uhr ist Messe in Kimpling. Engagierte Leute kümmern sich um die Kinder. Vier Jugendliche haben sich um die beiden Jungschargruppen angenommen. Es ist nicht leicht. Kinder kommen auch hier in die Schule, ohne ein Kreuzzeichen oder eine Kniebeuge zu kennen, erlebt es Maria Wiesinger in der Schule.Sich dennnoch nicht entmutigen zu lassen, ist das Motto von Erich Lackner. Er freut sich, wenn bis zu 200 Männer an der jährlichen Bergmesse der Männerbewegung teilnehmen. Ein Wasserprojekt für Südamerika wird unterstützt, im Pfarrheim werden EZA-Preodukte verkauft. Die vielen Vereine bringen mit sich, dass jüngere Männer kaum nachrücken.Die Frauenbewegung steht mit rund 180 Mitgliedern gut da. Zwei Mütterrunden, eine Seniorenrunde und eine Turnerinnengruppe bieten viele Anknüpfungsmöglichkeiten. „Manchmal wartet sogar jemand, angesprochen zu werden“, hat es Josefa Altenhofer wiederholt erlebt. Zusammen mit der Männerbewegung organisieren die Frauen seit sechs Jahre die Aktion „Essen auf Rädern“. Rund zehn Personen können so durch den ehrenamtlichen Einsatz regelmäßig mit einer Mahlzeit und auch mit menschlicher Nähe versorgt werden. Die Aktivierung des Seelsorgeraums, der die Zusammenarbeit mit Nachbarpfarren vorsieht, ist begonnen worden. In diese Richtung zu gehen, sieht Pfarrer Kreindl als einen viel versprechenden Ansatz.
Pfarrsplitter
Ein Kallhamer ist sogar Kardinal geworden. Es war dies Karl Cajetan Reichsgraf Gaisruck, der Pfarrer von Kallham und Weihbischof von Passau war. 1818 wurde er vom Kaiser zum Erzbischof von Mailand bestimmt, später zum Kardinal erhoben. Aus Kallham stammt Matthias Spanlang. Der Priester wurde in St.Martin/I. von den Nationalsozialisten verhaftet und am 5. Juni 1940 im KZ Buchenwald mit dem Kopf nach unten gekreuzigt. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Eine Chorgemeinschaft sind der Kallhamer und der Pöttinger Kirchenchor schon vor 17 Jahren eingegangen. Die Chorleute helfen in den beiden Pfarren unter Leitung des früheren Volksschuldirektors Wolfgang Wimmer aus.
Die Naturaliensammlung des Caritas-Ausschusses wird in Kallham auch heute noch durchgeführt. Das Caritas-Heim St. Pius in Peuerbach erhält so unmittelbare Unterstützung. Jedes Jahr im November geht eine Lastwagenladung an Lebensmitteln nach Peuerbach.
Ein großer Dekanatsflohmarkt ist für 5./6. Mai 2001 bereits jetzt geplant. Das ganze Dekanat kann so zur Erhaltung der Pfarrkirche, die dem Dekanat den Namen gibt, etwas beitragen.
Das Katholische Bildungswerk ist zu einem Musterbildungswerk in der Diözese geworden. Sieben Mitarbeiter/innen bilden das Team um Rudolf Grünseis. Im Spitzenjahr 1997 gab es 32 Bildungswerkabende.