Dass alle Gruppen – von der Jugend bis zu den Senioren – zusammenhelfen, wenn es um Arbeiten oder die Gestaltung von Festen geht: Das zeichnet die Pfarre Vorderweißenbach besonders aus.
Als in der heurigen Fastenzeit die Kirche neu ausgemalt werden sollte, bat Pfarrer P. Petrus Mittermüllner bei den Sonntagsgottesdiensten um freiwillige Helfer, die noch am selben Nachmittag das bewegliche Mobiliar und die Statuen in den Pfarrhof transportieren sollten. Kurz darauf fanden sich so viele Mitarbeiter ein, dass die Arbeit in eineinhalb Stunden erledigt war. Zwei Wochen später konnte in der Kirche wieder Gottesdienst gefeiert werden. Solche Aktionen wären nicht möglich, wenn nicht alle an einem Strang ziehen würden, freut sich Pfarrer P. Petrus. Die Vorderweißenbacher packen aber nicht nur kräftig an: „Wir verstehen es aus Anlässen Feste zu machen“, erklärt eine Gruppe von pfarrlichen Mitarbeitern übereinstimmend. Das Erntedankfest ist ein Beispiel dafür: Pfarre und Blasmusik luden gemeinsam zum Frühschoppen in den mit viel Geschmack renovierten Pfarrhof, wo die Frauen eine Spezialität anboten: 1.300 Krapfen – natürlich frisch aus der Pfanne. Überdurchschnittlich viele Vorderweißenbacher/innen arbeiten in sozialen Berufen. Dieses große „Grundwasserreservoir an Solidarität“ dürfte auch der Grund für das lebendige Ortsgeschehen sein. Den Bewohnern von Vorderweißenbach ist bewusst, dass jeder seinen Beitrag zur Gemeinschaft leisten muss. Als Gemeinde am ehemaligen „Eisernen Vorhang“ endet das Gemeinschaftsbewusstsein nicht an der Staatsgrenze zu Tschechien. Freundschaftliche Verbindungen zur tschechischen Nachbarpfarre Heuraffl sind selbstverständlich. Natürlich stößt die geplante Inbetriebnahmen des grenznahen Atomkraftwerks in Vorderweißenbach auf besondere Ablehnung.
Steckbrief
Vorderweißenbach liegt am Fuße des Sternsteins, der mit 1.125 Meter die höchste Erhebung des mittleren Mühlviertels bildet. Der Stern im Wappen verweist auf diese geographische Lage der Gemeinde. Der Wellenbalken spricht für den alten Ortsnamen Weißenbach, der 1292 erstmals urkundlich erwähnt wird. Der Ursprung der Pfarrkirche geht aber mit Sicherheit auf das 11. Jahrhundert zurück. Bereits diese Kirche dürfte ein Steinbau gewesen sein. Davon sind noch zwei romanische Kapitelle erhalten, die im heutigen Kirchenraum um den Marienaltar als Abschluss der tragenden Pfeiler zu sehen sind. Um 1680 wurde die Kirche renoviert und erweitert. Einen großen Um- und Anbau erfuhr die Pfarrkirche im Jahr 1948. Damals wurde die Kirchenachse nach Norden gedreht und der Hochaltar aus der Holzfachschule Hallstatt aufgestellt. Die letzte große Renovierung mit einem neuerlichen Zubau erfolgte im Jahre 1985. Die Kirche ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht, die Seelsorge den Zisterziensern des Stiftes Wilhering anvertraut. Die Pfarre zählt 1.800 Einwohner (die Gemeinde 2.070) und ist eine typische Landgemeinde mit vielen Pendlern.
Vielgesichtiger Gottesdienst
Vom Sühne-Kreuzweg bis zur Familienmesse
Die pfarrlichen Mitarbeiter/innen Vorderweißenbachs sind sich einig: Das Bewusstsein um die Verantwortung für die Kirche hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen.
Pfarrer P. Petrus freut sich über das vielfältige Engagement seiner Mitarbeiter/innen – vor allem in der Liturgie. So sieht darin niemand ein Problem, dass es keinen eigenen Mesner gibt. Mit großer Selbstverständlichkeit wird bei den Sonntagsmessen der Dienst von jenen übernommen, die im Altarraum sind: Kollektensammler, Kommunionspender oder Lektoren. Das Ergebnis: In Vorderweißenbach sind viele Gläubige mit dem Geschehen rund um den Gottesdienst vertraut.
Die Kranken gehören dazu
Mit dem „Gehet hin in Frieden“ ist der Gottesdienst in Vorderweißenbach nicht zu Ende: „Ein Teil der Liturgie besteht auch darin, dass die Kranken der Pfarre nicht allein gelassen werden“, so P. Petrus. Familienangehörige oder Nachbarn bringen Bettlägrigen und altersschwachen Menschen sonnntags die heilige Kommunion. Die Einbeziehung der Menschen, die nicht mehr in die Kirche kommen können, ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Katholische Frauenbewegung lädt jährlich Eltern und Täuflinge eines Jahres zu einer Lichtmessfeier in die Kirche. Danach gibt es im Pfarrhof ein gemütliches Beisammensein. Durchschnittlich werden in Vorderweißenbach pro Jahr 25 bis 30 Kinder getauft. Um die Heranwachsenden für den Gottesdienst zu begeistern, gestaltet ein Team von sechs Personen monatlich eine Kindermesse. Ebenfalls eine Attraktion für die Kinder bildet die Krippe. Die 60 cm hohen Figuren wurden von den Frauen der Pfarre angefertigt und ihre Zahl wird immer wieder erweitert. So sind die Kinder jedes Jahr auf die neuen Inszenierungen des Weihnachtsgeheimnisses gespannt. Neu gestaltet wurde die Nachtwache für die Verstorbenen. Die Vorbeter laden nicht nur zum Rosenkranzgebet ein, sondern erschließen der Trauergemeinde mit ansprechenden Texten das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu.
Blick auf Maria
Einen hohen Stellenwert nimmt in der Pfarrgemeinde die Marienverehrung ein. Im Mai wird zur gleichen Zeit an sieben Orten Vorderweißenbachs eine Maiandacht abgehalten. Zu diesen Gottesdiensten kommen bis zu 500 Gläubige. Von Mai bis Oktober lädt die Pfarre zu einem monatlichen Fatima-SühneKreuzweg, der zur Pfannkapelle führt.Die Jugend leistet ebenfalls ihren regelmäßigen Beitrag zum Pfarrleben. Sie verkaufen nach den Gottesdiensten Produkte aus der „Dritten Welt“.
Die Tauben des Pfarrers
Pfarrer P. Petrus Mittermüllner hat ein nicht alltägliches Hobby. Der Zisterzienser-Pater aus Wilhering züchtet Tauben. „Ich finde Entspannung und Freude, wenn ich in den Hof zu den Tauben gehe“, so P. Petrus. Er genießt es, wenn die Tiere sich auf ihm niederlassen: „Sie sind ein wunderschönes Symbol für die Verbindung von Freiheit und Vertrauen.“ Der Ordensmann hat auch in den Züchterverbänden einen hervorragenden Namen: Mit seinen Lockentauben hat sich P. Petrus schon bei landesweiten Bewertungen den Bundessieger-Titel geholt.
Pfarrsplitter
Zum Schmunzeln
P. Petrus Mittermüllner freute sich, dass viele Vorderweißenbacher beim Ausräumen der Kirche mithalfen, damit die Maler ans Werk gehen konnten: „In nur eineinhalb Stunden war die gesamte Kirche von den Heiligen befreit.“
Säulen
Maria Kaar versieht seit über fünfzig Jahren den Orgeldienst, Hedwig Ganglberger ist Ansprechpartnerin für Kirche, Pfarrheim und Pfarrhof.
Musik wird groß geschrieben
Musikalität ist den Vorderweißenbachern offensichtlich in die Wiege gelegt. Musikkapelle, Kinder- und Jugendchor sowie die Chorgemeinschaft gestalten regelmäßig die Gottesdienste mit. Ebenso tragen die vielen Musiklehrer aus der Gemeinde zu einer lebendigen Liturgiefeier bei.
Priesterreich
Aus der Pfarre stammen dreizehn Priester: Vorderweißenbach ist damit die „priesterreichste“ Gemeinde Oberösterreichs:HR DDr. P. Bernhard Ganglberger, ehem. Direktor des Gymnasiums in Wilhering; P. Richard Hofer, Pfarrer in Oberneukirchen; P. Klemens Schimpl, Subprior in Wilhering und Expositus in Lacken; P. Gabriel Mascher, Pfarrer in Innsbruck; DDr. P. Karl Hofer, Direktor am Gymnasium Wilhering; Konrad Waldhör, ehem. Militärseelsorger; P. Meinrad Brandstätter, Pfarrer in Zwettl; Stefan Enzenhofer, Pfarrer in Eberschwang; Konrad Enzenhofer, Pfarrer in Linz-Don Bosco; P. Wolfgang Haudum, Prior in Wilhering; P. Christian Brandstätter, Professor am Gymnasium Wilhering; P. Johannes Mülleder, Professor am Gymnasium Wilhering und Expositus in Dörnbach; Wilhelm Kern, Militärseelsorger.