Allianzen für das LebenDie Pfarre hält Bedeutung des arbeitsfreien Sonntags wach
Ausgabe: 2000/45, Schörfling
07.11.2000 - Josef Wallner
Die Gemeinschaft hat in der Pfarre Schörfling einen hohen Stellenwert, es kommt aber auch die Verantwortung für Glaube und Gesellschaft nicht zu kurz.
Der Sonntag muss arbeitsfrei bleiben. Die Allianz für den Sonntag bildet einen Schwerpunkt in der Pfarrarbeit Schörflings. Nach einer Pfarrgemeinderatsklausur wurden die Sonntagsgottesdienste zu diesem Thema gestaltet. Die Messfeiern schlugen in der Pfarre Wogen, daraufhin unterzeichnete auch die Gemeinde die Allianz. Ein Transparent über der Gmundner Straße erinnerte monatelang an das Anliegen des arbeitsfreien Sonntags.
Ideen für „Linz“
Was die Schörflinger besonders freut: Ihre Aktivitäten drangen bis in den Bischofshof nach Linz und Bischof Maximilian Aichern erbat sich die Gottesdienst-Unterlagen. „Wir werden das Anliegen des arbeitsfreien Sonntags nicht einschlafen lassen,” erklären Mitarbeiter der Pfarre. Um unbürokratisch und rasch helfen zu können, hat die Pfarre einen Sozialfond geschaffen, der mit 160.000 Schilling dotiert ist. Sie vergibt zinsenlose Darlehen in der Höhe bis zu 25.000 Schilling. Um Neid und Gerüchte von vornherein zu unterbinden, kennt nur Pfarrer Ernest Bauer die Namen der Kreditnehmer. Derzeit laufen acht Darlehen – ein Zeichen dafür, dass für das Unterstützungs-Angebot der Pfarre Bedarf besteht.
Menschengerechter Gottesdienst
Viel Mühe verwenden Pfarrer Bauer und seine Mitarbeiter auf eine ansprechende Gestaltung der Liturgie. So wird der Jahresschlussgottesdienst immer zu einem besonderen Erlebnis, ebenso die Firmfeiern. Der Fachausschuss für Kinderliturgie lädt einmal monatlich zu einem Kindergottesdienst in den Pfarrsaal. Drei Abende verwenden die Teams für die Vorbereitung eines einzigen Gottesdienstes. In der Region bekannt ist die Pfarre Schörfling für ihren Flohmarkt. Seit 21 Jahren gehört das Schulschluss-Wochenende der Unterhaltung, dem Handel mit Altem und Brauchbarem.
Steckbrief
Kaiser Maximilian II. hat am 14. Dezember 1567 Schörfling das Marktwappen verliehen. Die Wellen nehmen Bezug auf die Lage des Ortes am Attersee, der Turm verweist auf Schloss Kammer.Die Pfarre Schörfling zählt 4.773 Einwohner, davon sind 3.832 Katholiken, 403 evangelische Christen und 375 ohne religiöses Bekenntnis. Das Pfarrgebiet umfasst neben der Marktgemeinde Schörfling auch Ortschaften der politischen Gemeinden Lenzing und Aurach.Schörfling ist Sitz eines Dekanates, zu dem elf Pfarren gehören. Die Schörflinger Pfarrkirche ist eine zweischiffige Hallenkirche, ein Bautyp, der in der zweiten Hälfte des 15. Jh. im Attergau weite Verbreitung fand und eine unvergleichliche künstlerische Qualität erreichte. Vom gotischen Flügelaltar blieben zwei gefasste Holzreliefs erhalten, die heute die Chorwände zieren. Die qualitätsvollen Darstellungen der Heimsuchung Mariens und der Geburt Christi werden – wie die Marienstatue – dem bedeutenden spätgotischen Bildschnitzer Lienhard Astl zugewiesen. Er beherrschte an der Wende zum 16. Jh. mit seiner Werkstätte das Salzkammergut und das steirische Ennstal.
Die Jugend mischt sich ein
Pfarrgemeinde steht hinter den Aktivitäten der Jugendlichen
In der Pfarre Schörfling haben die Jugendlichen nicht nur Raum, die Erwachsenen nehmen an den Aktivitäten „ihrer Jugendlichen“ regen Anteil.
Die Ausstellung, die dreißig junge Schörflinger unter Leitung von Pastoralassistent Mag. Gerhard Pumberger über Anne Frank und die Ortsgeschichte von 1933 bis 1945 gestalteten, zählte innerhalb einer Woche über tausend Besucher. Mit ihren Bildern und Texten sorgten die Jugendlichen im Ort für angeregte, kontroversielle Diskussionen – bis an die Stammtische. Zu den interessantesten Stücken der Schau gehörte das Tagebuch Frieda Trauners. Die Notizen der Schwester des damaligen Dechants wurden erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Deren Inhalt ist brisant. In den Kriegsjahren notiert sie: „Die armen Irren und die verlassenen einsamen Alten werden nacheinander heimlich aus ihrer Zufluchtsstätte fortgeholt und aus der Welt geschafft, als nicht lebensberichtigt, und dass der Staat, wie er jetzt ist, die großen leeren Häuser bekommt. Wer hat Recht über die Lebensdauer eines Menschen (...)? Nur Gott allein.“ Für die Ausstellung, die im Rahmen eines Jahresprojektes „Gegen Rassismus und Diskriminierung erarbeitet wurde, erhielt die Schörflinger Pfarrjugend im Vorjahr den Hauptpreis für innovative Jugendarbeit des Landes Oberösterreich.
Fit für Gott im Jahr 2000
Zur Vorbereitung auf das Millenium beschäftigten sich die Jugendlichen mit ihren persönlichen Glaubensüberzeugungen. Unter dem Thema „Glaube im Bild“ wurde eingeladen, Fotos zu schießen, die die Beziehung zu Gott beschreiben. An die 70 junge Menschen machten mit, die besten Aufnahmen wurden in einem Jahreskalender veröffentlicht. Einen Schwerpunkt der Jugendarbeit bilden Aktivitäten für die 13- bis 15-jährigen. Damit sich die Kids nach der Jungscharzeit, die in Schörfling traditionellerweise mit der 2. Hauptschulklasse endet, nicht in alle Winde zerstreuen, bietet Pastoralassistent Pumberger erlebnisorientierte Gruppen für diese Altersstufe an. Das Arbeitsjahr mit den Jugendlichen endet in Schörfling jeweils Ende Mai. Denn die übermächtige Konkurrenz des Attersees lässt jedes andere Programmangebot verblassen, so der Pastoralassistent lächend. Warum in Schörfling die Jugend einen großen Stellenwert hat, erklären Pfarrgemeinderäte mit dem „Tandem“ Pfarrer - Pastoralassistent: „Wichtig ist, dass der Pastoralassistent die Initiativen setzt, ebenso wichtig ist aber, dass der Pfarrer die Aktiviäten nicht nur zulässt, sondern auch mitträgt.“
Pfarrsplitter
Eltern als Firmbegleiter
Seit 1989 setzt die Pfarre Schörfling auf die Firmvorbereitung durch die Eltern der Firmlinge. Jede Familie – meist sind es die Mütter – gestaltet eine „Firmstunde“ mit der Gruppe, zu der das eigene Kind gehört. All die Jahre hindurch haben bisher alle Eltern mitgemacht, in manchen Fällen hat die Patin ausgeholfen. „Für mich ist der Einsatz der Eltern ein Zeichen des Wirkens des Heiligen Geistes“, so Pfarrer Ernest Bauer.
Radfahrer- und Skatersegnung
Der Radfahrtag um den Attersee beginnt seit zwei Jahren mit einer Segnung der Pedalritter in Schörfling. Je nach Witterung kommen 20.000 bis 30.000 Radfahrer und nützen die Gelegenheit zum Erleben der herrlichen Landschaft um den See, ohne auf den Verkehr achten zu müssen. Die Skater wollten ebenfalls nicht ohne den Schutz Gottes unterwegs sein und holten sich deshalb auch den Pfarrer von Schörfling zur Eröffnung ihres ersten Skatertags.
Gäste sind willkommen
Schörfling ist wegen seiner Lage am Attersee bei Zweitwohnbesitzern sehr beliebt. Viele dieser Teilzeit-Schörflinger besuchen den Gottesdienst und sind in der Pfarre gern gesehene Gäste.
Hagel als Turbo
Aufgrund der schweren Schäden, die der Hagel im Juli 2000 am Pfarrheim anrichtete, wurde dessen Erneuerung früher als geplant in Angriff genommen. Im ausgebauten Dachgeschoss erhalten die Jugendlichen einen Meditationsraum und einen großen Gruppenraum.
Als der Attersee kochte
Den 4. Juli 2000 werden die Schörflinger so schnell nicht vergessen: Hagelschlossen schlugen in die Dächer „tennisballgroße“ Löcher. Die Oberfläche des Sees schäumte und sprudelte – als würde das Wasser kochen. Nach fünf Minuten war der Spuk vorüber. Die Schäden an Pfarrkirche, Pfarrhof und Pfarrheim betragen 3 Mio Schilling. Die Dachdecker der Region kommen mit den Arbeiten an den hunderten betroffenen Gebäuden nicht nach. Auch der Pfarrhof ist noch nicht gerichtet: Bei einem stärkeren Regen darf Pfarrer Bauer nicht vergessen, die Kübel auf dem Dachboden zu entleeren.