Zwei Jünger sind in ein Dorf namens Emmaus aufgebrochen. Unterwegs unterhalten sie sich über das, was sie im Augenblick bewegt – ihre Enttäuschung über das Ende all ihrer Träume durch den beschämenden Tod Jesu. Die Hoffnung, die sie mit der Person Jesu verbunden haben, scheint erloschen.
Wie diese beiden Jünger schauen auch wir gerne in Grenzerfahrungen einen vergangenen Lebensabschnitt noch einmal an. Wir erinnern uns an die frohen und traurigen Erlebnisse und fragen uns vielleicht, wo Gott wohl in diesen Situationen war. Wenn wir unser eigenes Leben als Ausgangspunkt für die Exerzitien im Alltag in den Blick nehmen: Was sind die Quellen, die Kraft, Energie und Freude spenden? Was sind die Wüstenstrecken, Zeiten der inneren Dürre, der Einsamkeit und des Verzichts? Wo war die Gegenwart Gottes – oder vielleicht auch die Abwesenheit Gottes – besonders stark spürbar?
Meine bunten Lebensfäden
Lassen Sie einmal ein Bild Ihres Lebens entstehen. Bereiten Sie dazu bunte Wollfäden, eine wasserfeste Unterlage und eine Schale mit Wasser vor. Dann setzen Sie sich hin und versuchen, innerlich still zu werden. Schauen Sie dann auf Ihr Leben, so wie Sie es in Erinnerung haben. Für jedes Ereignis, das in Ihnen auftaucht, nehmen Sie einen Faden in der Farbe, die Ihnen passend scheint, machen ihn nass und legen ihn auf die Unterlage. Machen Sie das auch so mit den weiteren Ereignissen und dazugehörenden Fäden. Sie können auch einen Faden für Gott auswählen und schauen, wie und wo er auf diesem Lebensbild Raum findet. Sie können die Übung auch mit Papier und Farbstiften machen oder auch nur die Ereignisse aufschreiben. Weitere Tipps für tägliche Übungen finden Sie im Buch „Aufbruch ins Weite. Exerzitien im Alltag.“ Lahn-Verlag ATS 196,–.
Tipps für Mutige – Teil 2:
Am Ende des Tages ein Blick zurück
Oft leben wir einfach nur gedankenlos vor uns hin. Da tut es gut, manchmal ganz bewusst zurückzuschauen.Ich nehme mir am Abend Zeit für einen Rückblick auf den Tag. Ich werde still und bitte Gott, mich auf meinem inneren Weg durch den Tag zu begleiten. Dann wende ich mich dem zu, was heute geschehen ist, in mir, mit mir, durch mich. Ich kann den Tag, Stunde für Stunde, Ort für Ort, Begegnung für Begegnung an mir vorüberziehen lassen. Ich bitte Gott, dass er den Tag „absegnet“, die Menschen, die Orte, die Ereignisse, mich selbst. Ich bitte ihn, dass er mit seinem Segen bei und in allem sein möge, was mir begegnet ist, dem Schönen und weniger Schönen. Ich versuche wahrzunehmen, wie ich diesen Segen spüre. Welches Bild entsteht in mir? Ich bitte ihn, mich mit seinem Segen zu begleiten und schließe mit einem Segensgebet ab.
Herr, vieles beschäftigt mich im Lauf des Tages.Ich lasse mich mitnehmen in den Lauf der Ereignisse, bin oft in Gedanken schon bei dem, was kommt. Lass mich innerlich da sein, bei allem, was ich tue. Hilf, dass ich den Augenblick leben und erleben kann.
Die wichtigste Gebetszeit für Ignatius von Loyola war der Tagesrückblick. Er kann uns zeigen, wie Gott in unserem Leben wirkt.
Mein Dasein verspüren
Stück für Stück meines Lebensschaue ich noch einmal an. Ich tauche ein in die Erinnerungen an die glücklichen und trostlosen Ereignisse meines Daseins.
Herr, ich möchte dein Dasein in allem wahrnehmen können. Dort, wo ich meinte, allein zu sein, deine Gegenwart spüren. Dort, wo ich dich nicht brauchte, deine Mitfreude fühlen. Und wenn ich jetzt nicht weiter weiß, auf dein Mitgehen vertrauen.