Die Bibel zeichnet uns viele Bilder von Gott. Doch wie schwer fällt es uns, manchen von ihnen Glauben zu schenken.
Ich denke dabei an die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das immer mit einem Hut auf die Straße ging, der eine besonders breite Krempe hatte. Irgendwann lüftete sie ihr Geheimnis um diesen Hut: Sie hatte Angst vor Gott. Denn man hatte ihr beigebracht, dass Gott aus dem Himmel auf die Menschen herabschaut und beobachtet, welche Fehler sie machen.
Ganz fremd wird dieses Gottesbild manchen von uns gar nicht sein. "Der liebe Gott sieht alles!", oder: "Wenn du nicht brav bist, dann ist der liebe Gott traurig!". Solche und ähnliche Sätze sind oft dick in unser Herz eingeschrieben, und es fällt uns schwer, anderen Gottesbildern Glauben zu schenken.
Am Beginn des Lukasevangeliums stellt Jesus seine Grundbotschaft vor: Er ist gesandt, um uns Gott nahe zu bringen, einen Gott, der für die Armen, die Gefangenen, die Blinden da ist. Viele Erzählungen der Bibel (z.B. die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste) zeigen uns Gott als einen, der das Leben begleitet. Jesus selbst hat Menschen geheilt und uns dadurch vermittelt, dass Gott unser inneres und äußeres Heil sucht. Und viele Berichte ermutigen uns, darauf zu vertrauen, dass wir auf Gott bauen können, dass er unser Fels ist.
Gott suchen und finden
Wenn wir uns mit der Bibel beschäftigen, mit anderen Menschen über den Glauben sprechen, Exerzitien im Alltag machen, dann drückt das unsere Sehnsucht aus, Gott zu finden, ihm nahe zu kommen. Es braucht Zeit und Aufmerksamkeit, damit wir die Gegenwart Gottes spüren können. Doch sie lässt sich nicht machen, sie bleibt Geschenk, oft sogar das Geschenk eines Augenblicks. Weitere Tipps für tägliche Übungen finden Sie im Buch „Aufbruch ins Weite. Exerzitien im Alltag.“ Lahn-Verlag ATS 196,–.
Eine gute Nachricht
So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Lukas 4, 16-19 Nora Bösch