„Du bist ein Schatz!“ – Wie gerne hören wir das von anderen Menschen. Ein „Schatz“ für jemanden sein, wichtig sein, kostbar sein, den Reichtum des anderen ausmachen.
Danach sehnen wir uns im Grunde unseres Herzens. Denn damit gibt er uns auch Ansehen, Anerkennung und Liebe. In den „Hoch-Zeiten“ von Beziehungen – und das nicht nur im engeren Sinn – spüren wir das auch deutlich. Aber der Alltag nimmt leider oft viel von diesem Glanz. Was bleibt, das ist die Sehnsucht nach dem Angenommen-sein.
Kostbar in den Augen Gottes
Stärker als diese Sehnsucht ist aber die Hoffnung, dass der andere Mensch mich im Grunde seines Herzens weiter liebt, auch wenn manches die Beziehung getrübt hat. Diese Hoffnung macht es möglich, dass der erste Schritt zur Versöhnung getan wird.
Verschiedene Stellen der Bibel zeigen uns, dass wir für Gott so kostbar sind. Jesaja schreibt es im 43. Kapitel, Lukas erzählt die Geschichte von der verlorenen Drachme und bringt die Freude der Witwe über das Wiedergefundene mit Gottes Freude in Beziehung (Lk 15, 8-10), Johannes zeigt Jesus als den guten Hirten, dem jedes einzelne Schaf seiner Herde wichtig ist (Joh 10, 11–21).
Mich lieben lassen
Diese Beispiele geben uns Grund zur Hoffnung, dass wir mit allem, was wir sind und was uns ausmacht, zu Gott kommen und darauf vertrauen können, dass er uns liebt, so wie wir sind.Im Bild von Sieger Köder sehen wir eine Szene aus dem Gleichnis des barmherzigen Vaters (Lk 15, 25–32). Der Vater umarmt innig den jüngeren Sohn, der zurückgekehrt ist. Ihre beiden Gestalten sind wieder eins geworden. Der ältere steht hinter der Mauer. Die Sehnsucht, ebenso diese Liebe zu spüren, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Vielleicht kann er sich nicht lieben lassen, weil er immer noch einen Grund für diese Liebe sucht und noch nicht verstanden hat, dass sie einfach Geschenk ist?
Tipps für Mutige – Teil 4
Einander die Hand reichen
Wenn wir uns mit jemandem versöhnen, so tun wir das meistens mit einem Zeichen: Wir geben uns die Hand, umarmen einander. - Auch ein Ritual kann helfen, dass ich mich mit einem Bereich meines Lebens versöhnen kann.Ich kann einen Sonnenblumenkern nehmen und ihn betrachten. Er ist hart und verschlossen. Ich lege ihn in eine Erde, gute Erde, und sorge in den kommenden Wochen dafür, dass er keimen, wachsen und blühen kann. Ich kann in dieser Zeit mein Leben mit diesem Samenkorn in Bezug bringen: Was ist hart und verschlossen in mir? Was ist der gute Boden, der mir Wandlung ermöglicht? Wer sorgt für mich, dass Seiten meines Lebens sich wandeln und zum Blühen kommen?
- Versöhnung kann zu einer Quelle neuer Lebensfreude werden. Als Zeichen dafür stelle ich in einer Schüssel Wasser vor mich hin, tauche langsam meine Hände ein und wasche sie darin. Ich kann auch mein Gesicht waschen und daran denken, was in mir rein und klar werden soll.
- Auf einige Zettel kann ich all das aufschreiben, was mich traurig oder wütend macht, was mich lähmt, wo ich nicht mehr weiterkomme, weil ich mir selber im Weg stehe, wo ich mir Versöhnung wünsche mit meiner Geschichte. Diese Zettel lege ich dann einzeln in eine Schale und verbrenne sie im Vertrauen, dass Gott meine Ohnmacht, meine Trauer und meine Schuld verwandeln wird.