Oberwang: Pfarre bei Dreikönigsaktion im oö. Spitzenfeld
Ausgabe: 2001/12, Oberwang,
20.03.2001 - Josef Wallner
Zupacken, wo es nötig ist, großzügig spenden und Treue zu den überlieferten Bräuchen: Das zeichnet die Pfarre Oberwang aus.
Wie in vielen Pfarren der Diözese Linz sind auch in Oberwang die Frauen die Säulen des Zusammenlebens. Eine Vielzahl von Initiativen hat die Katholische Frauenbewegung (KFB) mit ihren 150 Mitgliedern initiiert oder trägt sie noch immer mit: Vorbereitung der Kindersegnung, Spiegel-Gruppe, Gebetsabende, Bibelrunden und Wallfahrten. An den Festen des Kirchenjahres zeigt sich die Gemeinschaft, die den Ort Oberwang prägt. Zu Fronleichnam marschieren alle Vereine bei der Prozession mit und machen den Gottesdienst zur größten Feier im Jahreskreis. Mit beinahe ebenso großer Beteiligung wird das Erntedankfest begangen, das die KFB gemeinsam mit der Goldhaubengruppe und dem Trachtenverein vorbereitet. Überwältigend ist die Bereitschaft der Oberwanger, für Menschen in Not die Geldbörse zu öffnen. Das jährliche Spendenaufkommen ist mit etwa 420.000 Schilling gleich hoch wie das Pfarrbudget. Zu den „Top drei“ der Diözese Linz zählt Oberwang auch bei der Dreikönigsaktion. Die Gruppen der Könige und Königinnen werden von Mitgliedern des Jungscharchors verstärkt.
Erfolgreiche Könige
Die Bevölkerung honoriert die musikalisch ansprechend gestalteten Hausbesuche: 111.900 Schilling ersangen die Drei Könige im Jänner 2001. Jeder Bewohner Oberwangs – vom Säugling bis zu den Senioren – warf im Durchschnitt 75 Schilling in die Sammelkasse. Auch bei der Renovierung der Kirche packten die Oberwanger kräftig mit an. Von 1992 bis 1995 wurde die gesamte Barockeinrichtung der Kirche mit dem berühmten Guggenbichler Altar (siehe Seite 29) generalsaniert. Dann nahm man die Innenrenovierung des Gebäudes in Angriff und seit Herbst 1999 erstrahlt auch die Fassade der Kirche wieder in neuem Glanz. Bei der Außenrenovierung brachten die Pfarrmitglieder 82 Tage an „Robotleistungen“ ein. Zu den religiös-traditionellen Besonderheiten Oberwangs zählt der Bittgang um die Felder. Jeweils am Pfingstsonntag mittags treffen sich die Bewohner einer Ortschaft und gehen betend um ihre Wiesen und Felder. Dieser Flursegen dauert etwa eine Stunde. Jedes Jahr ist ein anderes „Haus“ zum Vorbeten eingeteilt.
Steckbrief:
Das Wappen von Oberwang (Dekanat Frankenmarkt) zeigt eine Hirschstange, die auf die Bedeutung der Jagd in der ländlich geprägten Gemeinde hinweist. Der Palmzweig stellt eine Beziehung zum Kirchenpatron, dem Martyrer Kilian her.
Oberwang liegt in einem waldreichen Hügelland, sechs Kilometer vom Mondsee entfernt. Der 1.570 Einwohner zählende Ort ist von der Landwirtschaft geprägt, obwohl in den letzten Jahren die Zahl der Vollerwerbsbauern rapide zurückgegangen ist. Rund 13 Prozent der Bevölkerung beziehen ihren Lebens-unterhalt aus der Landwirtschaft im Vollerwerb, 27 Prozent sind der Nebenerwerbslandwirtschaft zuzurechnen, 9 Prozent führen ein Gewerbe und 52 Prozent sind unselbstständig Erwerbstätige. Das Leben in der Gemeinde wird maßgeblich von den Vereinen geprägt.
Beinahe 98 Prozent der Oberwanger sind Katholiken. Der Ort wird erstmals ur-kundlich 1145, im Todesjahr des bei Oberwang ermordeten Abtes Konrad II. von Mondsee erwähnt. Die Kirche wird dabei eine Filiale von Mondsee, genannt. Die Wahl des heiligen Kilian als Patron der Pfarrkirche dürfte auf den heiligen Wolfgang zurückgehen, der als Regensburger Bischof 976 in Mondsee weilte und der ein Förderer der Kiliansverehrung war.
Barock zum Staunen
Die Pfarrkirche von Oberwang ist dem heiligen Kilian geweiht
Der barocke Hochaltar von Meinrad Guggenbichler ist das Prunkstück der Oberwanger Pfarrkirche. Als „Hauskünstler“ des Klosters Mondsee arbeitete Meinrad Guggenbichler (1649 bis 1723) auch in den Pfarren, die wie Oberwang seelsorglich vom Stift betreut wurden. Guggenbichler zählt zu den hervorragendsten österreichischen Bildschnitzern der Barockzeit. Der Oberwanger Altar stellt das Martyrium des Kirchenpatrons, des heiligen Kilian, dar. Das Werk ist – so das Urteil von Kunstexperten – in der „hohen Reifephase“ des Meisters um 1707/08 enstanden: Es zeigt den in die Knie gesunkenen Heiligen, den Blick flehend nach oben gerichtet, bedrängt von zwei mit Dolch und Schwert bewaffneten Häschern. Der gemalte Hintergrund, auf dem sich im oberen Bereich ein Wolkenputto plastisch vorwölbt, verstärkt noch die realistische Dramatik der Figurengruppe. Als Schreinwächter postieren zwei Guggenbichler-Figuren (hl. Wolfgang und der sel. Konrad). Noch aus dem späten 17. Jahrhundert stammt die schwarz-gold gefasste Kanzel. Aus der Werkstatt Guggenbichlers kommen die beiden Seitenaltäre (Josefs- und Marienaltar).
Besinnung und Kunst in der Konradkirche
Die Filialkirche St. Konrad ist untrennbar mit der Künstlerin Lydia Roppolt verbunden. Etwas außerhalb von Oberwang liegt am Fuß des bewaldeten Kulmberges die gotische Kirche St. Konrad. Ihren Ursprung verdankt das Gotteshaus dem Kult um den Mondseer Abt Konrad II. Bosinlother. Der Abt wirkte als bedeutender Reformer und ordnete die Besitzverhältnisse des Klos-ters. Dadurch schuf er sich Feinde, die ihn 1145 im Kulmwald bei Oberwang erschlugen. Die Kirche in ihrer heutigen Form wurde 1450 erbaut und war Ziel einer bedeutenden mittelalterlichen Wallfahrtsbewegung. Das Gotteshaus gilt wegen seiner klaren Formen als ein Juwel der Gotik. Über die benediktinische Laiengemeinschaft von Erzabt Jakobus Reimer (St. Peter, Salzburg) war die Künstlerin Lydia Roppolt zeitlebens in Kontakt mit der Konradkirche und bereicherte deren Ausstattung mit ihren eigenen Werken. Roppolts Glasfenster, Orgel, Kruzifix, Grabkapelle und Fastentuch geben der Kirche ein unverwechselbares Aussehen.Jährlich findet in der Konradkirche auch ein Kulturfestival statt. Im Rahmen der Aktion „geöffnet“ erläutert der Kunst-historiker Dr. Erich Kaessmayer am Sonntag, dem 25. März 2001 die Entstehung der Konradkirche und ihre Kunstwerke. Maria Novacek gibt an der Konradorgel um 15 Uhr ein Konzert. Anschließend sind die Besucher ins nahe Atelier von Lydia Roppolt (+ 1995) eingeladen.
Weitere Informationen: Veronika Widlroither, Tel. 06233/82 39.
Pfarrsplitter:
Kirchenchor
Der Kirchenchor trägt zu einer lebendigen Feier der Liturgie bei. Der Chor ist auch in der Lage Begräbnisgottesdienste an Werktagen „zu singen“. Mehrmals im Jahr spielt die Trachtenmusik-kapelle bei Messfeiern.Für den Blumenschmuck der Kirche sorgen die beiden Mesnerinnen Franziska Schoßleitner und Johanna Staudinger.
Verwaltung der Pfarre
Nach dem Tod von Pfarrer KonsR Karl Krawinkler im Jänner 1992 wurde die Pfarrverwaltung und die Finanzgebarung ehrenamtlichen Mitarbeitern des Pfarrge-meinderates übertragen. Erst Pfarrer Josef Kreuzhuber, der mit 1. September 1999 die Pfarre übernahm, hat wieder alle Kompetenzen der Pfarrleitung. PGR-Obmann Anton Paarhammer hat mit großer Umsicht die „Amtsgeschäfte“ geführt: „Wir haben alles darangesetzt diese Jahre bestens zu überbrücken.“