Gottesdienstgestaltung hat in Losenstein hohen Stellenwert
Ausgabe: 2001/16, Losenstein, Pfarrreportage
17.04.2001 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Kirchenbesuch und das Plaudern nach dem Gottesdienst: Das macht für die Losensteiner einen Sonntag zu einem „richtigen“ Sonntag.
Von den 1770 Losensteinern kommt sonntags jeder Dritte in die Kirche. „Der Gottesdienst und die Gemeinschaft haben bei uns eine besondere Bedeutung“, freut sich Pfarrer August Walcherberger. Zu diesem lebendigen Miteinander leisten viele Pfarrangehörige ihren Beitrag. So singt bei den Messfeiern neben dem Kirchen- und dem Jugend-chor auch ein Jugendleiterchor. Ehemalige Führungskräfte der pfarrlichen Jugendarbeit haben sich zusammengefunden, weil sie gerne musizieren und – trotz Kindern und beruflicher Verpflichtungen – weiterhin am Pfarrleben mitgestalten wollen.
Einen besonderen Platz gibt die Pfarre auch den Familien und hat für alle, die am Sonntag gerne ein wenig länger schlafen, die Gottesdienstzeiten geändert. Einmal im Monat findet um 10.30 Uhr eine Familienmesse statt. Die Frühaufsteher verzichten dabei auf ihren Gottesdienst um 7.30 Uhr, die 9-Uhr-Messe wird davon nicht berührt. Die Änderung ist Ergebnis einer Elternbefragung, die über Schule und Kindergarten durchgeführt wurde.
Einen geistlichen Impuls hat die Pfarre auch durch die Seminarreihe „Heilen durch Liebe“ erhalten. An die einhundert Leute kamen jeweils zu den Vortrags-abenden von P. Florian Mauhart aus Kremsmünster.Ein Bild in der Kirche macht deutlich, wie die Losensteiner ihr Leben in der Pfarre verstehen. Es zeigt einen Garten, die Beete versinnbildlichen die einzelnen Gruppen und Aufgaben. Pfarrer Walcherberger: „Die Darstellung ist einen Einladung an alle Losensteiner am Projekt Pfarrgarten mitzuarbeiten.“
Steckbrief:
Der Panther im oberen Teil des Losensteiner Gemeindewappens verweist auf das Adelsgeschlecht der Losen-steiner, die seit dem 13. Jahrhundert auf dem heutigen Burgberg der Gemeinde sesshaft waren. Das mit Nägeln durchstoßene Herz war das Zeichen der Losensteiner Nagelschmiede, die schon 1498 ihre erste Zunftordnung erhielten. Im Jahr 1775 befanden sich von den insgesamt 154 Nagelschmiedwerkstätten in Oberösterreich 138 Betriebe in Losenstein und Tern-berg. Die letzte Nagelschmiede Losensteins stellte 1956 die Produktion ein. Die Pfarrkirche ist dem heiligen Blasius geweiht. Der Chor wird in das 14. Jahrhundert datiert, die Erweiterung des Langhauses wurde 1514 abgeschlossen.
Zu den Kostbarkeiten der Kirche gehören vier gotische Glasfenster. Losenstein be-sitzt eine der ältesten Glocken Oberösterreichs. Die Glocke aus dem Jahr 1340 entging während des Ersten und Zweiten Weltkriegs der Beschlagnahmung und der Einschmelzung für Kriegs-zwecke. Aus der Pfarre Losenstein stammen die als Kirchenmusiker bekannten Brüder Kronsteiner, deren Kompositionen der Kirchenchor besonders pflegt. Den Text des Erzherzog-Johann-Jodlers verfasste der Heimatdichter Anton Schosser.
Glaube bewährt sich Alltag
Losenstein: Christentum ist praktisch
Die abwechslungsreich gestalteten Gottesdienste sind ein Standbein des Pfarrlebens, das zweite besteht in einem Christentum, das anpackt und hilft.Wenn im Jahr 2003 die Umfahrung von Losenstein fertig gestellt ist, hat die Katholische Männerbewegung daran wesentlichen Anteil. Die Proteste der Männer öffneten den Politikern die Augen für die Verkehrslawine, die durch den Ort rollte. Nach Jahren leerer Versprechungen blockierten die Männer 1980 für eine Viertelstunde die Bundesstraße 115. Eine erste wichtige Etappe wurde vor mehr als einem Jahrzehnt eröffnet, der Abschluss ist in Bau. Auch eine erfolgreiche Dritte-Welt-Aktion hat in der KMB Losenstein ihren Anfang genommen. Die Männer verkaufen Zierbesen, die Schüler aus Uganda angefertigt haben. Mit dem Erlös finanzierten die KMB und Gruppen, die die Idee aufgriffen, bereits hunderten Kindern den Schulbesuch für ein Jahr.Die Pfarre hat sich kürzlich auch der lokalen „Agenda 21“ angeschlossen. Das Programm unterstützt die Entwicklung der politischen Gemeinde. Die Pfarre nimmt an den dafür vorausgehenden Umfragen teil und will im Gleichschritt mit der Gemeinde ein Leitbild entwickeln. Um alte und kranke Menschen in der Pfarre kümmert sich der Caritas-Fachausschuss. Vierzehntäglich bekommen alle Pfarrangehörigen Besuch, die in den Krankenhäusern Steyr und Sierning zur Behandlung sind. Auch die Losensteiner in den Altenheimen der Region werden nicht vergessen. Zum Seniorennachmittag, für den ebenfalls die Pfarr-caritas verantwortlich ist, kommen bis zu 60 ältere Menschen. Wenn Familien in Schwierigkeiten geraten, wird ein „Helfer in der Not“ aktiv, der Familienhelferinnen organisiert. Viele Mitarbeiterinnen der Pfarre haben im Cursillo und in der Kath. Frauenbwegung ihre geistliche Heimat.
Pfarrsplitter:
Kirchenschmuck
Die Pfarrkirche zieht wegen ihres Blumenschmucks auch Besucher aus den benachbarten Orten an. Sonntag für Sonntag prangt das Gotteshaus in frischer Blütenpracht. Die Losensteiner lassen sich den Schmuck ihrer Kirche jährlich einen ansehnlichen Geldbetrag kosten. Die Summe wird bei Begräbnissen anstatt von Kranzspenden gesammelt.
Fußwaschung „praktisch“
Jährlich finden im Landesjugendheim Losenstein in der Karwoche Sporttage für Behinderte statt. Nach dem Gottesdienst am Gründonnerstag gestaltet der Pfarrcartias-Ausschuss für die behinderten Gäste einen Ge-meinschaftsabend. Die Mitarbeiter der bereits zur „guten“ Tradition gewordenen Veranstaltung: „Das ist unsere Form der Fußwaschung.“
Bischofsbesuch
Am Samstag, den 21. April 2001 wird Diözesanbischof Maximilian Aichern die Pfarrvisitation beginnen. Höhepunkt ist die Firmung am Weißen Sonntag. 52 Jugendliche haben sich auf den Empfang des Sakramemtes vorbereitet, indem sie praktische Aufgaben für die Pfarre oder für Menschen, die Hilfe brauchen, übernommen haben.
Pfarrblatt
Seit 1976 erscheint der Blasiusbote. Aus bescheidenen Anfängen ist ein informatives Medium geworden. Das Pfarrblatt wird sechsmal im Jahr mit der Post – persönlich addressiert – den Bewohnern zugestellt. Die Pfarre steckt in die Verbreitung ihrer „guten Botschaften“ viel Geld. Doch das Echo ist so groß, dass sich der Blasiubote finanziell beinahe selbst trägt. Besonders wichtig ist den Pfarrblatt-machern die „spirituelle Seite“ ihres Mediums. Niemals fehlen aber auch die aktuellen Berichte.