Von der Faszination eines handwerklichen BerufesHermann Öhlinger hat Theologie studiert und wollte Priester werden. Doch dann entschied er sich für einen anderen Beruf: Werkzeugmacher.
„Du wirst dich doch nicht dreckig machen“, höre ich noch immer sagen.Ich hatte damals nach dem Theologiestudium eine Lehre als Werkzeugmacher begonnen... Priester werden oder pastoraler Dienst, das konnte ich mir von der Art der Arbeit nicht mehr vorstellen... Lehrer, das würde für mich und alle Beteiligten zur ständigen Qual, das war mir klar....und irgendwo einfach unterkommen ohne Ausbildung dafür?, nein, das wollte ich nicht.Wenn schon, dann wollte ich etwas von Grund auf lernen...und was Manuelles sollte es sein.Werkzeugmacher? Diesen Beruf lernte ich erst durch ein zufälliges Gespräch kennen; aber „umfassende Ausbildung in der Metallbearbeitung“ und „Genauigkeit“, das reizte mich – war für mich doch sonst die Arbeit mit Holz etwas, was ich sehr gerne hatte.
Ich weiß, meine Faszination für Metall und für die dem jeweiligen Werkstoff entsprechende Bearbeitung, die dazu erforderliche Genauigkeit, können viele nicht teilen – Metall ist doch einfach nur kalt, sagen sie.Die gemeinsame Arbeit an einem Werkstück im Schichtbetrieb fordert heraus, besonders, wenn sie über mehrere Tage dauert. Dann: Der spannende, erlösende Moment: „Fertig! – Abspannen!“Späne, Gusstaub, Öl, Kühlmittel, Lärm. Das gehört auch dazu – das ist die Kehrseite.
Arbeit, die mir entspricht
Und immer wieder wurde mir bewusst: Gott sei dank habe ich diesen Schritt gemacht. Das ist die Arbeit, die mir entspricht.Dann hat man mir angeboten, in die Konstruktion und die Programmierung für Maschinen zu wechseln. Aber ich wollte doch eine manuelle Arbeit...nicht wieder nur sitzen!Mit dem Gedanken, auch wieder aufhören zu können, wenn’s mir nicht gefällt, bin ich bis heute dort, bin ständig herausgefordert durch technische Weiterentwicklungen … und noch immer verbunden mit denen, die das, was in unserer virtuellen Welt entsteht, in oft monatelanger Arbeit zum greifbaren Produkt werden lassen. Als letztes Glied in der Produktionskette sind sie dem größten Termindruck ausgesetzt Mit ihren Ideen und Erfahrungen wird das das „Know how“ weiterentwickelt.
Was kann es Besseres geben als seine Fähigkeiten im Beruf zu entfalten? Und doch tut er hin und wieder weh: dieses unausgesprochene Etwas, das in Gesprächen oder beim Lesen oft in der Luft liegt: „Ist nicht die Arbeit mit Menschen die eigentliche Berufung und all das andere Berufung zweiter, dritter Klasse?“Aber wie tut es wohl, wenn wir es bei all den wichtigen und nebensächlichen Dingen dieser Welt mit „Berufenen“ zu tun haben!„Du wirst dich doch nicht dreckig machen“,.....noch immer tut mir die Geringschätzung, die Verachtung vieler Menschen weh, die in diesen Worten mitschwingt.
Kommentar:
Wie entdecken Menschen ihre Berufung?
Ist es meine Berufung? Oder bilde ich mir bloß ein, für etwas berufen zu sein? „Das Finden des Willens Gottes bleibt eng mit dem Sich-Einlassen auf die eigene Lebenslinie verbunden“, meint der Theologe Michael Schneider. Es gelte, „meine Fähigkeiten und Stärken, meine Grenzen und Schwierigkeiten“ gut zu orten und abzuklären. Berufung wird so zum Lebensprojekt, indem ein Mensch sich selbst von Gott durchdringen lässt. Auch wenn es dabei um das Entdecken seiner selbst geht, beruft sich ein Mensch doch nicht einfach selbst. Er entdeckt sich im Spiegel auf andere hin, auch in dem, was ihm vom Anspruch des Wortes Gottes widergespiegelt wird. Er achtet sich selbst und andere nicht gering, sondern vertaut, dass ihm die Antwort Gottes in diesen entgegenkommt.
Konkret:
Für junge Leute
Im Geistlichen Zentrum der Franziskanerinnen in Vöcklabruck sind junge Menchen willkommen, sei es auf einen kurzen Besuch, zum Atemholen oder auch länger, um sich selber, anderen Menschen und Gott zu begegnen. Man kann dort franziskanische Spiritualität und auch das Ordensleben kennen lernen. Man bekommt so Impulse für eine bewußte Lebensgestaltung, in welchem Beruf auch immer.