Am dritten Adventsonntag geht es um ein Freilegen wie bei den geheimen Kammern hinter Pharao Tutanchamuns Grab. Die Grundschicht des Glaubens, auf der jede kirchliche Verkündigung aufbaut, blitzt aufL. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2015/50, Freude
09.12.2015 - Matthäus Fellinger
Was verbirgt sich dahinter? Mit Spannung erwarten Forscher, was sich in den mittels Hochtechnologie georteten geheimen Kammern hinter Pharao Tutanchamuns Grab im ägyptischen Tal der Könige befindet. Vielleicht die Gebeine der Königin Nofretete? Es hat eine bemerkenswerte Faszination, dieses Abtragen von Schichten, wie es etwa ein Restaurator vollzieht, um unter unscheinbarem Verputz auf ein längst vergessenes Bild zu stoßen. Am dritten Adventsonntag geht es um ein solches Freilegen. Die Grundschicht des Glaubens, auf der jede kirchliche Verkündigung aufbaut, blitzt auf, auch wenn sich noch so viele Schichten an Geschichte darübergelegt haben: Nichts anderes findet man dort als – Freude. Tiefste, echte Freude. Deshalb nennt man diesen Tag „Sonntag Gaudete“ – den Sonntag, an dem man sich freuen soll. Die Freude ist die Grundschicht des Glaubens. Wer sie wegkratzt, zerstört das Evangelium. Deshalb zünden manche am dritten Adventsonntag eine andersfarbige, eine rosa Kerze am Adventkranz an. Sie steht für diese Freude. Aber man muss das gar nicht so wichtig nehmen – man soll sich die Freude nicht von Bräuchen zudecken lassen.