Der Weltgebetstag der Frauen ist die größte ökumenische Basisbewegung in Österreich. Beten und handeln ist das Motto.
In 450 Orten in Österreich wird am ersten Freitag im März der Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Für Johanna Eisner verbindet der Weltgebetstag mehrere Anliegen, die ihr gerade für unsere Zeit besonders wichtig erscheinen: das Zeugnis des gemeinsamen Glaubens an Jesus Christus; das Hinhören auf die Hoffnungen und Sorgen von Frauen aus anderen Ländern und das Offensein für deren Kultur und deren Art, den Glauben zu feiern; die gelebte Solidarität durch Information und konkrete Hilfsprojekte. Mit der Weltgebetstagskollekte – im Vorjahr waren es zwei Millionen Schilling – „können wir keine großen Sprünge machen. Dennoch ermöglicht unser Teilen Frauen oftmals einen eigenständigen Anfang, etwa durch Kleinkredite, die sie als Frauen sonst nicht bekämen“, meint Johanna Eisner. In den letzten Jahren wurden von Österreich aus verstärkt Frauenprojekte in Osteuropa unterstützt. So etwa konnten orthodoxe Nonnenklöster in Rumänien und Mazedonien, dem Österreich zugewiesenen Schwerpunktland, durch diese Hilfe ihre Bildungs- und Sozialarbeit aufbauen. Es war auch das Weltgebetstagskomitee, das 1994 erstmals in Österreich über den Einsatz israelischer und palästinensischer Frauen für Frieden und Gerechtigkeit informierte. Durch persönliche Kontakte und die Übernahme von Reisekosten unterstützt Österreich auch den Aufbau des Weltgebetstages der Frauen in den exkommunistischen Reformländern.
Mehr Anerkennung
„Informiert beten – betend handeln“ ist das Motto des Weltgebetstags. Dabei stoßen die Frauen auf mancherlei Schwierigkeiten, berichtet Johanna Eisner. In der von ihr im Namen des Nationalkomitees des Weltgebetstages verfassten „Standortbestimmung“ zum ökumenischen Sozialwort werden sie deutlich angesprochen. „Ökumene und eigenständige seelsorgliche Arbeit von Frauen sind im Leben der Kirchen Randbereiche.“ Der Weltgebetstag werde oft als bloße Frauenangelegenheit abgetan und in den Planungen der Pfarrgemeinden kaum berücksichtigt, obwohl sich die Einladung zur Mitfeier an alle richte. Sie bekomme auch immer wieder Rückmeldungen, wo sich Amtsträger in die Gestaltung der Liturgie einmischen oder den Frauen den Kirchenraum verwehren, sagt Eisner. Andererseits sei es für sie eine Freude zu erleben, wie beim Weltgebetstag Frauen immer selbständiger Aufgaben übernehmen bis hin zur Predigt. Die ökumenische Klimaeintrübung im Herbst habe auch den Weltgebetstag getroffen. Bestehende Ängste und Verhärtungen hätten zugenommen, berichtet Eisner.Von der Gesellschaft (Politik) fordert Eisner im Namen des Weltgebetstags (Bericht zum Sozialwort) u. a. einen entschiedeneren Einsatz für Entwicklungszusammenarbeit und Menschenrechte, eine größere Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit (Berufs- und Pensionsbonus, Kulturermäßgungen u. a.) und die Zurücknahme der Erlagscheingebühren für Spenden und des erhöhten Zeitungsportos.
Zur Sache:
Fest: 25 Jahre Weltgebetstag
Vor 25 Jahren wurde das Nationalkomitee für den Weltgebetstag der Frauen in Österreich errichtet. Am vergangenen Samstag wurde das mit einem Fest gefeiert, zu dem viele Weltgebets-Verantwortliche aus allen Regionen Österreichs zusammenkamen.
Die im 19. Jahrhundert in Amerika entstandene Weltgebetstagsbewegung kam Anfang der 50er Jahre nach Österreich. Zunächst feierten Frauengruppen jeweils im Rahmen ihrer Kirchen den Weltgebetstag mit. Aber bereits im Jahr 1956 entstand ein Ökumenischer Arbeitskreis für den Weltgebetstag; die Altkatholikin Elfriede Kreuzeder und die Methodistin Luise Schwarzinger gehörten zu den Pionierinnen. Für katholische Frauen hat erst das Konzil das Feld bereitet, bei diesem ökumenischen Gebetstag mitzumachen. Helene Esterhazy von der Katholischen Frauenbewegung und Christine Gleixner knüpften die ersten Kontakte. Esterhazy setzte sich dafür ein, den katholischen Frauengebetstag (Mariä Verkündigung) zu gunsten des ökumenischen Gebetstages aufzugeben. 1971 machte die Katholische Frauenbewegung erstmals offiziell beim Weltgebetstag mit.
Der Anstoß zur Gründung eines Nationalkomitees kam von außen. Man wollte die internationale Bewegung auf ein sicheres Netzwerk von Länderkomitees aufbauen. In Österreich sind zehn christliche Kirchen und Gemeinschaften gleichberechtigt im Nationalkomitee vertreten.