Nicht das Besondere, sondern das Alltägliche prägt hier die Seelsorge
Ausgabe: 2001/21, Frankenmarkt, Pfarrreportage, Johann Grömer,
22.05.2001 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Ein schmucker Markt – wenngleich die Bundesstraße 1 mit ihrem Verkehr die linke und die rechte Seite des Marktplatzes durchschneidet. Hinter der einen Häuserreihe liegt die gotische Kirche, innen im Rokokostil gestaltet. Der Kirchenraum mit der geschwungenen doppelten Empore wirkt wie ein Theaterraum.
Das ist Frankenmarkt. Das bürgerlich-liberale Ortszentrum einerseits, die Dörfer mit ländlicher Prägung im Umkreis. Auch zwei Kirchenmentalitäten stoßen hier zusammen – oder finden zueinander, je nachdem. KonsR Johann Grömer ist seit 18 Jahren Pfarrer hier. Einige Jahre, sagt der 66-jährige, wird er wohl noch bleiben, aber die Verantwortung für die zweite Pfarre Weissenkirchen hat er abgegeben. Nicht besondere Höhepunkte, sondern die alltäglichen Anforderungen der Seelsorger gut zu gestalten, ist ihm wichtig. Gerade letzten Samstag und Sonntag gab es doch Höhepunkte. Bischofsvikar Josef Mayr hat am Samstag die 14-jährigen gefirmt. Tags darauf war Erstkommunionfeier.Gerade in einer Pfarre, in der Stände und Schichten mit so unterschiedlicher Mentalität nahe beisammenleben, sind Menschen, die eine gemeinsame Basis des Verstehens schaffen wollen, wichtig.
Pfarrgemeinderatsobmann Johann Oberascher ist ein solcher. In aller Nüchternheit versucht er, das Mögliche zu tun: Ausgleichen, wenn Spannungen da sind. Kirche ist nicht wie ein Amt, bei dem man sich über dies und das beschweren kann, Kirche sind wir selber, meint er. Und genau dieser Kirche, der Kirchengemeinschaft von Frankenmarkt, will er seine Fähigkeiten auch zur Verfügung stellen. Und: „Dass die Leute in der Kirche immer weniger werden, damit möchte ich mich nicht einfach abfinden.“
Menschen und auch Mitarbeitern in der Pfarre immer wieder Mut zu machen, sich nicht von Schwierigkeiten abhalten zu lassen, das sieht er als die Hauptaufgabe seiner Funktion als Pfarrgemeinderat. Frauen, die sich zum Beispiel um den monatlichen Kleinkind-Gottesdienst kümmern, brauchen manchmal diese Ermutigung. Eine sehr attraktive Pfarrbücherei mit Internet und modernen Medien steht ebenfalls unter seiner Leitung.
Steckbrief:
Bahnreisende merken es kaum. Auf der Strecke Salzburg-Wien erreicht die Westbahnstrecke im Gebiet von Frankenmarkt ihren höchsten Punkt.1225 wird Frankenmarkt, am südlichen Ausläufer des Kobernaußerwaldes gelegen, erstmals erwähnt. Im Jahr 1236 erhielt die von „Franken“ bewohnte Ansiedlung das Marktrecht und es wurden wöchentlich Märkte abgehalten. Die günstige Verkehrslage ist bis heute gegeben, durch Westbahn und Bundesstraße.
Eine 1160 errichtete Kirche wurde 1394 umgebaut. Um das Jahr 1513 wurde die jetzige Kirche errichtet. Als eine der wenigen Kirchen des Landes hat die Pfarrkirche zwei Patrozinien: Die Kirche selbst ist dem hl. Nikolaus geweiht. Der Altar mit dem Altomonte-Bild stammt aus dem Linzer Karmelitinnenkloster und wurde von Kaiser Joseph II. den Frankenmarktern geschenkt. Er ist auf die hl. Theresia von Avila geweiht. Nach einem Brand 1759 wurde die Kirche mit dem Rokokoschmuck versehen.Im „Kaplanstöckl“ lädt die bekannte wiederhergestellte barocke Frankenmarkter Prunkkrippe zur Andacht.
Hier hat das Leben einen Sinn
Sich für andere einzusetzen, bereichert auch das eigene Leben, erzählen Frankenmarkter Pfarrgemeinderäte.
„Ich nütze meine Freizeit nicht für Sport, sondern für die Gemeinschaft“, erzählt Dietlinde Märzendorfer. Gemeinschaft, das sind für sie vorwiegend ältere Menschen der Pfarre, Kranke, die es zu besuchen gilt. „Für mich ist das auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Älterwerden“, erzählt sie, belastend und schön zugleich. Wenn um die Fünfzig die Lebensperspektiven auf einmal ins Schwanken geraten, kann man von anderen, die diese Phase vor sich haben, Stand fürs Leben gewinnen. Beruflich hat die Lehrerin vor allem mit Kindern zu tun. In ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Sozialkreis spannt sich der Bogen hin zum anderen Ende des Lebens.
Glaube und Kirche hat auch tief ins Leben des Ehepaares Herta und Johann Gottschik eingegriffen. Er kam als Evangelischer aus Siebenbürgen hierher. Anlässlich der Hochzeit wurde er katholisch, weil das damals so erwartet wurde. Später kehrte er zu seiner ursprünglichen Konfession zurück. Heute ist Ökumene selbstverständlich geworden. In Frankenmarkt gibt es eine kleine evangelische Gemeinde. Die katholischen und evangelischen Frauen begehen jährlich gemeinsam den Ökumenischen Weltgebetstag.Das Kirchenjahr mit seinen Festen bildet für Hermine Hofmann das Grundgerüst ihres Lebens als Christin. Als sie vor 20 Jahren von der Schwiegermutter bei einem Flohmarkt angesprochen wurde, kam sie zur Frauenbewegung – und ist seit langem Obfrau. Heuer feiert sie mit den 188 Mitgliedern das 50-Jahr-Jubiläum.
Für Renate Jedinger ist es vor allem das Pfarrblatt, für das sie sich engagiert: Es freut sie einfach, wenn die Arbeit ihres Teams gelobt wird – oder auch die Messgestaltung mit rhythmischen Liedern. Früher waren solche Messen fast verpönt. Heute sind sie die best besuchten Gottesdienste. Die Mühe bei der Auswahl der Lieder und Texte lohnt sich.
Pfarrsplitter:
Der Kirchturm der Pfarrkirche muss saniert werden. Mit einem Flohmarkt letzten Herbst, mit einem Pfarrkaffee und einer Abendveranstaltung mit dem Frankenmarkter „Lawinenquartett“ wurden schon Geldmittel aufgetrieben. 2,5 Millionen Schilling kostet die Sanierung.
Jugend und Jungschar. Trotz großer Bemühungen gibt es zur Zeit keine Jugendgruppe. Bei der Jungschar ist allerdings ein „Neustart“ gelungen, weil sich mit Andrea Krimbacher eine junge Frau gefunden hat, der das ein besonderes Anliegen ist. Alle zwei Jahre ist Pfarrfirmung.
Wallfahrten. Im Mai pilgern die Bewohner von Asten und Kritzing jährlich nach Mondsee – fünf Stunden dauert der Gang. Im Herbst gibt es die Fußwallfahrt nach Maria Schmolln. Im September wird immer zu einer Bergmesse auf der Loipesbacher Höhe geladen.
Mission. Seit 1980 hat die Missionsrunde ca. 920 Pakete verschickt. 700 Strickdecken haben sie seither angefertigt. Allein Karoline Pichler hat rund 100 Decken gestrickt. Seit 15 Jahren kommt P. Clemens aus Nigeria als Urlaubs-Aushilfspriester nach Frankenmarkt.
Maiandachten. Drei Mal in der Woche werden bei den Marterln und Kapellen der Pfarre Maiandachten gehalten. Sie sind in der Bevölkerung sehr beliebt.
Bildungswerk. Kons. Gerhard Hofmann leitet das Katholische Bildungswerk. Ein breit gefächertes Angebot von Vorträgen bis zu Theaterfahrten wird geboten.