Ausgabe: 2001/23, Eberstalzell, Heinrich Horninger, Siebenbürgen, Jidvei,
06.06.2001 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
„Wir nennen unsere neuen Räume bewusst Pfarrheim und nicht Pfarrzentrum“, erklärt Pfarrgemeinderats-Obmann Heinrich Horninger: „Unser Zentrum bleibt die Kirche.“
Noch ist das neue Pfarrheim nicht eingeweiht – die Räume werden aber schon bestens genutzt. Was Pfarrer P. Anton Schierl OSB sehr freut: „Was nützt das schönste Pfarrheim, wenn kein Leben drinnen ist?“ Aber darüber kann der Benediktiner aus Kremsmünster nicht klagen: Kirchliche Feiern und Feste haben in Eberstalzell einen großen Stellenwert und der Kirchenbesuch ist – wie es Pfarrer P. Anton ausdrückt – verhältnismäßig gut. Die Lebendigkeit der Pfarre zeigt sich auch in der Gestaltung der Sonntagsgottesdienste. Neben Ministranten, Lektoren und Kommunionhelfern sind auch Woche für Woche Kantoren im Einsatz. Einmal im Monat gestalten Schülerinnen mit ihrer Gitarren-Rhythmusgruppe die Sonntagsmesse.
In den letzten Jahren wendeten die Mitarbeiter/innen viel Zeit für die Erneuerung und den Zubau zum Pfarrheim sowie zur Erweiterung der Pfarrbibliothek auf. Beide Vorhaben kosteten 8,76 Millionen Schilling. Mehr als 3.000 unentgeltliche Arbeitsstunden und 2,5 Mio Schilling brachte die Pfarre auf. Diözese Linz, Land OÖ, Gemeinde und Stift Kremsmünster unterstützten die Bauvorhaben. Worauf der Pfarrgemeinderat von Eberstalzell stolz ist: Trotz aller zeitlichen und finanziellen Belas-tungen seit Planungsbeginn im Jahr 1996 kamen die sozialen und geistlichen Vorhaben nicht zu kurz. Mehr darüber auf den folgenden Seiten.Pfarrheim und Bibliothek werden am 10. Juni nach der Festmesse um 9. 30 Uhr eingeweiht.
Steckbrief:
Der Eber ist das redende Sinnbild für den Gemeinde-namen und zugleich ein Hinweis auf die Verbindung mit dem Stift Kremsmünster, dessen Wappen ebenfalls ein Eber ziert. Eberstalzell gehört zum Dekanat Pettenbach und ist dem Stift Kremsmünster inkorporiert. Die 1956/57 fertig gestellte, in Naturstein gemauerte Autobahnbrücke wurde als für den damaligen Stand der Technik bemerkenswertes Bauwerk in das Wappen aufgenommen. Die Pfarre zählt 2.200 Einwohner/innen und ist ländlich geprägt. In den vergangenen Jahrzehnten hatte die Gemeinde einen starken Zuzug zu verzeichnen. Die erste Erwähnung Eber-stalzells findet sich in der Stiftungsurkunde von Krems-münster (777 n. Chr.). Das heutige Gotteshaus wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und ist dem heiligen Ulrich geweiht. Die neugotischen Altäre und die Kanzel gestaltete Josef Unterberger. Über dem Hochaltar befinden sich spätgotische Fresken, die das dornenge-krönte Haupt Jesu zeigen, umgeben von Evangelistensymbolen, den Namenszügen für Jesus und Maria und von vier Wappenschilden. Ein weiteres Fresko stellt den hl. Ulrich dar. Erwähnenswert ist auch die Kreuzigungsgruppe im Vorraum der Kirche.
Über den Tellerrand hinaus
Die Partnerschaft mit dem Dorf Jidvei in Siebenbürgen ist für die Eberstalzeller ein Stück europäische Ost-Erweiterung.
Das 500-Jahr-Jubiläum der Pfarrkirche 1994 war nicht nur Anlass für eine Festschrift, sondern die Pfarrcaritas unter Leitung von Elfi Huber hat auch ein Sozialprojekt initiiert. Über 600.000,– Schilling wurden für das Friedensdorf MIR in Kroatien gesammelt, wo jetzt behinderte Menschen auch in einem „Eberstalzeller-Haus“ wohnen. Bereits zwei Jahre später wagte sich die Pfarre an ein neues Vorhaben. Sie versprach ein Drittel der Bau-kosten für eine Kirche im rumänischen Jidvei zu finanzieren. Aus den veranschlagten 150.000 Schilling sind schließlich 250.000 geworden und – was wichtiger ist – eine Partnerschaft mit den Menschen des Dorfes. „Eine arme Pfarre mitleben lassen“, so bringt P. Anton Schierl den Sinn der Aktivitäten auf den Punkt: „Nicht die Sammlungen allein sind entscheidend, sondern die Beziehungen.“ So sind zu dem griechisch-katholischen Pfarrer Joan Rosca und zu seinem evangelischen Kollegen freundschaftliche Beziehungen gewachsen. Die Partner in Rumänien können sich auf die Unterstützung aus Ebers-talzell verlassen. Am 13. Juni bricht der zehnte Hilfstransport nach Jidvei auf. Neben Spenden von Kleidern und Haushaltsgegenständen werden auch bedürftige Einzelpersonen unterstützt. So bekam ein Jugendlicher ein Blutzucker-Messgerät, damit er mit seiner Krankheit besser leben kann. Finanziert wird die Partnerschaft mit Jidvei aus den Einnahmen des monatlichen Pfarrkaffees, der dafür ins Leben gerufen wurde.
Pfarrsplitter:
Der Pfarrer als Imker
P. Anton Schierl ist seit 1992 Pfarrer in Eberstalzell. Der Benediktiner gehört dem Stift Kremsmünster an und war bis 1992 Pfarrer im Wallfahrtsort Mariazell. Als Imker steht er in einer alten Kremsmünsterer Tradition. Schon in der Gründungsurkunde des Stiftes ist die Bienenzucht erwähnt.
Geistliche Berufe
Aus der Pfarre Eberstalzell stammen fünf Priester und sieben geistliche Schwestern. Für Sr. Aloisia veranstaltet die Katholische Frauenbewegung jährlich eine Kirchensammlung und unterstützt damit ihre Missionsarbeit in Südafrika.
Bibliothek der Pfarre
Unter Leitung von Johann Pramhaas verwalten 22 Mitarbeiter/ innen die 4.600 Medien (Bücher, Videos, CDs) in der neuen Öffentlichen Bibliothek der Pfarre. In der Bücherei können auch fair gehandelte Produkte aus der „Dritten Welt“ gekauft werden.