Das Miteinander funktioniert. „Wenn man die Weitersfeldner braucht, sind sie da“, sagt Pfarrer P. Alois Leitner.
Da waren zum Beispiel 40 bis 50 Männer, als es galt, das alte Pfarrheim zu renovieren. Durch 5.700 Robotstunden ersparten sie der Pfarre viel Geld. Da ist die Katholische Frauenbewegung, die mit 157 Mitgliedern sehr viel Lebendigkeit in die Pfarre bringt. Da sind die Kinder. So kamen zum Jungscharstart vorigen Herbst 50 Kinder. Da sind viele Laien, die Dienste in der Pfarre übernehmen. So teilen sich zum Beispiel drei Männer den Mesnerdienst.Verlass ist auch auf den Pfarrgemeinderat (PGR). Er steht hinter der Anhebung des Firmalters von zwölf auf dreizehn Jahre. Die erste Firmung in diesem Sinn gibt es heuer am 30. Juni durch Bischof Maximilian sein. Am Tag zuvor visitiert er die Pfarre. Er wird dabei auch hören, dass der PGR das „Jahr der Jugend“ aufgegriffen und die Jugendarbeit zum Arbeits-Schwerpunkt gemacht hat.
Etwa 20 junge Leute zwischen 14 und 20 Jahren treffen sich regelmäßig im Pfarrheim – es ist eine schöne Frucht dieses Weitersfeldner Pfarrverständnisses. Weil sich Menschen wie die beiden Hauptverantwortlichen für die Jugendarbeit und die Jungschargruppen, Daniela Wansch und Maria Haghofer, engagieren, wachsen Gruppen zusammen. Auch die Gemeinde packt mit an – als Mandatsträgerin des Pfarr-Kindergartens oder bei der Finanzierung der Neugestaltung des Kirchen-Vorplatzes. Noch viele wären zu nennen, die ebenfalls da sind, weil sie gebraucht werden (siehe auch nächste Seite).Mit Stanislaus Cernin-Kinsky hat Weitersfelden einen Patronatsherren. Patronats-Pfarren sind heute selten. Der Patronatsherr hat Rechte. Er muss bei der Pfarrer-Bestellung gefragt werden. Ihm ist die Kirchenrechnung vorzulegen. Andererseits ist er bei Bau-Maßnahmen als Finanzhelfer gefragt. Hier schließt sich die Klammer: Auch der Patronatsherr trägt bei zum „Da-Sein, wenn man gebraucht wird“.
Steckbrief:
„Der Zusammenschluss der Gemeinden zur Mühlviertler Almregion greift“, sagt P. Alois Leitner, Pfarrprovisor in Weitersfelden. Vor zehn Jahren noch sank die Bevölkerungszahl. Der Trend konnte gestoppt werden. Wirtschaftlicher Aufschwung bringt Hoffnung, weil man sich – die acht Gemeinden des Gerichtsbezirks Unterweißenbach – zusammengetan hat und an einem Strang zieht. So siedelten sich in Weitersfelden neue Betriebe an. Die Nahversorgung funktioniert, neue Arbeitsplätze entstehen. Für solch erfreuliche Wirtschaftsdaten sind nicht zuletzt die Textilwerkstatt verantwortlich, die Schafwolle der Bauern der Umgebung verarbeitet, und die Bäckerei Honeder, die schon mehrere nationale und internationale Auszeichnungen errang. Die gute Gastronomie, eine Glaserei und gleich sechs Tischlereien sowie ein Einkaufsmarkt sind weitere Pluspunkte der Nahversorgung. Die Bauern der Region können im Markt ihre Produkte verkaufen. Zudem halten sie regelmäßig auf dem Parkplatz Bauernmärkte ab.Auch die Pfarre spürt diesen Aufwind der Region, zu dem sie manches selber beiträgt – etwa durch Angebote für die Jugend, die sich regelmäßig im neu renovierten Pfarrheim trifft.
Wanderung und Wandlung
Als Volk Gottes unterwegs, offen für Neues, gestützt durch Gemeinschaft „In den Gemeinden der Mühlviertler Alm gibt es noch ein intaktes kirchliches Leben. Auch die Gäste in unserer Region sind herzlich eingeladen, sich als ,Einheimische auf Zeit’ zu fühlen und am kirchlichen Geschehen teilzunehmen.“Diese einladenden Sätze kann der Internet-Surfer auf der Homepage der Gemeinde Weitersfelden finden, auf der sich auch die Pfarre vorstellt (www.weitersfelden. at/kirche/kircheframe.htm). Einladung könnte auch als Titel über dem Selbstverständnis der Pfarre stehen. Pater Alois Leitner, Marianist in Freistadt, seit 1998 Pfarrprovisor in Weitersfelden, verwirklicht mit seinem Pfarrteam ein konziliares Kirchenverständnis. Wanderung und Wandlung sind dabei zwei wichtige Begriffe von Kirche: Das Volk Gottes ist unterwegs und nimmt die Herausforderungen auf sich, die der Aufbruch aus der „befestigten Stadt“ in eine sich wandelnde Gesellschaft mit sich bringt.
Einheit, Einigung und Gemeinschaft sind dem Pfarrer wichtige Werte. „Das Wort Gottes und die Teilnahme am sakramentalen Leben sind Wasser und Manna für die Christen.“ Die Sonntagsheiligung hat einen hohen Stellenwert. Auch für den Kaufmann Heinrich Riepl, der als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates und Mesner engagiert ist. Sein Geschäft hat lange Öffnungszeiten wochentags, aber sonntags bleibt es geschlossen. So ist es ein Verdienst vieler, dass die Pfarre Gemeinschaft pflegt und am Sonntag in besonderer Weise diese Gemeinschaft feiert. Sie tun es als Ministranten, Lektoren, Kirchenschmückerinnen, als Kirchenchormitglieder (auch die Stubenmusi, die Saitenmusi und die Blasmusikkapelle gestalten Messen mit), in der Pflege des Friedhofs, wenn sie Kranke zum Gottesdienst fahren ...Pfarrer P. Alois Leitners Resümee: „Bei uns gibt es ein seltenes, schönes Zusammentreffen von Leuten mit breit gefächerten Begabungen, die auch bereit sind, in der Pfarre etwas beizutragen.“
Pfarrsplitter:
Männer
Etwa 50 Mitglieder hat die Katholische Männnerbewegung (KMB) der Pfarre. „Ein wichtiges Anliegen ist uns, dass der christliche Glaube in den Familien erhalten bleibt“, sagt der Obmann der KMB, Walter Hinterkörner. Eine der KMB-Aktivitäten sind die Weihnachts-Besuche bei allein stehenden Männern. Manches machen die Männer auch ge-meinsam mit der Katholischen Frauenbewegung. Etwa den Besinnungstag oder heuer eine gemeinsame Fahrt zu den Passionsspielen nach St. Margarethen.
Frauen
Die Katholische Frauenbewegung (KFB) ist eine tragende Stütze des Pfarrlebens. „Fast für alle Belange gilt: Wohin soll ich mich wenden?“ bringt es Pfarrer Leitner auf den Punkt, „und man bekommt bei den Frauen Unterstützung“. Monatlich trifft sich der Mitarbeiterinnenkreis zu Planung und Bibelarbeit. Palmbuschen- und Osterkerzen-Verkauf (Reinerlös geht an soziale Einrichtungen) sowie Einkehrtage gehören zum Jahresprogramm der KFB. Ebenso sind Fixpunkte der Besuch der Mütter von Neugeborenen, die Bewirtung bei der Erstkommunionfeier, der jährliche EZA-Markt mit Pfarrcafé und natürlich auch, „dass wir unsere Gaudi haben“, erzählt die Pfarrsekretärin Gertraud Bauer, die auf Dekanatsebene die KFB leitet.
Soziales
„Aktion Leben“ und „Hospizbewegung“ werden finanziell unterstützt. Lange Zeit hat Franziska Müller den Krankenbesuchsdienst organisiert und viele Besuche selbst geleistet. Vieles wird von der öffentlichen Hand wahrgenommen. Die Zusammenarbeit mit dem „Sozialmedizinischen Betreuungsring“ funktioniert gut. Altpfarrer Ludwig Buchegger hat für pfarrliche Notfälle einen Sozialfonds gegründet, der weiterhin gut funktioniert.