Jedes Jahr eine gute Tat – so hat es sich Vöcklamarkt vorgenommen
Ausgabe: 2001/41, Vöcklamarkt, Pfarre,
09.10.2001 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Sprechstunden: Tag und Nacht nach Vereinbarung. So steht es am Türschild des Pfarrhofes von Vöcklamarkt.
„Ich verstehe mich nicht als Hirte der Pfarre, sonderen als Hirtenhund.“ So sieht sich Pfarrer Mag. Josef Gratzer. Hirte ist Jesus, und die Freude zu wecken, mit Jesus zu leben – das möchte er in der Pfarre bewirken. Vor einem Jahr ist Josef Gratzer nach Vöcklamarkt gekommen – in eine damals spannungsgeladene Situation, nachdem es eine gewisse Polarisierung um den Weggang des früheren Pfarrers gegeben hat. Ein Jahr danach ist die Situation deutlich entspannt: „Es geht wieder um die Pfarre und nicht mehr um persönliche Befindlichkeiten“, meint Pfarrgemeinderats-Obmann Horst Stadler. „Tragt den Frieden mit nach Hause“, fordert der Pfarrer die Gläubigen beim Friedensgruß auf. Die Pfarre hat tatsächlich wieder zum Frieden gefunden und – so Stadler – „es ist kein unguter Schatten mehr da.“ Also kann sich die Pfarre wieder dem widmen, was Christen eben tun sollen. Vöcklamarkt tut viel. Jedes Jahr hat sich die Pfarre um ein größeres Projekt versammelt. Zuletzt war das eine Kosovo-Finanzaktion. Ein „Projekt der Hoffnung“ hilft beim Aufbau in Monte- negro. Ebenso haben die Vöcklamarkter für ein Trainingszentrum für behinderte Kinder im Kosovo gespendet. Und die Aktion „Ein Dach über dem Kopf“, bei dem Pfarrangehörige halfen, acht Häuser einzudecken, liegt noch nicht lange zurück. Maria Mair wiederum hat einen Erholungsaufenthalt für ukrainische Kinder organisiert. Pfarrer Gratzer versucht, mit allen gut ins Gespräch zu kommen. Dass er selbst in der Nacht zum Gespräch bereit ist, zeigt sich auch in seiner Mitarbeit beim privaten katholischen Rundfunksender „Radio Horeb“. Jeden Sonntag um Mitternacht steht er in seinem eigenen Studio für Hörerfragen zur Verfügung. In Vöcklamarkt ist der Kirchenbesuch in den letzten Jahren gestiegen. Das blieb so, als die Gottesdienstzeiten zu Gunsten der Nachbarpfarre Fornach verändert werden mussten, weil Gratzer dort ebenfalls zuständig ist.Zur Zeit hat Gratzer einen „Kaplan“. Fr. Peter Okey Nwankwo aus Nigeria studiert in Linz Caritaswissenschaften. Seit zehn Monaten wirkt er auch als Seelsorger in Vöcklamarkt – und fühlt sich wohl hier. Er schätzt die Wärme, mit der man ihm begegnet – und fürchtet die Kälte des Winters, die wieder bevorsteht. Wenn’s gar zu kalt wird: Bei der Teestunde der Senioren – jeden Dienstag – wird er sich aufwärmen können. Ein eigenes Team bereitet diesen wöchentlichen Senioren-Höhepunkt vor. Seit vielen Jahren werden auch die Kranken der Pfarre in den Spitälern besucht.
Steckbrief:
Rund 5000 Katholik/innen zählt Vöcklamarkt. Im Wirtschaftsraum um Vöcklabruck finden zwar viele im eigenen Ort Arbeit – namhafte Firmen haben hier ihren Sitz, viele pendeln aber auch nach auswärts. Nach der Pflicht-schule besuchen die Jugendlichen die Schulen von Vöcklabruck – wohl mit ein Grund, warum es in Vöcklamarkt keine kirchliche Jugendgruppe gibt. Für die meisten Bauern ist die Landwirtschaft inzwischen zum Nebenerwerb geworden. Über die mehr als 500 Jahre alte Pfarrkirche, mit dem fast 80 Meter hohen Kirchturm, hat die ehemalige Lehrerin Gertrud Mader einen ausgezeichneten Kirchenführer geschrieben, der demnächst erscheinen wird. Dem Hochalter hat sie schon 1998 eine schrifliche Würdigung gewidmet. Dieser wurde bis 1999 unter Pfarrer Mag. Karl Natiesta restauriert. Zur Zeit wartet die Pfarre auf die neue Orgel. 2003 wird sie geliefert, die alte Orgel wird in Zagreb weiterklingen.
Elf Feuerwehren in einer einzigen Pfarre
Gleich elf Feuerwehren haben im Pfarrgebiet Vöcklamarkt ihren Sitz. Was sollte da noch passieren können? Es passiert tatsächlich viel in Vöcklamarkt – an Gutem allerdings. Neben den großen jährlichen Sozialaktionen – siehe Seite 28 – kann sich auch der Alltag von Vöcklamarkt sehen lassen. Da ist zum Beispiel das Pfarrblatt – sehr sauber und routiniert gestaltet. Die Kinderseite im Pfarrblatt hat beim letzten Pfarrblatt-Wettbewerb einen Preis erhalten. In der jüngsten Ausgabe liest man beispielsweise über den Wechsel im Team des Bildungswerkes. Max Köpl hat von Mag. Franz Gebetsberger die Leitung übernommen. Das erste Jahresprogramm steht bereits fest – damit fragende und suchende Menschen Orientierung bekommen können.Nicht weil die Gefahren so groß wären, braucht es hier elf Feuerwehren. Es zeugt eher vom regen Gemeinschaftsgeist in den vielen Vereinen.
Das zeigt sich auch in der sehr starken Ministrant/innen-Gruppe. Der Sommerausflug führte sie heuer nach Deutschland. Und dann darf Vöcklamarkt stolz auf den Chor sein. Für die Finanzierung der Orgel hat er CDs eingespielt: den Kronsteiner-Kreuzweg und die Matthäus-Passion von J. S. Bach.
Pfarrsplitter
Organist seit 54 Jahren
„Alles, was er in die Hand nimmt, klingt“, sagt man in Vöcklamarkt über Johann Permanschlager. Der heute 86-Jährige ist nicht nur seit 1947 Organist in der Pfarre – heute einer aus dem vierköpfigen Organisten-Team. Rund 300 Vöcklamarkter/innen haben beim ehemaligen Straßenmeister mit dem absoluten Gehör ein Instrument gelernt. Christian Köpfle leitet das Orgel-Team.
Eine sehr besinnliche Pfarre
Jeden Freitagabend, 20.30 Uhr, ist in der Pfarrkirche „Anbetung“. Rund 60, 70 Leute kommen dazu regelmäßig, auch aus umliegenden Pfarren. – Das ist ein Zeichen, wie sehr Menschen sich geistlich herausfordern lassen. Im Meditationsraum des Pfarrhauses trifft sich an jedem ersten Donnerstag im Monat eine Meditationsrunde. Friederike Stadler bereitet diese vor.
Bildung
Zur Bildung in der Pfarre trägt neben dem Bildungswerk (siehe links) auch die Bücherei – gemeinsam von Pfarre und Gemeinde getragen – bei. Um den Bestand zu aktualisieren, gab es heuer einen Flohmarkt. Und die Weihnachts-Buchgeschenke organisiert man sich in Vöcklamarkt auch am besten über die Bücherei.
Pfaffing
Monatlich wird in der Kirche von Pfaffing Gottesdienst gefeiert. Mit großem persönlichem Einsatz von Bürgermeister Johann Hofinger wurde die bereits sehr desolat gewesene Kirche liebevoll restauriert. So wurde sie als Plakatmotiv zum „Tag des Denkmals“ auserkoren. Rund 1500 Einwohner zählt Pfaffing. Die Renovierung der Kirche hat zum Ortsbewusstsein sehr beigetragen.