St. Quirinus im Linzer Stadtteil Kleinmünchen wird mit den Pfarrmitgliedern älter.
11.000 Menschen leben im Gebiet von St. Quirinus. Mehr als 6.000 davon sind katholisch, 3.500 aus der Kirche ausgetreten, und von den übrigen Einwohnern sind die meisten Muslime. Bis vor fünf Jahren zählte die Pfarre etwa 20.000 Einwohner. Für 9.000 ist seither die Seelsorgestelle Auwiesen zuständig. In Auwiesen wohnen viele junge Familien – die zweite Generation der Zuzügler in Kleinmünchen. Vor allem Mühlviertler haben sich als Arbeiter der VOEST oder der Chemie Linz in Kleinmünchen angesiedelt. Die nächste Generation ist weggezogen. In den Wohnungen war kein Platz für sie, und nur die wenigsten sind zurückgekommen. Die Pfarrangehörigen in St. Quirinus sind damit im Durchschnitt älter geworden. Das findet auch Niederschlag in der Arbeit der Pfarre. Es gibt eine Geburtstags-Briefaktion. Zum 70., 80., 85. Geburtstag und dann jährlich erhalten Jubilarinnen und Jubilare ein Billett mit Glückwünschen der Pfarre. Wöchentlich feiern Kaplan oder Pfarrer im Seniorenheim in der Dauphinestraße Gottesdienst. Und beim Tag der Älteren der Pfarre spielt das „Quirinus-Terzett“: Pfarrer, Kaplan und Pastoralassistentin.
Die meisten Aktionen führen Frauen durch. Es gibt vier Gruppen: Das „Erstkommunionteam“ ist aus der Vorbereitungsgruppe für eine Erstkommunion entstanden und gestaltet die Kinderliturgie. Die Frauenoase ist eine frühere Mütterrunde, es gibt noch das Müttertreff und eine Gruppe von Frauen ab 70 Jahre, die unter anderem jedes Jahr rund 2000 Palmbesen fertigen und verkaufen. Den Erlös erhält die Pfarr-Caritas.
Die Männer in St. Quirinus treffen sich auch zu spirituellen Themen, sie sind aber eher bei konkreter Arbeit bereit mitzuhelfen.Eine umfangreiche Aufgabe in der Pfarre ist der Krankenhaus-Besuchsdienst. 20 bis 30 Personen besuchen Pfarrmitglieder in vier Krankenhäusern. Wöchentlich sind das etwa 32 Besuche.
Anliegen Jugendarbeit
Ein großes Anliegen in Kleinmünchen ist die Jugend. Firmlinge müssen mindestens 14 Jahre alt sein. Pastoralassistentin Karin Rathmaier legt großen Wert darauf, dass sich die Jugendlichen selbst anmelden. Es gibt drei Jugend- und zwei Jungschargruppen, die derzeit eifrig an den Vorbereitungen für den Adventbasar mit der Kath. Frauenbewegung arbeiten. Besonders bei den Kindern spürt die Pfarre, dass sie älter wird. 2001 waren 50 Kinder bei der Erstkommunion, in den „besten Zeiten“ waren es um 200.
Steckbrief:
Die Pfarre St. Quirinus hat ein eigenes Wappen entworfen. Der Mühlstein steht für den Pfarrpatron, den heiligen Quirinus von Siscia. Quirinus amtierte um 300 als Bischof von Siscia, dem heutigen Sissek in Kroatien. Als er sich weigerte, den Götzen zu opfern, wurde er mit einem Mühlstein um den Hals ertränkt. Die Pfarre St. Quirinus ist dem Augustiner Chorherrnstift St. Florian inkorporiert. Auch der hl. Florian wurde der Legende nach mit einem Mühlstein ertränkt.
Eine weitere Verbindung gibt es zur Wirkstätte des hl. Quirinus – Kroatien. Seit etwa dreißig Jahren feiert die kroatische Gemeinde Sonntagsgottesdienste in der Pfarrkirche. Ursprünglich waren es Gastarbeiter, die in der VOEST oder Chemie Linz arbeiteten und sich hier getroffen haben, später kamen viele als Flüchtlinge vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien.Das Grün im Wappen symbolisiert das Grün in der Pfarre – den Wasserwald. Die Pfarre wurde 1784 gegründet. Sie hat sich seither stark verändert: vom Bauerndorf zum Stadtteil von Linz im Jahr 1923. Die Kirche wurde 1906 „eingeweiht“. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg arg beschädigt und danach wieder aufgebaut.
Eine Wochentags-Pfarre
St. Quirinus begegnet den Menschen im Alltag
„Kleinmünchen ist ein Stadtteil, wo man nur wohnt und nicht lebt“, sagt Pfarrer Kastberger. Das spielt natürlich auch ins Pfarrleben.Viele Menschen in Kleinmünchen „leben“ woanders. Am Wochenende sind sie weg und auch für die Pfarre unerreichbar. Kleinmünchen ist, was die Nationen betrifft, bunt gemischt. Kaplan Reinhard Bell unterrichtet Religion in den Volksschulen und erlebt dort Kinder aus etwa 15 verschiedenen Nationen.In der jüngeren Vergangenheit sind viele Bosnier/innen nach Kleinmünchen gekommen. Vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien war die größte ausländische Bevölkerungsgruppe türkisch. Kleinmünchen war aber schon früher Zuzugsgebiet. In den 50er-Jahren sind Flüchtlinge aus Ungarn gekommen. Mit der Öffnung der Grenzen zum „Osten“ waren es Polen und Rumänen. Wohnen ist in diesem Stadtteil billig.Viele Mütter mit ihren Kindern und Flüchtlinge leben am Existenzminimum. Oft hilft die Pfarre spontan „Es gibt kein System, wie wir da etwas ändern könnten“, sagt Pfarrer Kastberger. „Wenn jemandem die Delogierung droht, zahlt halt die Pfarre die Miete.“ Zum Schutz vor „auswärtigem Ansturm“ müssen Hilfesuchende einen Meldezettel vorweisen. Für das nötige Geld ist nicht zuletzt der Kreis „Feste und Feiern“ zuständig. Der Erlös aus Veranstaltungen kommt der Pfarr-Caritas und den Notfällen zugute.
Anonymität als Schutz
Für Pfarrer Franz Kastberger soll die Pfarre ein Ort sein, wo diese Menschen ein Gefühl für Heimat finden können, unabhängig davon, wie sehr jemand „Christ“ ist. Nicht nur für Menschen aus anderen Ländern, sondern auch mit unterschiedlichen Lebenssituationen. Viele fühlen sich bestimmt auch deshalb wohl in St. Quirinus, weil die Anonymität einer Stadtpfarre Schutz sein kann. Pfarrer Kastberger denkt dabei zum Beispiel an wiederverheiratete Geschiedene.
Pfarrsplitter
Pfarrblatt
Es gibt 6.000 Haushalte in St. Quirinus. Die Pfarre gestaltet monatlich ein Gemeindeblatt für Kirchenbesucher/innen, die es auch für Interessierte mitnehmen. Etwa zwei Mal im Jahr gibt es ein Pfarrblatt, das in alle Haushalte ausgetragen wird.