Ausgabe: 2001/50, Lindorfer, Haslach an der Mühl, Jungschar, Advent,
11.12.2001 - Matthäus Fellinger
Am Zusammenfluss der Großen und der Steinernen Mühl liegt Haslach. Ein Mühlviertler Markt mit einem Mühlviertler Schicksal.
Drei Buchstaben waren in der Neuauflage des Haslacher Kirchenführers zu korrigieren. Aus dem „ist“ wurde ein „war“. Der Webermarkt Haslach „war“ lange Zeit das Zentrum der Webereien des Oberen Mühlviertels heißt es nun im neuen Text. Nur mehr zwei Textilbetriebe gibt es heute. Vor einer Generation waren es immer um die acht. Das benachbarte Rohrbach als Wirtschaftszentrum hat dem traditionellen Markt Haslach viel wirtschaftliche Substanz genommen. Dort befinden sich die Geschäfts- und Einkaufszentren der Region, mit Autos leicht erreichbar. Eine große Tischlerei ist wichtigster Arbeitgeber, auch das Bezirksaltenheim steht in Haslach. In Rohrbach befinden sich die Schulen, die auch die Haslacher Jugend nach der Hauptschule besucht.
3000 Katholiken zählt die von den Schlägler Prämonstratensern betreute Pfarre Haslach. Herr Mag. Franz Lindorfer kam 1991 als Diakon hierher. Die Priesterweihe zu Pfingsten 1992 in der Pfarrkirche Haslach war für viele ein eindrucksvolles Erlebnis. 1997 wurde Lindorfer Pfarrer in Haslach – als Nachfolger einer sehr markanten Priestergestalt, des Herrn Benedikt Pendlmayr, der drei Jahrzehnte hier gewirkt hat. Die Pfarre Haslach war in seiner Zeit bei Kirchensammlungen stets an der Spitze aller Pfarren der Kirche Oberösterreichs. Dass die Haslacher nicht nur dem Pfarrer zuliebe gegeben haben, zeigt, dass das auch unter dem Nachfolger nicht viel anders geworden ist.
Erstmals hat Haslach seit heuer keinen Kaplan mehr. Der erst zu Adventbeginn zum Diakon geweihte Mag. Florian Sonnleitner – ebenfalls Schlägler – wirkt in seinem Pastoraljahr jetzt als Diakon in der Pfarre. Als er nach Haslach kam, fiel ihm die engagierte Mitfeier der Gläubigen beim Gottesdienst auf. Die Kirche ist bei den beiden Sonntagsmessen immer voll. Statt einer dritten Sonntagsmesse wird jetzt auch eine Vorabendmesse gefeiert.
Steckbrief:
Salz, Leinen und Stein. Diese drei Produkte haben Haslach groß gemacht. Dem Salzhandel nach Böhmen verdankte der Markt Entstehung und Wohlstand im Mittelalter.
Salz, Leinen und Stein
Am Ende des Mittelalters war Haslach Zentrum der Steinmetzkunst, vor allem durch die Steinmetzfamilie Getzinger. Die Pfarrkirche Haslach gilt als die bedeutendste spätgotische Kirche im Land, die herrlichen Steinrippengewölbe zeugen bis heute von dieser einstigen Kunst der heimischen Handwerker. Die Erzeugnisse der Haslacher Leinenweber und -händler waren in der ganzen Monarchie verbreitet. Das Webereimuseum, gleich neben der Kirche, dokumentiert diese Epoche. Seit 1583 gibt es einen eigenen Priester für die Gemeinde. Ursprünglich wurde Haslach vom Stift St. Florian aus betreut. Der Ort war, obwohl schon Markt, eine Tochterpfarre von St. Oswald. 1642 kam die Pfarre vom Stift St. Florian zum Stift Schlägl, das bis heute den Seelsorger für Haslach stellt. Das Pfarrgebiet geht über das Gemeindegebiet deutlich hinaus.
Advent in Kirche und Dorf
Haslach hat viel für kranke und alte Menschen übrig
Rund 80 Leute kommen jetzt im Advent jeden Freitag zu den Rorate-Messen um 6 Uhr morgens in die Pfarrkirche. Adventlich geht es auch in den Dörfern zu. Jährlich lädt die Katholische Frauenbewegung zur Adventbesinnung draußen in den Ortschaften. Es ist eines der Angebote, mit denen Sonja Kaiser mit ihren kfb-Frauen den Frauen „entgegenkommt“. Die Angebote werden sehr gut angenommen, so sehr, dass Sonja Kaiser manchmal fürchtet: „Irgendwann muss ja ein Dämpfer kommen.“ Temelin ist eine Sorge der Frauen in Haslach. Eine Gebetsstunde haben sie in diesem Anliegen gehalten, eine Messe zum Thema gestaltet. Entgegenzukommen – das ist besonders für alte Menschen wichtig. Ein handgesticktes Sackerl und ein Rosenkranz darin. Das bekommen sie in Haslach heuer als vorweihnachtliche Gabe von den Mitarbeiterinnen des Sozialkreises überreicht.
Bei jüngeren Frauen ist es nicht mehr so einfach, sie für die Frauenbewegung zu interessieren. Eine Ausnahme war da Elisabeth Andexlinger. Die Bäuerin hat vor einigen Jahren an einem Cursillo teilgenommen. Da sah sie in ihrem Christsein mehr als nur Tradition. Daheim ging sie zum Pfarrer, und der hat sie gleich genommen. Heute ist sie im Pfarrgemeinderat und besonders in der Liturgie engagiert. Bei der Samstag-Abendmesse begleitet sie beispielsweise auf der Gitarre. Und Gitarrespielen hat sie erst gelernt, weil sie es in der Pfarre brauchen konnte.
Pfarrgemeinderats-Obmann Georg Koblmiller ist zugleich Organist und Chorleiter der Pfarre. Als PGR-Obmann steckt er mit den Pfarrgemeinderäten mitten in der Vorarbeit zur geplanten Erweiterung und Umgestaltung des Pfarrheimes und Pfarrhofes. Endlich wird man dann bessere Räume für die Pfarre und für andere Einrichtungen in Haslach haben. Die Pfarre betreibt auch einen Caritas-Kindergarten für 90 Kinder. Im Pfarrheim ist die „Volksbücherei“ der Pfarre untergebracht, die sehr gut genutzt wird. Selbst zum „Blutspenden“ kommen die Haslacher ins Pfarrheim.
Pfarrsplitter
Unterwegs
„Christsein ist ein Unterwegssein“, sagt Pfarrer Franz Lindorfer. Der ungezwungene Kontakt mit Menschen ist ihm wichtig. Die Pfarre organisiert daher auch Reisen. So gab es eine Fahrt nach Israel und – zusammen mit der Pfarre Hartkirchen – nach Griechenland.
Einkehrtag
Zu einem Pfarr-Einkehrtag laden die Frauen jedes Jahr ein. Ein ganzer Tag im Stift Schlägl – dieses religiöse Angebot nutzen rund 60 Leute, freut sich kfb-Obfrau Sonja Kaiser.
Bruder in Not
„Bruder in Not“ ist die Hauptaktion der Katholischen Männerbewegung von Haslach, geleitet von Hermann Schürz. Mit 307.000 Schilling an Spenden im letzten Jahr liegt Haslach erneut einsam an der Spitze der KMB-Aktion in der Diözese Linz. Ein Ausflug und ein Einkehrtag sind die weiteren Hauptangebote für Männer.
Sozialkreis
Sehr viele Frauen sind im Sozialkreis unterwegs in der Pfarre. Besuchsdienste für das Krankenhaus und das Altenheim sind eingerichtet – besonders Leute, die keine Angehörigen haben, sollen so Kontakt mit daheim bekommen.
Firmung
In der Firmvorbereitung geht die Pfarre neue Wege. Weg vom Firm-„Unterricht“, hin zu Firmprojekten. Das soll – als erster Schritt – die Zwölfjährigen besser für die Sache begeistern.