Sie sind Versammlungshäuser, Orte der Stille und bieten Raum für Feste: Kirchen, Synagogen und Moscheen. Ihre Bauform hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Was macht nun eine Moschee zur Moschee?
Gefragt: „Wie sieht eine Moschee aus?“, tauchen wohl bei jedem Bilder von Säulen, Teppichen, Bögen und Kuppeln auf. Man träumt sich möglicherweise in 1001 Nacht. Richtig daran ist, dass dieser Bautyp im Orient entstanden ist. Die erste „Moschee“ als Ort der Versammlung, der Belehrung und des Gebets war das Haus Mohammeds, das er nach seiner Flucht von Mekka nach Medina (622 n. Chr.) dort errichtete: ein aus Lehmziegeln gebauter ummauerter Hof, an den an der Nordseite zum Schutz gegen die Sonne ein Umgang aus Palmstämmen, der mit Blättern und Lehm bedeckt war, anschloss. Damit war die Grundform der Hofmoschee geschaffen.
Diese blieb auch für die folgenden Jahrhunderte gültig, ebenso wie deren Funktion, Ort der Versammlung, der Belehrung und des Gebetes zu sein. Doch traten bald zusätzliche Bauelemente hinzu, die einerseits der wachsenden Glaubensgemeinde Identität stifteten, andererseits einem menschlichen Bestreben nach Gestaltung und Schmuck entsprachen und schließlich den Repräsentationsbedürfnissen der Kalifen dienten. Die „Quibla-Wand“ weist dem Betenden die Richtung nach Mekka, dem Ursprungsort islamischen Glaubens. Von daher sind Moscheen nicht auf eine Himmelsrichtung hin ausgerichtet wie christliche Kirchen, die ge-ostet sind, sondern sie wenden sich in aller Welt diesem Ort im heutigen Saudi-Arabien zu.
Ähnlichkeiten zwischen Basilika und Moschee
In der Mitte dieser Wand befindet sich der „Mihrab“, eine mitunter kostbar ausgestattete Nische. Die Auszeichnung dieses Ortes, der nicht – wie der christliche Altar – Kultort ist, mag in dessen anfänglicher Funktion als Gebetsraum des Kalifen begründet sein, kann aber auch aus dem Bedürfnis resultieren, einen besonderen Ort im Raum hervorzuheben. Mitunter wird die Mittelachse durch ein erhöhtes Mittelschiff hervorgehoben. Darin wird die Moschee der christlichen Basilika vergleichbar, doch auf Grund der hohen Anzahl weiterer Längsschiffe bleibt der ursprüngliche Raumcharakter eines „Säulenwaldes“ gewahrt.
Rechts vom „Mihrab“ befindet sich der „Mimbar“, eine Kanzel für die Freitagspredigt. Schließlich werden jedem Besucher eines arabischen Landes die zahlreichen „Minarette“ ins Auge stechen. Bereits während der „Umaijaden“-Dynastie (sie regierten 661 – 749/ 50 in Damaskus) ruft der „Muezzin“ von dort die Gläubigen zum Gebet. Vergleichbar Kirch-türmen, von denen sie in den Anfängen wohl auch inspiriert waren, haben sie zudem Symbol- und Signalcharakter. Wenn eine Moschee somit durch wenige Elemente charakterisiert ist, so wird sie zu einem religiösen Ort erst durch die in ihr betenden und sich versammelnden Menschen.
Monika Leisch-Kiesl, Institut für Kunst der KTU-Linz/„kunstbaukasten“. Tipp: Am Freitag, 8. März wird Solidaritätspreisträger Zekeriya Eser für KIZ-Leser/innen eine Führung in einer Linzer Moschee (Humboldtstraße 46) anbieten. Treffpunkt und Beginn: 14 Uhr vor der Moschee. Anmeldung unter: Tel. 0732/76 10-3944.