Mit gutem Grund nimmt der hl. Josef in der Heiligenverehrung hierzulande eine besondere Rolle ein.
Nicht viel erzählt die Heilige Schrift von Josef. „Er war gerecht“, heißt es einmal (Mt 1, 19). Josef, der Gerechte, ist dennoch keine Randfigur im Heilsgeschehen. Die Aufmerksamkeit lenkt er nicht auf sich, er tritt gewissermaßen vor dem geborenen Messias zurück, um diesen erst recht im Licht erscheinen zu lassen. Träume spielen bei dem, was von Josef erzählt wird, eine besondere Rolle. Im Traum erfährt er vom Wunder, das an Maria geschieht. Im Traum wird ihm die böse Absicht des eifersüchtigen Königs offenbart, Jesus töten zu wollen. Im Traum erfährt er auch – am Ende der Flucht nach Ägypten –, wann es Zeit für die Rückkehr ist.
Träumer sind – im guten Sinne – sehr sensible Menschen. Die Sensibilität auf das Wort Gottes hin macht auch empfindsam für die Menschen. Die Gerechtigkeit Josefs und seine Sensibilität gehören zusammen. Gerechtigkeit allein wäre in Gefahr, fanatisch zu werden. Der Traum – dieses Spüren und Hören nach innen – bewahrt Josef davor, seiner Verlobten Unrecht zu tun.Die Möglichkeiten Gottes werden in einer Weise, die nicht herausschreit, deutlich. Eine intime Sache ist es fast, die da zwischen Gott und Menschen geschieht. Diese Sensibilität kann nicht einfach ersetzt werden, weder durch kluge Lehre noch durch straffe Pastoralmaßnahmen. Sie ist eine eigene „Qualität“.
Von Beruf war dieser empfindsame Josef Handwerker. Sein Beruf war es, Menschen Häuser zu fertigen. Das mag als Sinnbild gelten. Bei solchen lässt Gott sich nieder, die es den Menschen wohnlich machen auf der Erde. Ihr Geschäft macht sie nicht hart. Bei den Menschen, die Hand anlegen, ganz im wörtlichen Sinn, und die dennoch ein weites offenes Herz haben – bei denen wohnt Gott.
Kein einziges Wort ist in der Heiligen Schrift von Josef selbst überliefert. Bedeutsam ist nicht sein Reden geworden, sondern sein Tun; nicht das Wort, das er sprach, sondern das Wort, dem er folgte. Auf diesen Häuserbauer hat Jesus gebaut.