Das Rosenkranzgebet hat in der jüngeren Geschichte eine zentrale Rolle gespielt. Und bereits vor zwei Jahren wurde in Wien erstmals ein „vierter“ Rosenkranz gebetet.
„Man kann den Rosenkranz nicht beten, ohne den Auftrag zur Teilnahme am Dienst des Friedens anzunehmen“, schreibt Johannes Paul. Ein Anliegen, das im kriegszerbombten Österreich den Rosenkranz-Sühnekreuzzug hervorgebracht hat. 1947 rief P. Petrus Pavlicek die Gebetsgemeinschaft ins Leben. Der Franziskaner vereinte Menschen, denen die Erfahrung einer schweren Zeit und die Sehnsucht nach Frieden gemeinsam war.
Gleichzeitig begleitete die täglich wachsende Schar der Beter die Staatsvertragsverhandlungen. Als erstmals 1950 anlässlich der Mariä-Namen-Feier in Wien eine Lichterprozession stattfand, nahmen daran 30.000 Menschen teil. Und 1955, im Jahr der Unterzeichnung des Staatsvertrags, wird der 12. September zur Dankfeier auf dem Heldenplatz.
Doch damit endet nicht das Gebet um den Frieden. Vielmehr wird der Rosenkranz-Sühnekreuzzug zu einer weltweiten Aktion. Doch statt der einst 500.000 Mitglieder (1955) sind heute nur mehr rund 80.000 in Österreich bereit, sich täglich zum Rosenkranz zu verpflichten. Das belegt für P. Benno Mikocki einen Trend: „Diese Gebetsform wird bei uns immer weniger gepflegt.“ Der geistliche Leiter der Gebetsgemeinschaft verbindet deshalb mit dem „Jahr des Rosenkranzes“ die Hoffnung, „dass es gelingt, wieder neue Beterinnen und Beter zu gewinnen“.
Zwei Beobachtungen stimmen den Franziskanerpater dabei zuversichtlich: Es sind neue Jugend- und Erneuerungsbewegungen, „die wieder eine marianische Note haben und den Rosenkranz pflegen“. Und so wie der Papst in seinem Schreiben verweist auch P. Benno besonders auf Erfahrungen bei den Weltjugendtagen. Seine zweite Zuversicht gründet im Bemühen des Papstes, das Gebet als Meditation zu gestalten, in der Christus im Mittelpunkt steht. Die Einführung neuer Geheimnisse bezeichnet Rosenkranzexperte Mikocki nicht als etwas überraschend Neues. „Zu Beginn, im 15. Jahrhundert, hat es das schon gegeben. Dann hat sich der Rosenkranz allmählich zum Volksgebet entwickelt, und die Zahl der Gesätzchen wurde auf 15 vereinfacht. Da ist der Lebensabschnitt zwischen dem 14-Jährigen im Tempel und dem, der für uns Blut geschwitzt hat, leider weggefallen“, erklärt P. Benno.
Den Mangel hat die Rosenkranzbewegung aus Österreich bereits vor zwei Jahren beseitigt. Bei der Mariä-Namen-Feier 2000 wurde erstmals in der Wiener Stadthalle der „Rosenkranz des öffentlichen Lebens“ gebetet. Verfasst hat ihn der Salzburger Neutestamentler Wolfgang Beilner. Und drei Gesätzchen sind nahezu ident mit jenen „lichtreichen Geheimnissen“, die der Papst nun vorgelegt hat.
Hintergrund:
Rosenkranz und Staatsvertrag
Herr Kardinal, von 1947 an haben Hunderttausende in Österreich den Rosenkranz gebetet, verbunden mit der Bitte, das Land möge wieder frei werden. Glauben Sie, dass es wirklich das Gebet war, das Österreich den Staatsvertrag gebracht hat? König: Eine gute Frage, die aber schwer zu beantworten ist. Glaube und Leben gehören zusammen. Man nimmt alle großen Probleme des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens hinein ins Gebet – wie weit Gott selbst durch Menschen eingreift, das bleibt ein Geheimnis. Ich muss davon mit gutem Grund ausgehen. Im Johannes-Evangelium heißt es: „Bittet und ihr werdet empfangen, klopfet an und es wird euch geöffnet werden, suchet und ihr werdet finden.“ Wenn ich um nichts bitte, werde ich auch nichts bekommen. Dieser Satz ist für mich ein gewisser Schlüssel.
Gebetshilfe:
Der lichtreiche Rosenkranz
– Jesus, der sich von Johannes taufen ließ. – Jesus, der auf der Hochzeit zu Kana seine Herrlichkeit offenbarte. – Jesus, der das Reich Gottes verkündete und die Menschen zur Umkehr rief. – Jesus, der vor seinen Jüngern verklärt wurde. – Jesus, der seinen Jüngern seinen Leib und sein Blut reichte.
Diese neuen Gesätzchen sind ein Vorschlag von P. Benno Mikocki, der sie auf Grundlage der päpstlichen Aussagen für die Kirchenzeitung formuliert hat.
„Wenn wir von der Kindheit zum öffentlichen Wirken Jesu übergehen, führt uns die Betrachtung zu den Geheimnissen des Lichtes“, schreibt der Papst. Als fünf lichtreiche Momente dieser Lebensphase Jesu nennt er:
Taufe im Jordan: Während Jesus Christus in den Fluss hinabsteigt, öffnet sich der Himmel und der Vater proklamiert ihn als seinen geliebten Sohn. Der Geist lässt sich auf ihm nieder und überträgt ihm die erwartete Mission.Selbstoffenbarung bei der Hochzeit zu Kana: Der Beginn der Zeichen Christi ist Geheimnis des Lichtes, wo er Wasser in Wein verwandelt und auf die Fürsprache Marias hin das Herz der Jünger für den Glauben öffnet.
Verkündigung des Reiches Gottes mit dem Ruf zur Umkehr: Jesus lässt denen die Sünden nach, die sich ihm mit demütigem Vertrauen nähern – Dienst des Erbarmens, besonders im Sakrament der Versöhnung.Verklärung: Gottvater beglaubigt Christus vor den Aposteln, damit sie auf ihn hören und sich darauf einstellen, mit ihm auch die schmerzvollen Augenblicke seiner Passion zu leben, um mit ihm zur Freude der Auferstehung und zu einem im Heiligen Geist verklärten Leben zu gelangen.Einsetzung der Eucharistie: Christus gibt sich mit seinem Leib und Blut unter den Gestalten von Brot und Wein zur Speise und erweist so der Menschheit seine Liebe bis zur Vollendung.
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