„Die Österreicher haben genug“ – so wurde das Wahlergebnis vom vergangenen Sonntag häufig kommentiert. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/17, Genug, Leitartikel, Fellinger, Wahlergebnis, Österreich, Politik
26.04.2016 - Matthäus Fellinger
Wie auch sollten sie nicht genug haben – im zwölftreichsten Land der Welt, zugleich dem zweitreichsten Staat der Europäischen Union? In einem Land, in dem man keine geeigneten Wege findet, Mittel gegen die gigantische Nahrungsmittelverschwendung zu finden? Dennoch: Wo über Politik geredet wird, hört man Sätze wie diese: Es muss endlich etwas weitergehen. So kann es nicht bleiben. Besser muss es werden.
Woher nur kommt die große Unzufriedenheit – gerade in einem Land, in dem zumindest bislang stabile Verhältnisse herrschten, in dem genug von fast allem da ist: nur von einem nicht: der Zufriedenheit? Es scheint schick, frustriert zu sein.
Da kommt der biblische Satz in den Sinn: „Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem guten Wort ...“ (Mt 4,4)
Gute Worte – das wären Worte, die aufbauen statt schlechtzureden, zusprechen statt absprechen. Genug zu haben, macht nicht glücklich – wenn die Fähigkeit zur Zufriedenheit fehlt. Man soll sie sich nicht ausreden oder gar nehmen lassen. Man kann auch ganz einfach etwas – gut sein lassen.