„Von der Kraft magischer Stäbe“, so nennt sich eine Ausstellung im Leondinger Stadtmuseum Turm 9. Ob Magie oder nicht: Die Geschichte der Stäbe ist in jedem Fall anziehend.
Die Geschichte der Stäbe – vom Hirtenstab bis zum Bischofsstab – wird in dieser kleinen, aber liebevoll gestalteten Ausstellung aufgerollt. Stäbe werden seit Jahrtausenden als Werkzeug, Kultobjekt und Herrschaftssymbol verstanden und verwendet. Die Träger der Stäbe sollten als Mittler zwischen Gott und den Menschen fungieren. Oft wurden die Stäbe selbst als göttlich interpretiert: Der Stabgott aus Peru gilt als das älteste identifizierbare religiöse Symbol auf dem amerikanischen Kontinent. Erst kürzlich wurde eine Darstellung dieses Stabgottes auf dem Bruchstück einer ca. 4000 Jahre alten Schale entdeckt.
Pilgerstab ohne Magie
Der Stab kommt auch in der Bibel über 50-mal vor. Bei Mose spielt er eine wichtige Rolle. Als Hirtenstab ist er ein Symbol der Macht (vgl. Exodus 4,1–5) und enthält auch überirdische Kräfte (vgl. Exodus 17,5–6). Der Bischofsstab leitet sich zum einen vom italisch-etruskischen Hirtenstab, einen schlichten Arbeitsgerät ab. Belegt ist zum anderen auch die Herkunft vom „lituus“, dem Stab mit gekrümmtem Oberteil. Diesen trugen die römischen Auguren als Zeichen ihrer Würde. Aus christlicher Sicht verwundert es nicht, wenn die zur Ausstellung befragten Äbte und Bischöfe mit dem Begriff „magischer Stab“ wenig Freude haben. „Vorausschicken möchte ich, dass ein Abtstab für mich kein magischer Stab ist“, erklärt Abt Oddo Bergmair vom Stift Kremsmünster im Begleitheft. Als ihm Bischof Richard Weberberger den Abtstab überreichte, tat er dies mit den Worten: „... er ist Stütze für den Abt, aber die eigentliche Stütze des Abtes ist Christus selber. Deswegen erinnert der Stab auch an Christus.“ Ähnlich sah dies auch Abt P. Marianus Haus-eder vom Stift Engelszell. „Meine erste Wortmeldung nach der Abtweihe am 15.8.1995 war: `Gut, dass ich einen Stab habe, auf den ich mich stützen kann!´ Für mich ist der Abt-Stab ein (symbolischer) Pilgerstab, fernab von jeder magischen Kraft, Zeichen der Stütze durch den Herrn ...“ Übrigens: Kunstvoll geschnitzte Stäbe kann bei dieser Ausstellung, die noch bis 23. Dezember geöffnet ist, jede/r käuflich erwerben.