In vielen Familien und Haushalten hält in diesen Tagen der Adventkranz Einzug. Er ist mehr als ein Stück Dekoration.
Es mag schon sein, dass der Adventkranz für manche nur mehr ein nettes Brauchtum ist. Für viele aber ist er nach wie vor ein Sinnbild, das sie durch die vorweihnachtliche Zeit begeleitet (siehe Lexikon). Besonders für Kinder bietet der Adventkranz eine schöne Orientierung auf den Hl. Abend hin. Er symbolisiert ihnen, wie Kerze für Kerze das kommende Weihnachtsfest näher rückt.
Manche Familien nehmen das Anzünden der ersten Kerze zum Anlass, gemeinsam zu beten und zu singen. Für andere Familien ist das ein Anstoß, sich einmal Zeit füreinander zu nehmen und gemütlilch zusammenzusitzen. Mit seinen vier Kerzen lädt der Adventkranz dazu ein, es nicht bei einem einmaligen Tun zu belassen. Gerade kleinere Kinder lieben es besonders, wenn sich die Familie möglichst regelmäßig um den Schein der Kerzen versammelt.
Rituale erzeugen im Kind das Urvertrauen, das für die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit so entscheidend ist. Das stärkt das Selbstvertrauen und gibt Sicherheit und Halt. Rituale stärken das Wir-Gefühl und stabilisieren dadurch Beziehungen. Durch das gemeinsame Gebet spüren die Kinder, dass Gott in der Familie einen Platz hat. Daher spielen Rituale für die Weitergabe des Glaubens eine ganz wichtige Rolle und sind Bestandteile eines spirituellen Weges. Durch die Rituale zeigen die Eltern dem Kind, dass das,was sie tun, einen tieferen Sinn hat. Und sie wecken in ihm das Vertrauen in die Welt.
G. L.
FÜR DIE PRAXIS
Ein Licht entzünden
Advent-Feiern in der Familie – ein Vorschlag:
Beginn mit dem Kreuzzeichen, einem Adventlied oder dem Kanon „Mache dich auf und werde Licht …, denn dein Licht kommt.“
Einleitung: „Ein Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht.“ So hoffte das Volk Israel in bitterer Zeit. „Und das Licht kam in die Finsternis“, sagt uns Johannes. Das Licht war Jesus. Daher wollen wir uns in diesem Advent auf den Weg machen, um dem Licht zu begegnen.
Gebet: Herr Jesus Christus, du bist als Licht in unsere Welt gekommen. Dieser Kranz und diese Kerzen sollen uns in den kommenden Wochen daran erinnern. Wie wir an jedem Sonntag ein neues Licht entzünden, so lass auch uns immer mehr zum Licht werden für andere und die Welt. Amen.
Kerzenfeier: Je zwei Kinder oder Erwachsene tragen einen kurzen Text vor. Anschließend kann man über das Thema reden oder eine passende Geschichte dazu vorlesen. Für den Abschluss bietet sich das Lied „Wir sagen euch an“ mit den jeweils weiterführenden Strophen gut an.
1. Kerze (Sonntag)
A: Ich bin das erste Licht am Adventkranz. Ich bin nicht nur das Licht der ersten Woche im Advent. Ich bin das Licht der FREUDE im Advent.
B: Eine kleine Freude, die echt ist, ist wie ein Licht, das brennt. Ein Licht, das brennt, ist stärker als alle Dunkelheit. Ich will die Freude entzünden. Die erste Kerze wird entzündet (Gespräch, Geschichte, Lied …)
2. Kerze (Sonntag)
A: Ich bin das zweite Licht am Adventkranz. Ich bin nicht nur das Licht der 2. Woche im Advent. Ich bin das Licht des FFRIEDENS im Advent.
B:Ein versöhnliches Wort ist wie ein Licht, das brennt. Und jeses Licht, das brennt, ist wärmer als alle Kälte. Ich will den Frieden entzünden.
3. Kerze (Sonntag)
A: Ich bin das dritte Licht am Adventkranz. Ich bin nicht nur das Licht der 3. Woche im Advent. Ich bin das Licht der LIEBE im Advent.
B: Ein liebevolles Wort, ein einziges Lächeln, ein guter Zuspruch, sie sind wie ein Licht, das brennt. Und jedes Licht, das brennt, macht die Welt liebenswerter. Ich will die Liebe entzünden.
4. Kerze (Sonntag)
A: Ich bin das vierte Licht am Adventkranz. Ich bin nicht nur das Licht der 4. Woche im Advent. Ich bin das Licht des GLAUBENS im Advent.
B: Ein Mensch, der an Gott denkt, ein Herz, das Jesus nahe sein will, sie sind wie ein Licht, das brennt. Und jedes Licht, das brennt, ist wie ein Stern, der die Menschen nach Betlehem führt. Ich will das Licht des Glaubens entzünden.
LEXIKON
Zweige, Kerzen und Bänder
Der Adventkranz ist ein junger Brauch mit alten Wurzeln. Schon in vorchristlicher Zeit spielten Kränze eine bedeutende Rolle: Grüne Kränze und Strohkränze, so glaubte man, brächten Segen und wehrten Unheil ab von allem, was grünen und Frucht bringen sollte. Um solche Kränze wurden Bänder in Gold und Rot gewunden, den Farben des Lichts und des Lebens. Auch heute noch ist die Ringform Zeichen für die Ewigkeit, für die Sonne und den Erdkreis.
Den ersten Adventkranz baute der evangelische Theologe J.H. Wichern um 1850 in Hamburg für seine Schützlinge im Erziehungsheim. Es war ein großer Holzkranz, auf dem jeden Tag eine Kerze mehr angezündet wurde. Die Sonntage waren durch vier größere Kerzen markiert. Später wurde der Adventkranz mit grünen Zweigen geschmückt. Aus diesem Brauch entwickelte sich der Adventkranz mit den vier Lichtern, den man heute auf der ganzen Welt kennt und der Sinnbild für viele Menschen geworden ist.
Die grünen Zweige am Adventkranz sind Sinnbild für Hoffnung. Die roten Kerzen sind Zeichen für die Liebe Jesu zu allen Menschen. Violette Bänder sind Zeichen der Umkehr und des Friedens. Das gestaffelte Anzünden der vier Kerzen erinnert an das Jahrtausende lange Warten des Gottesvolkes auf den Welt-Erlöser. Brennende Kerzen sind Symbole des Glaubens an das Licht, das die Finsternis erhellt.