„Man lernt die Jugendlichen nur beim Spielen kennen“
Don-Bosco-Pfarrer bietet der Jugend im Linzer Franck-Viertel Heimat und Gemeinschaft
Ausgabe: 2006/03, Jugendszene, Don Bosco, Bleibtreu
19.01.2006 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Eine Jugendszene existierte im Franck-Viertel im Linzer Industriegebiet nicht – bis Pater Karl Bleibtreu vor etwas mehr als einem Jahr die Pfarre Linz-Don Bosco übernahm. Seither kommen dort regelmäßig bis zu 150 Jugendliche zusammen.
„Als ich hierher gekommen bin, waren keine Jugendlichen da“, erinnert sich P. Karl Bleibtreu an das Ende des Jahres 2004. „Da habe ich begonnen, die Ehemaligen zu sammeln.“ Pfarrer Bleibtreu ist kein Neuer in der Pfarre Linz-Don Bosco. Schon vor etwa 50 Jahren war er als Blasmusikant, Fußballer und „Assistenz-Pfarrer“ im Franck-Viertel tätig. Und seine pfarrlichen Mitstreiter aus der damaligen Zeit – die Ehemaligen – haben jetzt mitgeholfen, den Jugendlichen aus dem Linzer Industriegebiet in der Pfarre Don Bosco so etwas wie Heimat zu geben.
Tischtennis und „Wuzzeln“. Angefangen hat es mit einer Gruppe Jugendlicher, die im vergangenen Jahr gefirmt wurden. Von 20 sind 16 auch nach der Firmung geblieben, um den ersten „Jugend-Club“ zu gründen. Am Freitag feierten sie im neu errichteten Pfarrzentrum ein Einstandsfest. Mit einem Tischtennis- und einem Tischfußballturnier stand das im Zentrum, was auch im Zentrum der Lehre Don Boscos steht: Sport und Spiel. „Man lernt die Kinder und Jugendlichen nur beim Spielen kennen“, sagt Bleibtreu. „Da geben sie sich so, wie sie sind.“ Aus diesem Grund hat auch die große Freizeitanlage rund um das Pfarrzentrum eine immense Bedeutung in der Freizeitgestaltung der Jugendlichen. Auf dem Sportplatz veranstaltet der Pfarrer regelmäßig Fußballturniere, stellt den Mannschaften Dressen und Bälle zur Verfügung. Bis zu 150 Teilnehmer – Albaner, Türken und Kurden – werden da mitunter gezählt. „Leider ist es kaum möglich, österreichische und ausländische Jugendliche zusammenzubringen“, bedauert der ausgebildete Fußball-Schiedsrichter Bleibtreu die schwierige soziale Situation in den Wohngebieten nahe der Industrie.
Religion ist Alltag. Die Gewaltbereitschaft sei im Franck-Viertel sehr hoch, weshalb für Bleibtreu eines im Vordergrund steht: den Jugendlichen zu zeigen, dass es auch anders geht. Im gemeinsamen Spiel würden sie lernen, aufeinander zuzugehen. Religiöse Inhalte setzt Pater Bleibtreu behutsam ein: „Wenn einer einen Schwächeren beim Tischfußball gewinnen lässt, damit der einen Pokal gewinnt, dann wird Religion im Alltag verwirklicht. Das begreifen sie.“ Eine Jugendszene zu betreuen erfordert viel Mühe. Der Beginn sei gesetzt, meint Bleibtreu, der jetzt auf Unterstützung bei der Betreuung der Jugendlichen hofft. „Dazu muss man sie mögen, sie brauchen Streicheleinheiten“, weiß der Pfarrer. Und das tut der 70-Jährige: „Ich verstehe ihre Sprache und spreche sie auch.“