Statt der erhofften Freiheit erleben Jugendliche im Irak derzeit eine Mischung aus Angst und Hoffnungslosigkeit. Ein Workshop-Programm soll ihnen jetzt neue Perspektiven eröffnen.Acht Aktivist/innen aus dem Irak haben in der vergangenen Woche im steirischen Bad Blumau ein Workshop-Programm für Jugendliche im Irak erarbeitet. Organisiert von „Women for Women International“ und „Frauen ohne Grenzen“ hatte das Projekt „Irak – Jugendliche zwischen Horror und Hoffnung“ vor allem ein Ziel: einen Weg zu finden, der irakischen Jugendlichen dabei hilft, ihre Identität zu stärken und Perspektiven zu schaffen. Denn davon gibt es seit dem Einmarsch der amerikanischen Truppen wenig.
Keine Freiheit. Eine Umfrage unter irakischen Jugendlichen von Workshop-Teilnehmerin Rana Hussain Getan bestätigt deren trostlose Situation. Zu Beginn hätten die irakischen Jugendlichen noch gehofft, dass ihnen die amerikanischen Soldaten Freiheit bringen, sagt Getan. „Sie haben aber schnell gesehen, dass sie von ihnen genauso brutal behandelt werden wie unter Saddam. Oft sogar noch schlimmer.“ Statt Freiheit und Aufbruchstimmung beherrschen also Angst und Misstrauen die Jugendlichen im Irak.
Jederzeit Gewalt. „Die irakische Jugend ist verwirrt und ergriffen von einem Gefühl des Verlusts“, sagt ein weiterer Workshop-Teilnehmer, Khaldoun J. Ali, Gründer der Hilfsorganisation „Mercy Hands“. Verloren gegegangen sei insbesondere die Sicherheit, erläutert Rana H. Getan. „Wenn man sich nicht gegen Saddam auflehnte, konnte man unter seinem Regime unbeschadet leben. Jetzt kann jeder zufällig der Gewalt zum Opfer fallen.“Das Schlagwort, das der westlichen Welt ein überall wirksames Allheilmittel zu sein scheint, heißt Demokratie. Für die jungen Iraker bedeutet das wenig. „Niemand hat bis jetzt verstanden, was Demokratie heißt“, sagt Rana H. Getan. Die meisten würden es mit grenzenloser Freiheit gleichsetzen. „Das tun, was man will.“
Jugendliche mobilisieren. In all der Hoffnungslosigkeit versuchen viele jugendliche Iraker/innen sich durch Aus- und Weiterbildung aktiv am Wiederaufbau und an der Zukunft ihres Landes zu beteiligen. Da möchte auch der „Frauen ohne Grenzen“-Workshop ansetzen. Es wurde ein „Train-the-Trainer“-Programm ausgearbeitet, mit dem irakische Organisationen Jugendliche ansprechen und mobilisieren sollen. Rana H. Getan: „Das Ziel ist, ihnen Hoffnung und Selbstvertrauen wiederzugeben.“ Denn der Krieg ist für die jungen Menschen im Irak noch nicht vorbei.