Ausgabe: 2006/06, Baumgartner, Eller, Volkszorn, faire Blumen, Fairtrade, Kommentar, Meinung
08.02.2006
Der aufgehetzte„Volkszorn“
Von Teheran bis Jakarta hallt der empörte Ruf. Fahnen werden verbrannt, Gebäude gestürmt, Drohungen ausgestoßen. Aus etlichen Karikaturen in einer dänischen Zeitung macht man einen „Angriff des Westens“ auf den Islam. Der angebliche „Volkszorn“ wird von islamistischen Hardlinern rücksichtslos geschürt. Betroffen werden Bilder aus der Ära des Nationalsozialismus wach. Man kann darüber streiten, wie weit Karikaturen, die den Missbrauch der Religion für Gewalttaten geißeln, gehen dürfen. Im konkreten Fall verletzen sie sicher die religiösen Gefühle vieler Moslems. Deshalb steht es ihnen auch zu, gegen diesen Grenzfall der Meinungsfreiheit zu protestieren. Wer daraus allerdings einen „Kampf der Kulturen“ macht, betreibt eine unverantwortliche Hetze und verletzt gröblichst die fundamentalen Menschenrechte.
Hans Baumgartner
„Faire Blumen“ in aller Munde
Wenn die Organisatorin des Wiener Opernballs durch Verwendung von zertifizierten Blumen für Gerechtigkeit bei der Schnittblumenproduktion wirbt, ist das eine gute Sache. Wenn die Ballorganisatorin allerdings den Auftrag für 30.000 Blumen mit FLP-Gütesiegel wegen eines Sponsoren-Betrages wieder zurückzieht, ist das schlecht – vor allem für die betroffenen Arbeiter/innen. Doch die Sache hat auch ihr Gutes: Durch die „Blumen-Diskussion“ sind die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei der Schnittblumenproduktion in Lateinamerika und Afrika in aller Munde. Die Öffentlichkeit ist aufmerksam geworden. Das Interesse für faire Produkte steigt.