„Diözese übernimmt Vorreiterinnen-Rolle“, „Frauen: Der Zug fährt“ – so titelte die KirchenZeitung bereits mehrmals. Eine weitere Etappe des Gleichstellungsprojektes für Frauen und Männer ist geschafft. Stolz präsentiert nun die Frauenbeauftragte Sonja Riha die Ergebnisse.
Was waren die Schwerpunkte des Projekts? Sonja Riha: Es gab drei Schwerpunkte: Vereinbarkeit für Beruf und Familie, Förderung weiblicher Nachwuchskräfte und Bewusstseinsbildung, z. B. durch Sprache. Die Diözese ist sehr interessiert, Frauen in der Sprache sichtbar zu machen. Und: dass Frauen bei gleicher Qualifikation bevorzugt werden, hat dazu geführt, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen gestiegen ist. Zum Beispiel liegt der Frauenanteil bei den Pfarrassistent/inn/en bei über 30 Prozent!
Das wird sicher auch kritisiert? Riha: Ja, sicher sorgt das für Unmut bei manchen. Es ist vereinbart, dass die Regelung vorerst so lange gilt, bis die 40-Prozent-Marke erreicht ist. Vor drei Jahren war der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 15,4 Prozent (so genannte 2. Leitungsebene).
Frauenförderung in einer Kirche, die oft als frauenfeindlich bezeichnet wird – wie geht das? Riha: Es geht hier um die Arbeitsbedingungen in diözesanen Ämtern und Einrichtungen und nicht um die Frage der Priesterweihe für Frauen. Die Diözese hat sich für ein „Equality“-Leitbild entschieden: Sie richtet ihr Handeln nach dem Grundsatz der Gleichwertigkeit der Geschlechter aus – das betrifft die Personalauswahl genauso wie die Frage der Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Das Projekt will Gleichstellung für Frauen und Männer – wie profitieren die Männer davon? Riha: Es gibt z. B. die Väterförderung bei „Pastorale Berufe“ (Pfarrassistenten, Pastoralassistenten). Männer sollten ermutigt werden, in Karenz zu gehen, damit sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Teilweise wurde die Möglichkeit genutzt. Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (z. B. Verdienst) beeinflussen diese Entscheidung. Ich bin aber überzeugt, dass die Arbeitszufriedenheit und die Lebensqualität bei Männern ebenso steigt wie bei Frauen, wenn im Betrieb Gleichstellungsanliegen umgesetzt werden.
Wie waren die Reaktionen kirchlicher Angestellter zum Gleichstellungsprojekt? Riha: Sehr positiv. Zum einen wird der Diözese hoch angerechnet, dass ihr die Familie wichtig ist. Dass zu karenzierten Männern und Frauen der Kontakt gehalten wird, sie Fortbildungen machen können, wird als Plus gewertet. Das Mentoring-Programm zur Förderung weiblicher Nachwuchskräfte wurde von den 14 Teilnehmerinnen sehr positiv beurteilt und wird auch weitergehen. Das gilt für die Gleichstellungsvorhaben insgesamt: Die Diözese ist auf einem guten Weg, aber wir sind noch nicht am Ziel.
Ist die Initiative auch in nicht-kirchlichen Kreisen wahrgenommen worden? Riha: Ja, sehr. Die Diözese hat hier gesellschaftlich betrachtet eine Vorreiterinnen-Rolle. Ich bin mit Gleichbehandlungsbeauftragten von Stadt, Land, Wirtschaft im Gespräch: Viele haben sich ein Engagement in diese Richtung von der Kirche nicht erwartet und sind positiv überrascht.
Für Frauen und Männer
Zur Sache
Im Rahmen des Gleichstellungsprojektes, ist es oftmals gelungen, die geschlechtergerechte Sprache ins Bewusstsein zu rücken. Auf die Ausgewogenheit der Geschlechter – gleich viele Männer und Frauen – bei der Besetzung von Gremien wird geachtet. - 14 Frauen in Leitungspositionen haben am Mentoringprogramm teilgenommen. Erfahrene Kolleg/innen (Mentor/innen) begleiteten sie dabei.
- 40 Personen nutzten die Möglichkeit des unbezahlten Sonderurlaubs im dritten Karenzjahr.
- Sechs Gleichstellungsbeauftragte nahmen ihre Tätigkeit auf. Sie fragen immer wieder nach, wie es mit der Gleichstellung in den jeweiligen Ämtern aussieht („Equality“-Check).
- Väterkarenz und Führen in Teilzeit: Diese Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden von der Diözese weiterhin unterstützt. Nur die Möglichkeit des unbezahlten Sonderurlaubs im dritten Karenzjahr muss mit dem jeweiligen Arbeitgeber konkret ausverhandelt werden. - Info: www.dioezese-linz.at/frauenkommission