Tagein, tagaus rauscht eine Menge an Information durch unser Gehirn – oder daran vorbei, je nachdem, ob wir gewillt sind, die Information aufzunehmen oder nicht. Aber was ist, wenn wir das gar nicht mehr selbst entscheiden können? Als junges Mädchen habe ich ein paar Tage lang meine Oma gepflegt. Dabei hatte sie Momente, in denen sie mich nicht erkannt hat. Stattdessen fühlte sie sich selbst als Mädchen, wie damals im Internat, und hatte Heimweh nach ihrer Mutter. Bis heute denke ich daran, auch weil ich sicher bin, dass es mir auch einmal so gehen wird. Und dieser Angst kann ich nur mit einer Offensive begegnen: Ich nehme das Vergessen nicht mehr ernst. Schläft unseren Kindern das Gesicht ein, weil ich ein Erlebnis gerade zum zweiten Mal erzähle, dann weiß ich wenigstens, dass sie mir zugehört haben. Entdecke ich Termine im Familienkalender, die mir neu sind, obwohl ich sie selbst eingetragen habe, freue ich mich über die Überraschung. Begrüßen mich Menschen, die ich nicht kenne, lerne ich sie eben von neuem kennen. Natürlich kann das die Angst nicht völlig bannen. Aber es lässt ihr weniger Raum. Und wenn ich mich recht erinnere, kenne ich ganz schön viele, denen es ähnlich geht.