Als der seinerzeitige deutsche Kanzler Helmut Kohl von der „Gnade der späten Geburt“ sprach, meinte er nicht die Urlaubsansprüche. Dabei ist es gerade in diesem Punkt von Vorteil, erst jetzt zu leben.
Ausgabe: 2016/26
29.06.2016 - Matthäus Fellinger
Die Zeit der aufkommenden Industrialisierung war die schlimmste: 16 Stunden Arbeit, sechs Tage, 52 Wochen im Jahr. Für Kinder „nur“ zwölf Stunden. Das erwarteten die Fabriksherren des frühen 19. Jahrhunderts. Das Sonntagsgebot wurde immer mehr ausgehöhlt, Feiertage wurden abgeschafft. Die Maschinen gaben das Tempo vor. Die ersten waren die staatlichen Beamten, denen man Ende des 19. Jahrhunderts Urlaub zugestand, später auch den Angestellten. Urlaub für Arbeiter, das wurde erst im 20. Jahrhundert errungen. Ende des 19. Jahrhunderts gestanden Unternehmer lediglich auf freiwilliger Basis ein paar Urlaubstage zu. Man sah das eher als soziale Maßnahme für Notsituationen. In Deutschland waren die Brauereiarbeiter die ersten, die sich im Jahr 1903 drei tarifvertraglich gesicherte Tage Urlaubsanspruch im Jahr erkämpften. Erst in der Zwischenkriegszeit wurde in Österreich der Urlaubsanspruch gesetzlich festgelegt. Rund zwei Wochen betrug er damals.
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