Lass es doch gut sein! Glücklich dürfen sich Menschen schätzen, die das können. Etwas gut sein lassen. Noch glücklicher jene, die mit Leuten leben, die gut sein lassen. Man ist bei ihnen besser aufgehoben als bei Leuten, die ständig nur auf Fehler aus sind. Es ist nicht gerade die Stärke unserer Zeit – dass man etwas gut sein lässt. Oft geht es nicht nur um etwas – sondern um Menschen.
Irgendwie hat er sich in die Blutbahnen der Gesellschaft eingenistet, dieser Virus des Verdachts, der beständigen Fehlersuche – und sie fiebert daran. Es lebt sich schwer, wenn die größere Aufmerksamkeit dem Aufspüren des Mangelhaften gilt – und nicht dem Guten.
Das ist wie beim Essen: Wer in jedem Lebensmittel nur gesundheitsschädliche Schadstoffe vermutet, wird krank werden, oder –wenn er nicht trotzdem isst – verhungern.
Etwas, vor allem: jemanden gut sein lassen. Das geht auch mit Fehlern. Besser sogar. Man soll die Mängel nicht zum Maßstab nehmen. Der Fleck auf dem weißen Hemd macht nicht den ganzen Menschen schlecht. Wo nur das Perfekte ein Lebensrecht hat, da wird eine Gesellschaft kalt – und ziemlich ungemütlich. Da ist es schon besser, etwas –auch einmal – gut sein zu lassen.