Gedanken hab’ ich mir gemacht, die heut’ge Zeit etwas bedacht. Damit ich gleich zur Sache komm: da Stress is so a Zeitsymptom. Die Leute hetzen und sie jagen, Zeitnot tut die Menschen plagen. „Ich hab koa Zeit, es geht nicht mehr“, die Antwort ich sehr häufig hör’. Das Lebensrad dreht sich sehr schnell, der Mensch ist oft ein armer G’sell. Die Menschen hasten, rasen, eilen, sie können nirgends mehr verweilen. Im Stau zu steh’n ist eine Qual, denn Ungeduld herrscht überall. Vor ein’ger Zeit ist es gewesen, da hab’ ich einen Spruch gelesen, der heißt: Vor Gott und auch im Stau sind alle gleich – das stimmt genau. Von Leistungsg’sellschaft spricht man heut’, die Leistung quält sehr viele Leut. Denn im Beruf und in der Schule, da dreht sich sehr die Leistungsspule. Das Immer-Schneller, Immer-Mehr das setzt den Menschen zu gar sehr. Die G’sundheit leidet oft darunter, man ist geschafft, nicht frisch und munter.
Nun aber lasst uns weiter seh’n, da gibt’s ein and’res Phänomen: Das Konsumieren, das ist „in“, für manche ist’s der Lebenssinn. Es ist ja wirklich gar nicht dumm, man nennt die Häuser für’n Konsum auch Tempel uns’rer heut’gen Welt, und dort regiert das liebe Geld. Ein Gottesdienst moderner Art, das ist so eine Shopping-Fahrt. Die Tempeln soll’n stets offen sein, die Menschen strömen aus und ein. Das Kaufengeh’n ist eine Lust, ein Ausgleich zu dem Alltagsfrust.
Das Leben heut’ ist wohl sehr schwierig, so ist man nach Erholung gierig. Da gibt es recht verschied’ne Arten, wie man Entspannung kann erwarten. Man muss sich heute mehr bewegen, nach alter Weisheit bringt das Segen. Die einen joggen frisch und munter, sie bringen ihr Gewicht herunter. Mit zwei Stöcken in der Hand wandern and’re durch das Land. „Nordic-Walking“ nennt man das, und vielen Leuten macht es Spaß. Und Radfahrer gibt’s auch sehr viel, a große Runde ist das Ziel. Es ist gesund das viele Laufen, man kommt so richtig dann zum Schnaufen. Im Winter kann man auf den Pisten in Bögen rasch hin untertwisten. Und nach dem argen Lebensstress, geht man ins Bad, dort gibt’s Wellness. Relaxen kann man in den Thermen, den ganzen Körper gut erwärmen. Die frische Luft und das Bewegen, das ist für uns’ren Leib ein Segen.
Fahr ich am Sonntag durch das Land mit off’nen Augen und Verstand. Ich seh’ bei dieser Sonntagsfahrt an Gottesdienst der andern Art: Das Joggen, Laufen, Sich-Bewegen ersetzt der Kirche frommen Segen. Die Seele bräuchte auch noch was, sie braucht nicht nur Bewegungsspaß. Ich komm’ da manchmal ins Sinnieren: Man könnt’ die Dinge kombinieren, den Gottesdienst und das Bewegen, das wär’ für Leib und Seel’ ein Segen. Aus all dem folgt der weise Schluss: Geht in die Kirche wieder z’ Fuß! Ihr könnt auch geh’n auf Nordic-Art, könnt joggen, macht a Radlfahrt! Im Gotteshaus lasst euch dann nieder, lasst ruhn ein wenig eure Glieder. Erhebt die Herzen hin zu Gott, dankt für die Freuden, klagt die Not. Ja, singt und betet eifrig mit, das macht dann auch die Seele fit. Und ist der Gottesdienst dann aus, so joggt und fahrt und walkt nach Haus! Das Kirchengeh’n macht jetzt mehr Spaß, ihr tut für Leib u n d Seele was.
Zum Thema: Das Oster-Lachen
Vom 14. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es den Brauch des Oster-Lachens (risus paschalis). Dabei mussten die Prediger während der Osternacht die Zuhörer zu einem herzhaften Lachen bewegen. Vom berühmten Wiener Hofprediger Abraham a Santa Clara wird berichtet, dass er dabei mitunter recht deftige Witze erzählt hat oder dass er es schaffte, mit seinen Worten eine Kirchenhälfte zum Weinen und die andere mit seiner Gestik zum Lachen zu bringen. Theologen deuten den Brauch als „ganzheitliche Verkündigung“: Wer lacht, spürt Lebensfreude und ist empfänglicher für die Osterbotschaft. Ein letzter Rest des Brauches zeigt sich in den „Faschingspredigten“.
Pfarrer Josef Etzelsdorfer aus Katzdorf hält seit Jahren nicht nur beim Pfarrfasching eine launige Rede. Am Faschingssonntag verwendet er sie auch als Predigt.