Ausgabe: 2006/10, Frauen, Oberdonau, Emmer, Tschofernig-Taurer, Widerstand, Gugglberger, Frauen in Oberdonau, Hauch,
09.03.2006
Regimegegnerinnen. Die historische Spurensuche brachte den Einsatz von Frauen im politischen Widerstand zu Tage: Sophie Emmer (linkes Bild) aus Gmunden mit Kindern nach ihrer Freilassung und Gisela Tschofernig-Taurer (rechtes Bild) mit ihrem Sohn Hermann. Tschofernig wurde einige Tage vor Kriegsende hingerichtet. Foto: OÖLA
Rund 519.000 Frauen lebten zur Zeit der nationalsozialistischen Machtübernahme in Oberösterreich – ihr Leben bildete bislang einen weißen Fleck in der Geschichtsschreibung im Reichsgau „Oberdonau“. Ein Buch bringt nun Licht ins Dunkel.
Sie waren Opfer und Täterinnen, unterstützten das System, leisteten Widerstand, wurden hingerichtet: die Frauen in „Oberdonau“. So hießen Oberösterreich, Teile Südböhmens und der Steiermark während der NS-Zeit. „Frauen in Oberdonau“ ist auch der Titel eines Buches, das erst kürzlich in Linz präsentiert wurde. Die Funktion und Rolle der Frauen ist so vielfältig und vielschichtig wie ihr Leben, zeigen die Forschungsergebnisse des Instituts für Frauen- und Geschlechterforschung der Uni Linz unter der Leitung von Prof. Gabriella Hauch. Von Frauen in der „Deutschen Arbeitsfront“ und „Deutschen Landfrauen“ wird in diesem Buch berichtet, von erwerbstätigen Frauen, KZ-Aufseherinnen, Zwangsarbeiterinnen und den fremdvölkischen Säuglingsheimen (vgl. dazu auch „Die Kinder von Etzelsdorf“ von Martin Kranzl-Greinecker).
Mit dem Leben bezahlt. Mag. Martina Gugglberger hat als eine der Buchautorinnen ihren Beitrag dem Thema „Widerstand und Verfolgung von Frauen in Oberdonau“ gewidmet. Unter dem Titel „Versuche, anständig zu bleiben“ beleuchtete sie das Schicksal einiger Widerstandskämpferinnen. Von Alltagshandlungen, die gegen die NS-Gesetzgebung verstießen, bis zu Bäuerinnen-Demonstrationen gegen die Abschaffung des Religionsunterrichts reichten die Tätigkeiten der Frauen. Maria Langthaler aus Schwertberg war eine von ihnen. Sie versteckte damals zwei geflohene russische KZ-Häftlinge. Viele bezahlten ihren Widerstand mit dem Leben: so auch Gisela Tschofernig-Taurer. Sie arbeitete für eine Widerstandsgruppe in Linz, schrieb Texte und erledigte Kurierdienste. Kurz vor Kriegsende wurde sie am 27. April 1945 im Arbeitserziehungslager Schörgenhub in Linz hingerichtet. Widerstand von Frauen ist eines der spannenden Kapitel im Buch „Frauen in Oberdonau“. Die empfehlenswerte und historisch fundierte Publikation ist in der Reihe „Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus“ erschienen und wird vom Oö. Landesarchiv herausgegeben. Die historische Spurensuche ermöglicht Gedenk-Arbeit in der Gegenwart: In Ebelsberg wird demnächst ein Weg nach der bislang unbekannten Widerstandskämpferin Gisela Tschofernig benannt.
- Info: landesarchiv@ooe.gv.at
Film: Vom Leben & Überleben
Der Verein „Fiftitu“ bringt den Film über Frauen, die das KZ Ravensbrück überlebten, nach Oberösterreich. Start ist am Mo., 13. 3., um 19 Uhr in der Local-Bühne, Freistadt, es folgen Aigen, Wels, Ebensee, Linz.