- Kirchenzeitung der Diözese Linz,
Beate Gschwendtner-Leitner
In alten Gebetbüchern sind sie zwischen den Buchseiten zu finden: die Beichtzettel von damals. Sie dienten zunächst der Kontrolle. Ihre Bedeutung hat sich im Lauf der Jahre gewandelt. Die Serie „Kunstgut alt & neu“ wirft einen Blick zurück in die Geschichte.
Die „Beichtbildchen“ wecken bei vielen Erinnerungen: z. B. an die Osterbeichte im Klassenverband. Jede/r hat vom Seelsorger ein Bildchen mit einem Text zur persönlichen Andacht erhalten. Vielerorts ist es heute gängige Praxis bei Bußfeiern, im Anschluss an die Beichte in der Fastenzeit Bildchen an die Gläubigen auszugeben. Bild und Text richten sich an den Einzelnen zur Andacht und Besinnung.
Ein Blick zurück. Die historischen Beispiele aus dem Diözesanarchiv Linz führen hingegen in eine „andere Welt“. Auf einem kleinen Zettel wird in äußerst knapper Form in deutscher Sprache (!) der Sachverhalt wiedergegeben. Der Vordruck lautet: Zeugniß der österlichen Beicht in der Stadtpfarrkirche zu Wels 179..“. Handschriftlich ist das exakte Jahr (4 für 1794) eingefügt. Diese ausgegebenen Zettel, in früherer Zeit alle handschriftlich verfasst, wurden vom Priester schließlich wieder eingesammelt oder von der Pfarrbevölkerung in der Pfarre abgegeben. So dienten sie zur Erstellung einer Übersicht, wie viele Menschen bei der Osterbeichte waren und wie viele Menschen zur Osterkommunion zu erwarten sind. Die Fastenzeit als vorösterliche Bußzeit wurde streng gehalten bzw. überprüft. Weit in das 19. Jahrhundert hinein hält sich die Praxis, diese Zettelchen in lateinischer Sprache zu verfassen, wie beispielsweise der Beichtzettel aus Niederneukirchen aus dem Jahr 1837 belegt (siehe Bild oben). Dieses Beispiel fällt auf, da die gewählte Druckfarbe, ein Rot-Ton, und die schmale Bordüre, an sich ein typisches Gestaltungselement der Zeit, einen optischen Akzent setzen. Die Kleinheit des Zettels und die Möglichkeit, das betreffende Jahr handschriftlich zu ergänzen, zeigen das Bestreben, möglichst viele Zettelchen aus einem Bogen schneiden zu können und nicht jährlich nachdrucken zu müssen.
Der „käufliche“ Beichtzettel. Strenge Vorschriften fordern auch zur Nichteinhaltung heraus. In der Literatur wird immer wieder vom „käuflichen“ Beichtzettel berichtet. Gläubige sammeln durch mehrmaliges Beichten Beichtzettel, die sie an andere weiterverkaufen. In den Städten sind im 19. Jahrhundert meist Mesner beauftragt, bei den Haushalten die Beichtzettel einzusammeln. Sie bekommen oft den Unmut der Menschen zu spüren. Im 19. Jahrhundert sind mancherorts Beichtzettel zu finden, die mit neuen Elementen Impulse geben. Kleine Bildchen werden eingefügt oder als Ergänzung zur Grundinformation (in lateinischer Sprache) wird in deutscher Sprache dem Gläubigen Trost oder Ermahnung zugesprochen. Diese Hinwendung zum Gläubigen wird weiter entwickelt. Mit der Einführung eines Bildes wird das Format größer, die Rückseite wird mit einem Gebet bedruckt, manchmal ist im unteren Abschnitt ein Abriss vorgesehen. Dieser wird von der Pfarre wieder eingesammelt, Bild und Text bleiben beim Empfänger.In der weiteren Entwicklung werden oftmals berühmte Kunstwerke aus Kirchen abgebildet. Die Texte geben Aufschluss darüber, wie „Christ Sein“ verstanden wird. Das Instrument der Kontrolle hat sich damit in eine Einladung für die persönliche Andacht verwandelt.