Boliviens Präsident Evo Morales hat mit seinem Wahlversprechen Ernst gemacht. Er hat die Erdgas- und Erdölvorkommen seines Landes verstaatlicht. Bisher haben die Erdölkonzerne einen Spottpreis – gemessen am internationalen Ölund Gaspreis – dafür bezahlt, was sie aus dem Boden des Landes geholt haben. Daneben lebten die Menschen in bitterer Armut und mussten zusehen, wie ihre Böden verseucht wurden. Ob die Menschen jetzt tatsächlich mehr Arbeit, Bildung und Gesundheitsvorsorge bekommen, hängt auch davon ab, ob Morales die Korruption im Land in den Griff bekommt. Die Bosse in den Konzernzentralen aber können sich schon jetzt fragen, ob die Gier nach dem höchstmöglichen Gewinn ein guter Wirtschaftsberater ist.
Hans Baumgartner
Balance zwischen Nord und Süd
Gibt es Chancen und Hoffnungen, dass die Forderungen für gerechtere Handelsbeziehungen zwischen Lateinamerika und Europa Gehör finden? Die EU zielt auf möglichst freie Wirtschaftsbeziehungen und freie Handelsverträge mit einzelnen Ländern und Regionen Lateinamerikas ab. So gesehen scheinen in der Europäischen Union alter-native Modelle kaum Platz zu haben. Um so wichtiger ist der Einsatz und die Arbeit der vielen sozialen und kirchlichen Organisationen und Bewegungen, die beim Alternativgipfel für eine gerechtere Welt eintreten. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass die Balance zwischen Nord und Süd, wenn auch nur in sehr kleinen Schritten, hoffentlich immer ausgewogener wird.