Trotz Kirchenrenovierung steht den Katholiken in Gallneukirchen ein sakraler Raum für Gottesdienste zur Verfügung. Eine beispielhaft offen gelebte Ökumene ermöglicht das Ausweichen in das evangelische Gotteshaus.
Christian Ortner
Am 6. Juni um sechs Uhr morgens werden die Baumaschinen anrollen. Spätestens am 25. März 2007 wird ihr Lärm wieder verstummt sein. Denn zur Bischofsvisitation soll sich die Pfarrkirche Gallneukirchen hell, freundlich und neu renoviert präsentieren. Knapp zehn Monate können die 11.600 Katholiken in der größten Pfarre der Diözese Linz ihre Kirche nicht benützen. Dass sie die Gottesdienste während dieser Zeit trotzdem in einem würdigen Rahmen abhalten können, liegt am besonders guten Verhältnis zur evangelischen Pfarrgemeinde. Sie stellt ihre Kirche für katholische Gottesdienste zur Verfügung.
Mehr als Ökumene. Grundlage dafür, dass die evangelische Kirche ihre Türen für die Katholiken öffnet, ist laut Pfarrer Mag. Klaus Dopler eine Ökumene, die über eine gewöhnliche Zusammenarbeit hinausgeht. „Mit (dem evanglischen Pfarrer Mag., Anm.) Günter Wagner verbindet mich eine Freundschaft“, sagt Dopler. Diese ist spürbar, wenn bei Segnungen und Eröffnungen immer beide Amtsträger anwesend sind. Schon seit einigen Jahren steht der ökumenische Gedanke bei Veranstaltungen in Gallneukirchen im Mittelpunkt. So etwa beim großen „CarDia“-Ball von Caritas und Diakoniewerk oder beim ökumenischen Gottesdienst im Rahmen des jährlich veranstalteten Stadtfestes.
Früher war es Sünde. Einige – besonders ältere – Katholiken werden beim Betreten der evangelischen Kirche dennoch von einem seltsamen Gefühl begleitet sein. „Früher galt es als Sünde, da hineinzugehen“, erklärt Dopler. Gerade deswegen sei die gegenseitige Rücksichtnahme auf Rituale, Zeichen und Messabläufe besonders wichtig. Dopler: „Wir werden auf Dinge verzichten, die die Evangelischen nicht nachvollziehen können, zum Beispiel auf Weihrauch.“ Eine Probe hat es schon gegeben: Im vergangenen Advent sind die Katholiken wegen des Weihnachtsmarktes einmal in die evangelische Pfarrkirche ausgewichen. „Es war schön, in dieser freien, offenen Kirche auch die Leute in der letzten Reihe zu erkennen“, erinnert sich Dopler.
Notwendig. Wenn die Gallneukirchner/innen am Pfingstsonntag vom vertrauten Kirchenraum Abschied nehmen, wird niemand wirklich traurig sein. Dopler: „Es erkennt jeder die Notwendigkeit der Renovierung.“