Den Boden unter den Füßen zu verlieren, ist keine angenehme Angelegenheit. Außer beim Schwimmen. Da empfiehlt es sich, nicht zu sehr auf das eigene Unterbewusstsein zu achten. Ein Unter Uns von Christine Grüll.
Ausgabe: 2016/31, Unter Uns, Christine Grüll, bodenloses Vergnügen, Schwimmen,
03.08.2016 - Christine Grüll
Die vielen heißen Tage dieses Sommers haben mir bereits einiges Wasservergnügen beschert. Mit Schwung habe ich mich in türkisblaues Meer gestürzt. Im klaren Wasser eines oberösterreichischen Sees bin ich gekrault, bis mir die Luft ausgegangen ist (also nicht besonders weit). Vom Tretboot aus habe ich einen Kopfsprung in die trüben Wellen eines Stausees gewagt und einen cola-farbenen Moorteich habe ich mit gemächlichen Brusttempi durchquert. Trotz der Freude am kühlen Nass musste ich mich jedesmal überwinden. Denn kaum wird das schöne Gefühl der Schwerelosigkeit im Wasser aktiviert, meldet sich mein Unterbewusstsein zu Wort: „Ein riesiger Fisch schwimmt unter dir“, ist noch einer der harmlosen Sätze, die es mir beim Schwimmen zuflüstert. Im Meer raunt es vom weißen Hai, im Moorteich von der jahrtausendealten Moorleiche und im Stausee habe ich beim Gedanken an den Talboden, der 40 Meter unter mir lag, kalte Füße bekommen. Das kann mich aber nicht vom Schwimmen abhalten. Es macht mich nur schneller.