Serie Kunstgut I alt & neu: Glasfenster von Markus Prachensky in der Pfarrkirche Maria Schnee
Ausgabe: 2006/49, Kunstgut, Serie, Glasfenster, Prachensky, Maria Schnee, Rombold
06.12.2006 - Prof. Günter Rombold
Die Fenster in der Pfarrkirche Maria Schnee zu Enns gehören zu den bedeutendsten modernen Glasfenstern in Österreich. Sie wurden 1975 von Markus Prachensky geschaffen und erfüllen den Kirchenraum mit Licht: vom Aufgang der Sonne bis zum Untergang.
Die Kirche ist eine der schönsten gotischen Kirchen Oberösterreichs. Die zweischiffige Halle hat einen langgestreckten Chor und stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Die drei Chorfenster von Prachensky bilden den stärksten Farbakzent in der Kirche; sie strahlen in den gesamten Raum.
Zusammenspiel von Glas und Raum. Dominierend ist ein kräftiges Rot im unteren Teil der Fenster. Dem entspricht in der oberen Hälfte der Außenfenster Orange, im mittleren Fenster ein helles Violett. Die Farbigkeit ist also von unten nach oben aufgelockert. Dadurch wird der Höhendrang des Raumes aufgenommen. Prachensky sagt: „Das war die beste Art, mein Werk in die Ordnung des Raumes einzubringen. Es kam mir darauf an, den Geist von heute in die Ordnung der Gotik zu bringen.“ Die Farben stehen auf weißem Grund. Das Weiß steigert die Leuchtkraft.
Das Licht erleben. Man muss das einmal einen ganzen Tag über erleben. Am Morgen durchstrahlt die Sonne die geosteten Fenster, am Mittag und Nachmittag wird sie milder und milder, und die Fenster leuchten noch am Abend, wenn das Tageslicht schon fast erloschen ist.
Bruder Feuer. Da es sich um eine Franziskanerkirche handelt, hatte die Ausschreibung auf den Sonnengesang des heiligen Franziskus hingewiesen. Der Künstler fühlte sich vor allem von der Strophe angesprochen, die sich auf das Feuer bezieht: „Sei gelobt, mein Herr, durch Bruder Feuer. Er erleuchtet das Dunkel, kühn ist sein Sprühen, heiter ist er, schön und gewaltig stark.“ Rot ist Ausdruck der feurigen Natur des Geistes, des menschlichen und des göttlichen Geistes. Daran werden die Gläubigen bei jedem Gottesdienst erinnert.
Serie: KunstgutIalt & neu
Die Serie „KunstgutIalt & neu“ stellt in Zusammenarbeit mit dem Kunstreferat liturgische Geräte, Gemälde, Krippen, Heiligenfiguren, Statuen aus Oberösterreichs Kirchen mit Text und Bild auf den Kulturseiten vor. Geschichte, Brauchtum und Reaktionen aus den Pfarren sind dabei immer wieder Thema der Serie.