Unter dem Schutz der Anonymität bellen auch die kleinsten Hunde am lautesten, vor allem im Internet. Da hilft nur, sich nicht von Schimpftiraden provozieren zu lassen, meint Dominik Hennerbichler in einem "Unter Uns".
Ausgabe: 2016/33, drüberstehen, unter uns,
16.08.2016 - Dominik Hennerbichler
Wird der Ton in unserer Gesellschaft rauer? Gemeint sind damit Ausbrüche von Aggressivität, Gewalt oder sogar Hass. In der Politik, auf den Straßen, beim Einkaufen im Supermarkt, in der Straßenbahn, und vor allem im Internet. Unter dem Schutz der Anonymität bellen auch die kleinsten Hunde am lautesten, kommt einem vor. Auch ich wurde im Internet schon aufs Übelste beschimpft, weil ich einen kontroversen Artikel geteilt hatte. Als Vertreter der „Lügenpresse“ fällt es ohnehin schwer, ruhig zu bleiben angesichts der vielen Verschwörungstheorien, die da einem sprichwörtlich um die Ohren fliegen. Einen Dialog zu führen, ist schwierig. Das war auch dieses mal der Fall. Ich war beleidigt und verärgert und hatte schon eine böse Replik in die Antwortzeile getippt, als ich mich – gottlob – noch einmal besann. Fast hätte ich mich auf das gleiche tiefe Niveau des Beschimpfers begeben. Die Antwort habe ich nicht abgeschickt. Ich ließ die Beleidigung an mir abprallen und merkte, wie auch mein Ärger verflog. Seither kamen noch vereinzelt provokante Nachrichten oder Kommentare. Doch da stehe ich drüber. Ich werde mich auch künftig jeder vernünftig geführten Diskussion stellen, mich aber nicht auf Schimpf- tiraden einlassen.