Aus sieben mach eins: Die Kreuzschwestern wagen einen mutigen Schritt in die Zukunft und legen sechs Provinzen und ein Vikariat zusammen. Zu der neuen Provinz Europa Mitte werden 839 Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz gehören. Bereits im Herbst wird die neue Leitung in Wels ihre Arbeit aufnehmen.
Der Nachwuchsmangel ist das große Thema auch bei den Kreuzschwestern. Beim Generalkapitel 2002 haben die Ordensfrauen ihre personelle Situation nüchtern analysiert. Mit einem Ergebnis, das tief in die Struktur und in die Geschichte der 1856 im Schweizer Ingenbohl gegründeten Gemeinschaft eingreift: Die vier österreichischen Provinzen, Bayern, Ungarn und das Vikariat Slowenien werden zur Provinz Europa Mitte zusammengeführt. „Es geht darum, den Ordensauftrag in die Zukunft hinein zu sichern “, erklärt Sr. Gabriele Schachinger. Die Provinzoberin für Oberösterreich-Salzburg meint zu dem – nicht einfachen – Prozess: „Das verlangt von uns personelle und finanzielle Solidarität. Aber die gegenseitige Hilfe bringt Sicherheit für alle.“
Etappen auf dem Weg. Ab 2004 hat ein 13-köpfiger Entscheiderkreis unterstützt von mehreren Teams an dem Projekt gearbeitet. Dass mit der Provinz Europa Mitte ein wirklicher Neuanfang gesetzt wird, zeigt sich in dem Beschluss, in Wels eine neue Provinzzentrale zu bauen. Dort wird die neue Provinzoberin mit sechs hauptamtlichen Rätinnen, den verantwortlichen Schwestern für die Ökonomie und eine kleiner Gemeinschaft wohnen – insgesamt an die 12 bis 15 Schwestern. Wels ist verkehrsmäßig gut gelegen. Keine Provinz soll den Eindruck haben, dass sie von einer anderen vereinnahmt wird, so Sr. Gabriele. Daher ist ein neutraler Ort notwendig.
Betriebe. Zurzeit laufen gerade Gespräche über die Einsetzung der neuen Leitung, die im April ernannt und im Herbst 2007 die Arbeit aufnehmen wird. Die „Wertearbeit“, die die Mitarbeiter/innen in den Werken der Kreuzschwestern mit der Spiritualität des Ordens verbindet, wird selbstverständlich fortgesetzt. Es geht in der neuen Provinz um insgesamt 4.300 Beschäftigte in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, Schulen, Kindergärten und Gästehäusern. Sr. Gabriele macht nachdrücklich klar: Die Vereinigung der Kreuzschwestern-Werke ist das eine, die einzelnen Einrichtungen, die jeweils in ihrer Region verankert und geschätzt sind, sollen aber ihren Bezug zur Region behalten.
Provinz Europa Mitte
Die Provinz Europa Mitte setzt sich zusammen aus folgenden Provinzen:
Sr. Gabriele Schachinger ist Oberin der Kreuzschwestern-Provinz für Oberösterreich-Salzburg. Im Gespräch mit der KIZ erklärt sie die Überlegungen, die für die Zusammenlegung der Provinzen maßgeblich waren.
Wie fängt man so ein – anfangs – schier unüberschaubares Unternehmen an? Provinzoberin Sr. Gabriele: Uns war es wichtig, die Schritte der Zusammenführung als geistlichen Prozess zu gestalten und bewusst unter ein biblisches Leitwort zu stellen. In drei Gruppen haben wir nach einem passenden Text gesucht. Unabhängig voneinander ist jede Kleingruppe des Entscheiderkreises auf einen Satz aus dem Buch des Propheten Jeremia gestoßen. Dort heißt es in Kapitel 29: Gott spricht: „Ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe. Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.“ Das war für uns eine ermutigende Erfahrung. Und so sind wir ans Werk gegangen.
Was bezweckt die Zusammenführung? Sr. Gabriele: Wir bündeln einmal unsere Kräfte. Es wird nicht mehr sieben Provinzleitungen geben, sondern eine einzige. Wir führen auch die Betriebe organisatorisch zusammen. Hier geht es ebenfalls um Synergien.
Auch die neue große Provinz ändert nichts an der rasch abnehmenden Zahl der Kreuzschwestern, aber Sie gewinnen Zeit ... Jetzt haben wir noch die Schwestern und Kräfte, um so einen Prozess gestalten zu können und nicht über uns ergehen lassen zu müssen. Im Voraus ist schwer zu sagen, was die Veränderungen genau bringen. Aber wir verbinden damit die Hoffnung, dass sich für uns Kreuzschwestern neue Möglichkeiten und neue Perspektiven auftun. Ich denke an den Einsatz an neuen sozialen Brennpunkten.
Welche Ängste haben Schwestern vor der Zusammenlegung? Vor allem die Größe der Provinz macht manchen Schwestern Sorgen. Es besteht die Angst, dass die Beziehung zur Provinzleitung abgeschwächt wird. Aber die Leitungsstruktur mit sechs hauptamtlichen Provinzrätinnen soll den Kontakt zu den Schwestern sicherstellen.