Ich habe den Anschluss verpasst. Der Gedanke ruft ein Gefühl der Verlassenheit hervor. Ein Leitartikel von Christine Grüll.
Ausgabe: 2016/35, Leitartikel, Anschluss, Anschluss nicht verpassen
30.08.2016 - Christine Grüll
Nicht mehr Teil einer Gruppe zu sein, sich überfordert zu fühlen bei technischen und bürokratischen Angelegenheiten, die Sprache der Medien nicht nachvollziehen zu können, das macht traurig, manchmal sogar aggressiv. Um den Anschluss nicht zu verpassen, braucht es viel Eigeninitiative. Und Vertrauen. Darauf, dass es jemanden gibt, der wartet.
Eine Frau verliert ihre Wandergruppe im Wald aus den Augen. Ein Kollege kehrt um und holt sie zur Gruppe zurück. – Ein Bus verlässt die Haltestelle, bremst und öffnet noch einmal die Tür für einen Fahrgast. – Ein Brief vom Amt ist unverständlich. Die Sachbearbeiterin nimmt sich Zeit, die Fragen zu beantworten. Immer wieder steht am Lebensweg jemand, der die Hand ausstreckt, um weiterzuhelfen. Das fällt nicht auf, wenn der Eindruck, von der Welt im Stich gelassen zu sein, besonders stark ist. Es benötigt Kraft, um Schritt zu halten. Wer die Wartenden sieht, tut sich leichter.