Im Mai haben die Fische Schonzeit. Franz Wiesmayr liebt das Leben mit dem Fluss. Die Fischerei möchte er später mit seinem Zweitberuf als Koch kombinieren. Heimische Fische sind an Frische und Qualität nicht zu überbieten, sagt er. Und die Donau sei ein gutes Fischwasser.
Franz Wiesmayr vor dem Haus. Die Markierungen zeigen die Hochwassermarken.
Rechts: Jeden Montag Abend fährt der Fischer auf die Donau hinaus, um die Netze zu setzen.
Am 5. Mai 1907 wurde in der „Neustadt” von Linz der Grundstein für eine neue Kirche gelegt. Am kommenden Wochenende – von 11. bis 13. Mai, feiert die Pfarre Hl. Familie dieses Jubiläum. Kaum eine andere Pfarre Oberösterreichs hat den Wandel der Zeiten so intensiv erlebt. Hier lebt auch der einzige Berufsfischer von Linz, Franz Wiesmayr.
Ein Firmenkomplex neben dem anderen. Die „Industriezeile” in Linz mit der Chemie AG und der VOEST am unteren Ende gibt ihrem Namen alle Ehre. Zwischen den zweckmäßigen Bauten eine schmale Zufahrt, Bäume, ein Garten, und ein idyllisches Haus. Hier lebt Franz Wiesmayr, vulgo Lahmer, mit seiner Mutter Maria und seinem Vater Franz. Im März hat Franz Wiesmayr den „Fischermeister“ abgeschlossen. Der Firmgöd seines Vaters war bis dahin der letzte Linzer Donaufischer gewesen, der es zum Meister gebracht hat.
Steckerlfische vom Lahmer. Familie Wiesmayr lebt bis heute vom Fischen und von der kleinen Landwirtschaft. Hier bauen sie Gemüse an. Als der Vater den Betrieb seinerzeit übernahm, war hier noch alles Augebiet. Jeden zweiten Donnerstag werden die Steckerlfische von der Mutter auf „Trebern” gegrillt. Der Vater bereitet sie vor – und der Sohn sorgt in der Küche für Salate und Mehlspeisen. Franz Wiesmayr ist auch gelernter Koch. Viele Stammgäste freuen sich schon auf diesen Tag und genießen das Ambiente in dieser Idylle nahe der Donau.
Mit der Pfarre verbindet Franz Wiesmayr viel. Als Jugendlicher war er hier Ministrant und auch Sternsinger. Bis heute kommen die Sternsinger als letzte Station hierher. So freut sich Wiesmayr, dass er jetzt eingeladen wurde bei der „Langen Nacht der Kirchen” am 1. Juni in der Pfarre aus seinem Berufsalltag zu erzählen.
Jesus und die Fischer. Franz Wiesmayr kann sich schon vorstellen, warum Jesus Fischer in seinen Dienst genommen hat: „Der berühmteste ist ja Petrus – und wir wünschen uns deshalb Petri Heil”, erzählt der junge Donaufischer. „Als Fischer musst du vor allem Geduld haben”, meint er. Und: „Du musst genau arbeiten und aufpassen! Die Donau ist nicht ungefährlich, vor allem, wenn größere Schiffe vorbeifahren. Und: Nur ja keine ruckartigen Bewegungen!” Schon die kleinen, nur ein paar Zentimeter langen Fischlein, die jetzt in der Schonzeit über den Grund ziehen, kann der Donaufischer genau unterscheiden. Immerhin leben rund 60 Arten in der Donau, auch edle Fische wie Zander oder Rheinanke tummeln sich zwischen Rotaugen und Blaunasen, Barben und Braxen, im Fluss.
Wie in biblischen Zeiten. Die Methode, mit der Wiesmayr fischt, erinnert an biblische Zeiten. Am Abend werden die Stellnetze mit dem Boot ausgefahren. Den Außenbordmotor freilich gab es damals noch nicht. Am nächsten Tag, 6 Uhr früh, werden die Netze eingeholt.Wie gut der Fang ist, hängt von vielen Faktoren ab: Wie schnell der Strom fließt, wie trüb das Wasser ist. Manchmal geht der Fischer leer aus, dann wieder sind 20, 30 schöne Fische im Netz.
100 Jahre Pfarrkirche Heilige Familie
Bischof Franz Maria Doppelbauer hat am 5. Mai 1907 den Grundstein der „Familienkirche” in Linz gelegt. 25.000 Katholiken wohnten um die Jahrhundertwende bereits in dieser „Neustadt” im Osten von Linz. 1903 wurde Msgr. Josef Riegler zum Pfarrer von „St. Josef” – so der frührere Name der Pfarre – ernannt. Er gründete einen Kirchenbauverein. Zuerst wurde der Pfarrhof gebaut, in dem auch die Taufen und Gottesdienste gefeiert wurden. Die Kirche selbst wurde von Dombaumeister Matthäus Schlager geplant. Der Grundstein für die Kirche wurde 1898 aus dem Heiligen Land eigens für die Kirche herbeigeholt. Er kommt aus Nazaret, wo der Überlieferung nach das Haus der Heiligen Familie stand.
- Die Familienpfarre feiert das 100-Jahr-Jubiläum: Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, Pfarrabend im Pfarrheim. Samstag, 12. Mai, 10 bis 16 Uhr: Tag der offenen Tür mit Ausstellung in der Pfarrkirche.Sonntag, 13. Mai: 10 Uhr, Festgottesdienst mit Bischofsvikar Prälat Josef Ahammer.
Lange Nacht der Kirchen
Am 1. Juni findet in Linz die „Lange Nacht der Kirchen” statt. Ab 13 Uhr ist am Taubenmarkt ein Informationsstand aufgebaut. Die Nacht beginnt mit einer ökumenischen Vesper um 19 Uhr im Linzer Dom. Programm in allen Innenstadtkirchen. Franz Wiesmayr erzählt um 21 Uhr in der Familienkirche.