Eine Freude für die ganze Diözese Linz ist der Gottesdienst zur Seligsprechung Franz Jägerstätters. P. Ewald Volgger OT, Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz, erklärt den Ablauf und die Besonderheiten der Feier.
„Eine Seligsprechung findet grundsätzlich innerhalb einer Eucharistiefeier statt“, erläutert P. Ewald Volgger. „Sie ist gleichsam das entsprechende Umfeld: Denn Selige oder Heilige kann man nicht machen, sondern wir dürfen Gott danken, dass er uns Menschen wie Franz Jägerstätter als Glaubenszeugen schenkt.“ Unmittelbar nach den Kyrie-Rufen beginnt der Ritus der Seligsprechung. Eingeleitet von Diözesanbischof Ludwig Schwarz gibt Bischof Manfed Scheuer eine kurze Lebensbeschreibung Franz Jägerstätters, die sein geistliches Profil deutlich macht: sein Vorbild in der Treue zum Gewissen und als ein Warner vor zerstörerischen Ideologien. Den Abschluss der Verlesung der Biografie bildet die Bitte um Seligsprechung an Papst Benedikt XVI. Als Vertreter des Papstes wird Kardinal José Saraiva Martins das Dekret der Seligsprechung für Franz Jägerstätter – Martyrer und Familienvater – verlesen. Die Gemeinde antwortet mit einem dreifachen „Deo Gratias“ – Dank sei Gott. Dann wird ein rund drei mal drei Meter großes Bild von Jägerstätter enthüllt. „Den Gläubigen wird der neue Selige damit sichtbar vor Augen geführt“, so Prof. Volgger. Daraufhin bringen die Witwe des Seligen, Franziska Jägerstätter, die Jägerstätter-Biografin Dr. Erna Putz, der Pfarrer von St. Radegund, Josef Steinkellner, und weitere Personen, die mit Franz Jägerstätter in enger Beziehung stehen, das Reliquiar zum Altar.
Gedenkstätte im Dom. Das Reliquiar hat der Künstler Herbert Friedl geschaffen. Es enthält eine Knochenreliquie des Seligen, die der Urne entnommen wurde, und eine schriftliche Aufzeichnung Jägerstätters. Volgger betont, dass nicht das Knochenstück, sondern der Text die für die heutige Zeit sprechendere Reliquie ist. Jägerstätter beschreibt darin seinen Traum vom Jänner 1938, in dem er vor der Verführung und den Schrecknissen der NS-Zeit gewarnt wurde. Seinen endgültigen Platz im Neuen Dom wird das Reliquiar in einer Stele beim Seitenaltar „Maria, Königin der Martyrer“ finden. Damit hat der Selige auch einen Gedenk- und Verehrungsort in der Domkirche der Diözese. Die Übertragung findet zu Allerheiligen statt.Zur Verehrung des Reliquiars mit Weihrauch singt die Gemeinde das Jägerstätterlied von Kathi Stimmer-Salzeder und Martin Winkelbauer. Mit dem feierlichen Gloria wird die Eucharistie fortgesetzt und im Tagesgebet ruft der Bischof das erste Mal den Seligen offiziell um seine Fürbitte an.
Franz (Jägerstätter) als Taufname. Der Gedenktag des Seligen ist auf den 21. Mai, seinen Tauftag, festgesetzt. Für die Eucharistiefeier am Gedenktag wird es ein eigenes liturgisches Formular geben, das – in einfacherer Form – mit den Texten der Seligsprechungsfeier ident ist. Auch in das Stundengebet der Lesehore wird ein Text Jägerstätters aufgenommen. Durch die Seligsprechung kann nun ein Kind auf den Namen Franz (Jägerstätter) getauft werden und und ebenso können Kirchen auf seinen Namen geweiht werden. Der der Seligsprechung folgende Schritt ist die Heiligsprechung. Aber das ist zur Zeit kein Thema, da im Regelfall Jahrzehnte zwischen Selig- und Heiligsprechung liegen.
Die Lesungen
Beim Gottesdienst der Seligsprechungsfeier werden folgende Lesungen vorgetragen:
- Erste Lesung aus dem Buch Deuteronomium (Dtn 6,2–6): Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen. - Zweite Lesung aus dem Römerbrief (Röm 8,31b–39): Weder Tod noch Leben können uns scheiden von der Liebe Gottes. - Evangelium (Mt 5,1–12a): Die Seligpreisungen
Die Seligsprechung –feiern Sie mit
Der Seligsprechungsgottesdienst im Dom. Am Nationalfeiertag, dem 26. Oktober 2007 um 10 Uhr beginnt der feierliche Gottesdienst zur Seligsprechung im Linzer Maria-Empfängnis-Dom. Alle österreichischen Bischöfe und Bischöfe aus dem benachbarten Ausland werden mitfeiern.
Im Fernsehen. Übertragen wird die Feier live in ORF 2, in 3sat und im Bayerischen Fernsehen.
Anreise. Die Organisatoren bitten um frühzeitige Anreise, selbstverständlich können Klapphocker mitgebracht werden.
Jägerstätter-Oper. Am Seligsprechungstag, 26. Oktober, um 17 Uhr wird im Alten Dom in Linz die Jägerstätter-Oper von Viktor Fortyn zur Aufführung gelangen.Gebetsnacht in Ostermiething. Am Samstag, 27. Oktober wird in der Pfarrkirche Ostermiething eine Gebetsnacht abgehalten bei der zwischen 20 und 24 Uhr verschiedene Gruppen Beiträge bringen. Bischof Manfred Scheuer gestaltet die Gebetsnacht mit.
St. Radegund: Festmesse. Am Sonntag, den 28. Oktober 2007, um 10 Uhr feiert Bischof Ludwig Schwarz einen Festgottesdienst in der Heimatgemeinde Franz Jägerstätters. Die Predigt hält Bischof Maximilian Aichern. Alle Vereine des Ortes werden dabei sein. Musikalisch wird die Eucharistiefeier mit Volksgesang und mit Teilen der Jägerstättermesse gestaltet, die Leo Sigl, der Chorleiter von St. Radegund, getextet und vertont hat. Der Gottesdienst wird über eine Videowall auch auf den Franz-Jägerstätter-Platz vor der Kirche übertragen. Anschließend ist Agape.
Film. Der vom ARD am 9. September ausgestrahlte Beitrag „Die Witwe des Helden“ über das Leben der Franziska Jägerstätter wird am 30. Oktober, 23 Uhr und am 4. November, 7.30 Uhr im SWR-Fernsehen gesendet. Eine Kopie gibt es im Medienverleih der Diözese.