In größeren Wohnanlagen soll es ja angeblich so sein, dass die Hausbewohner wenig bis überhaupt nichts voneinander wissen. Das kann man aber auch etwas anders sehen: die meisten Nachbarn lassen sich zwar selten am Flur blicken, aber sie geben hörbare Lebenszeichen. Von meinen weiß ich etwa, wann sie die Wäsche waschen, ein Bad nehmen oder was ihre Lieblingssendung im Fernsehen ist (zumindest wenn das die ist, bei der sie das TV-Gerät schreiend laut aufdrehen). Es stört mich eigentlich nicht wirklich. Denn: die Nachbarn warten am Abend sicher genau so wenig sehnsüchtig darauf, dass ich Karaokestücke zum Besten gebe. Ich mach’s trotzdem. Es gibt aber Geräusche, die sind eindeutig Lärm, weil sie einfach nur furchtbar sind. Sehr lautes Schneuzen, dass man glaubt, Benjamin Blümchen wohnt nebenan. Oder: Die Art, wie mein Nachbar niest. Das ist so intensiv, dass ein Düsenjet ein paar Meter über dem Haus nichts dagegen ist. Wie er das schafft, ist mir ein Rätsel. Es klingt manchmal lustvoll, öfters aber fast aggressiv. Das führt mich zur Vermutung, dass Niesen und unmelodisches E-Gitarre-Spiel seines Sohnes zusammenhängen. So unter dem Motto: „Wenn du wieder so laut spielst, dann nies ich dir was!“ Mir wär das laute Gitarrespiel ja lieber. Gegen das Niesen ist es die reinste Entspannungsmusik.