Rom hat im neuen Taufrituale festgelegt, dass Laien nicht taufen dürfen. Das war für Diözesanbischof Dr. Ludwig Schwarz der Grund, die im Ausnahmefall geübte Praxis der Taufe durch Laien zu beenden. Die Entscheidung hat auch innerkirchlich Diskussionen ausgelöst. Bischof Schwarz betont nun: Ich bin weiter zum Gespräch mit allen bereit.
Die Diözese Linz ist in Österreich die einzige, die von der im Kirchenrecht eingeräumten Ausnahmepraxis der Taufe durch Laien Gebrauch gemacht hat. „Nun hat aber Rom erneut entschieden, dass diese Praxis nur für Katechisten in Missionsländern gilt, nicht für den deutschsprachigen Raum“, begründet Bischof Schwarz die Maßnahme. Die Taufe durch Laien bleibt so auf die „Nottaufe“ bei Lebensgefahr beschränkt. Und: Bereits vereinbarte Taufen dürfen noch gehalten werden.Bischof Schwarz erwartet nicht, dass das Anliegen in der Bischofskonferenz behandelt wird: „In allen anderen Diözesen taufen nur Priester und Diakone, dort besteht kein Problem damit.“ Schwarz erwartet daher auch nicht, dass die Bischofskonferenz in Rom mit diesem Anliegen vorstellig wird.
Der Bischof ist trotzdem bereit, mit allen kirchlichen Gruppierungen zu reden, die sich in den letzten Tagen kritisch geäußert haben. „Ich habe ja schon nach Erscheinen des neuen Rituale Gespräche mit dem Domkapitel, dem Konsistorium und den Leitern der diözesanen Gremien geführt. Auch mit der Berufsgemeinschaft der Pastoralassistent/innen habe ich über diese gesamtkirchliche Entscheidung schon gesprochen.“ Und Schwarz betont: „Ich schätze die Arbeit der Laien in der Pastoral sehr. — Was wäre unsere Diözese ohne ihr Engagement in den Pfarren und in der Diözese, je nach dem Bereich, der ihnen zugedacht ist. Jetzt wirbt Schwarz um Verständnis für seinen Schritt. „Wir wollen uns an das halten, was das Lehramt sagt und was die entsprechenden gesamtkirchlichen Normen vorsehen.“
Pfarrassistenten bleiben. Zu der in Medien angedeuteten Frage, ob Schwarz auch von der Bestellung von Pfarrassistent/innen Abstand nehmen werde, sagt der Bischof: Das ist keine Frage. Die Pfarrassistenten wird es weiter geben, es muss dabei jedoch immer ein zuständiger Priester die Verantwortung tragen.
Die Taufe bedeutet für viele Familien eine neue Brücke zur Kirche. Franz M. Glaser.
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Katholische Aktion in Sorge.
„Die Konferenz der Katholischen Aktion OÖ plädiert einmal mehr für die Fortsetzung eines zukunftsträchtigen und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Weges.“ So heißt es in einer Erklärung der „Katholischen Aktion“ vom 16. Mai. Das gewachsene Miteinander von Priestern und Laien habe sich bewährt, es wäre sogar angesichts sinkender Priesterzahlen noch bedeutsamer, heißt es darin. Die aktuelle diözesane Situation erfülle die Mitglieder der Konferenz der Katholischen Aktion OÖ mit großer Sorge. Es gebe Anzeichen, dass der bisherige Weg verlassen wird, auf dem die Bedürfnisse und der Glaubenssinn der Menschen im Volk Gottes eine besondere Wichtigkeit haben. Die Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich, Margit Hauft, will nun am Grundsatz, dass die Taufe im Regelfall von geweihten Priestern oder Diakonen vorgenommen wird, nicht rütteln. Sie hofft aber, dass man über die Ausnahmen für den Notfall doch noch reden kann. „Wir wollen keine Gesetzesübertretungen, aber die im Kirchenrecht eingeräumten Möglichkeiten auch ausschöpfen.“ Auch in der Vergangenheit habe die Diözese Linz nicht rechtswidrig gehandelt.
Loyalität und Gewissen.
Die geschäftsführende Vorsitzende des Pastoralrates, Mag. Edeltraud Artner-Papelitzky, betont, man hätte in der Diözese Linz auf kirchenrechtlichem Boden versucht, der pastoralen Situation entsprechende Wege zu gehen. „Andere Diözesen haben sich vielleicht nicht getraut, den Rahmen des rechtlich Möglichen auszuschöpfen.“ Die kirchliche Sakramentenlehre sei im Lauf der Geschichte immer wieder von Veränderungen betroffen gewesen. Die Kirche hätte eine 2000-jährige Entwicklung hinter sich, sie sei nicht starr und unveränderlich. Die Diözese Linz sei, wie sich etwa beim Papstbesuch oder jährlich auch beim „Peterspfennig“ zeigt, immer loyal mit Rom gewesen. Erwartete Loyalität müsse auch mit dem Gewissen der Betroffenen vereinbar sein. Im Pastoralratsvorstand soll die Thematik ausführlich zur Sprache kommen, kündigt Artner-Papelitzky an. Sie verbindet damit den Wunsch, dass Bischof Schwarz auch die Anliegen der Kirche von Linz unterstützt und auf der weltkirchlichen Ebene einbringt.
Pastoralassistent/innen.
Auch die Berufsgemeinschaft der Pastoralassistent/innen bittet in einer Stellungnahme Bischof Schwarz, von seinem Recht Gebrauch zu machen, die bisherige Taufpraxis in der Diözese Linz beizubehalten. Weiters heißt es darin: „Wir sind in tiefer Sorge um die Entwicklung unserer Pfarren und Seelsorgeeinheiten, bei der die Qualität einer umfassenden Taufpastoral von immer größerer Bedeutung wird. Es geht dabei um die sichtbare Zuwendung der Kirche zu den einzelnen Menschen, die am biblischen Jesus sein Maß nimmt. Nicht Massentaufen von einem für die Tauffamilien fremden Priester sind dafür geeignetes Werkzeug, vielmehr ist dafür mehr und mehr die persönliche Zuwendung in Taufgesprächen, die individuelle Gestaltung der Taufliturgie und das Weiterbegleiten der Neugetauften und ihrer Familien unverzichtbar. Dies können die immer weniger werdenden Priester allein schon aus Zeitgründen nicht mehr in allen Fällen bewerkstelligen. Es ist sinnvoll und ein drängendes Gebot der Stunde, auch im Blick auf die persönlichen Ressourcen der immer mehr geforderten Priester, hier für Einzelfälle die Möglichkeiten des Kirchenrechtes auszuschöpfen.“
Taizé-Gebet im Bischofshof.
Von Seiten Theologiestudierender wurde für Dienstag, 20. Mai, zu einem „Schweigemarsch“ zum Bischofshof aufgerufen. Im Hof des Bischöflichen Ordinariates war ein „Taizé-Gebet“ vorgesehen. Die Veranstaltung fand nach Drucklegung dieser Ausgabe statt.
Gibt es gangbare Wege?
Über das Wochenende haben die KirchenZeitung zahlreiche Stellungnahmen erreicht. Die Sorge um die nun entstandene Situation stand im Mittelpunkt vieler Briefe. Pfarrassistent Mag. Johannes Frank aus Puchkirchen etwa sieht das lebendige Pfarrleben in seiner Pfarre Puchkirchen gefährdet. Die rund zehn Taufen jährlich hat er bis jetzt gehalten, „Laien sollten von der Kirchenleitung nicht nur als Notnagel gesehen werden“, schreibt er in einem offen Brief an den Bischof. In manchen Briefen kam zum Ausdruck, die Diözese Linz werde von Rom aus nicht im richtigen Licht gesehen.
Taufe als Familienfest?
Eine vielfach geäußerte Sorge ist, ob die Taufe als Familienfest erhalten bleiben kann. Der Priestermangel könnte dazu führen, dass in einzelnen Pfarren praktisch nur mehr Mehrfachtaufen gehalten werden.