Unter Leitung von ORF Oberösterreich Landesdirektor Dr. Helmut Obermayr (Mitte) diskutierten zum Thema „Laienseelsorger im Abseits“: Dr. Franz Gruber (von links) , Professor für Dogmatik an der KTU Linz, DDr. Severin Lederhilger, Generalvikar der Diözese Linz und Professor für Kirchenrecht, Margit Hauft, Vorsitzende der Katholischen Aktion OÖ, Mag. Stefan Grandy, Vorsitzender der Berufsgemeinschaft der PfarrassistentInnen der Diözese Linz. Radio Oberösterreich sendete die Podiumsdiskussion live am 5. Juni.Foto: KIZ/Josef Wallner.
Die Widerruf der Tauferlaubnis hat zu einem Hin und Her von Argumenten geführt. Franz Gruber, Professor für Dogmatik, zeigt bei der ORF Diskussion, dass die Gründe für die Auseinandersetzung tiefer liegen.
Auf dem 2. vatikanischen Konzil hat sich ein fundamentaler Perspektivenwechsel vollzogen: Die Wiederentdeckung des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen hat eine neue Praxis von Seelsorge geschaffen. Die Diözese Linz ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Priester und Laien kooperieren können, so Gruber. Die Mitarbeit von qualifizierten Laien in der Pastoral verändert aber unweigerlich das Rollenbild des Priesters. Aufgaben, die bislang Pfarrern und Kaplänen vorbehalten waren, übernehmen Laienmitarbeiter/innen. Sie üben in Teilbereichen Funktionen des Amtes aus, ohne aber geweiht zu sein. Und der zunehmende Priestermangel verschärft die Lage. „Gerade weil das Amtspriestertum unverzichtbar ist, steht die Frage der Weihe für bewährte Laien im Raum“, erklärt Gruber.
Spagat. Die Kirche muss in der heutigen Situation einen Spagat meistern: der Verwässerung des Amtspriestertums entgegenzuwirken und gleichzeitig eine gute, qualitative Seelsorge zu ermöglichen, sodass Menschen die Erfahrung des Göttlichen machen können. Seelsorge ist aber anspruchsvoller geworden als früher. Denn Glaube und die damit verbundene Erschließung des Lebens entsteht heute wesentlich mehr im Dialog als durch Teilnahme an Riten. Diese Form von Seelsorge ist ohne Laien nicht mehr möglich.
Kommunikationsproblem. Dass die katholische Kirche als Weltkirche eine klare Leitung braucht, steht für Gruber außer Zweifel, aber sie muss auch fähig sein, auf die unterschiedlichen Anforderungen in Ortskirchen eingehen zu können. In dieser Beziehung ortet Gruber zuwenig Dialog zwischen Zentrale und Ortskirche: „Wenn die Kirche Zukunft haben soll, muss sie ihr Kommunikationsproblem lösen.“ Bei den Themen von Taufe und Predigt geht es aber nicht um Kompetenzgerangel zwischen Laien und Priestern oder römischer Kirchenleitung und Diözesen. Die Lösungen müssen danach beurteilt werden, ob sie helfen, dass Kirche ihren Grundauftrag erfüllen kann, „Instrument und Zeichen des Reiches Gottes“ zu sein. „Daran werden Laien und Priester gemeinsam gemessen“, so Gruber.
Kraftvolle Arbeit. Pfarrassistent Stefan Grandy verbarg nicht seine Enttäuschung über das Taufverbot in seiner Berufsgruppe, betonte aber: Die Arbeit in den Pfarren geht kraftvoll weiter. Margit Hauft von der Katholischen Aktion nahm auf das Wort Jesu Bezug „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Eine gute Frucht sieht sie zum Beispiel im großen Einsatz für die Länder des Südens.
ZUR SACHE
Ämter und Aufgaben
Die Spannung, die hinter den Diskussionen um Predigt und Taufe von Laien liegt, hängt mit der Bedeutung des Weiheamts und der Sakramente zusammen, erklärte Generalvikar Severin Lederhilger bei der Diskussion im ORF-Landesstudio.Was ist Aufgabe der Laientheolog/innen und was Aufgabe des geweihten Amtes? – „Da wir in einer Zeit des Übergangs leben, kommt es zu Verunsicherungen.“ Die neuen Regelungen über die Spendung der Taufe haben darin eine Klarstellung getroffen: Die ordentliche Form der Taufspendung ist Aufgabe der Geweihten.
Vielfalt. Das Ringen um die Ämter dürfe aber nicht vergessen machen, dass es immer um die gemeinsame Gestaltung von Seelsorge geht, unterstreicht Lederhilger. Die Diözese Linz hat verschiedene pastorale Modelle und viele die sich in der Pastoral engagieren: Priester, Seelsorgeteams, Laien, Diakone, beauftragte Laientheolog/innen und Laienseelsorger/innen. „Das macht die Lebendigkeit der Diözese Linz aus.“