Am 26. Dezember 2017 begeht Bischof em. Maximilian Aichern seinen 85. Geburtstag.
Im Gespräch erzählt der Jubilar, wie er am Weg der Kirche und am gesellschaftlichen Leben Anteil nimmt und wie es ihm mit dem Älterwerden geht.
Ausgabe: 2017/51
19.12.2017 - Matthäus Fellinger
Viele Leute fragen: Wie geht es unserem Bischof Maximilian? Was kann man antworten? Bischof Maximilian Aichern: Mir geht es gut. Ich bin eingebunden in das Leben und Wirken unserer Diözese, habe nach wie vor viele Kontakte und kann meinem Alter entsprechend manches im kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich tun.
Es sind bereits über zwölf Jahre seit dem Ende Ihrer Amtszeit. Nehmen Sie an der Kirche heute anders Anteil als in den Amtsjahren? Aichern: Ich nehme sehr wohl Anteil am Weg der Kirche, bin aber doch in vielem gelassener und geduldiger geworden. Ich freue mich über die vielen kirchlichen Initiativen und bin dankbar, dass wir Papst Franziskus haben, der die Zuwendung zu den Menschen so sehr in den Vordergrund stellt. Das zeigen auch die letzten Bischofsernennungen für Österreich. Ich wünsche mir noch mehr Unterstützung für die Bemühungen des Papstes.
Was sehen Sie heute als Ihre Aufgabe?Aichern: Ich bin dankbar, dass ich jetzt mehr Zeit für Gebet und Besinnung, für das Lesen und die Vorbereitung auf Gottesdienste habe. Ich freue mich, dass ich immer wieder zu diözesanen und pfarrlichen Veranstaltungen eingeladen werde. Ich sehe es als meine Aufgabe, Zeit für Gespräche mit den verschiedenen Leuten zu haben. In manchen Fragen, vor allem im sozialen und gesellschaftlichen Bereich, kann ich vielleicht auch heute beitragen, dass Brücken und Kooperationen weitergehen und vertieft werden.
Viele sehen der Zukunft besorgt entgegen. Sie auch?Aichern: Ich sehe der Zukunft nicht nur besorgt entgegen, weil uns der Glaube an Gott und die Zusicherung Jesu, immer bei uns zu sein, Vertrauen und Hoffnung geben. Natürlich – auch mir machen manche Ereignisse in der Welt Sorgen, wie der Gegenwind aus den USA und anderen Ländern, die Rückschläge im Bemühen um Frieden und Sicherung der Zukunft für die nächsten Generationen.
Es hilft aber, dass ich durchaus positive Ansätze und Trends sehe und erlebe, dass sich viele Menschen, gerade auch junge, für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen und neue Wege in der Gesellschaft und in der Kirche suchen.
Die Diözese Linz hat einen Prozess über Zukunftswege gestartet. Was ist aus Ihrer Sicht dabei wichtig? Aichern: Wir haben uns in Oberösterreich bei den Diözesanversammlungen und in vielen einzelnen Aktionen schon bisher bemüht, die Zeichen der Zeit zu sehen und ernst zu nehmen. Wichtig ist dabei, von den Bedürfnissen, Sorgen, Begabungen und Möglichkeiten der Menschen, aber auch von der Botschaft des Evangeliums auszugehen. Bischof Manfred mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat bereits manche wirksame Schritte eingeleitet, wie die Aktivierung der Dekanate und den noch stärkeren Einsatz und die Verantwortung der Laien.
Braucht es mehr Mut zu Reformen in der Kirche?Aichern: Wir haben uns in Österreich schon seit vielen Jahren für das Diakonat der Frauen eingesetzt. Ich habe dieses Anliegen auch in Rom mehrmals vorgebracht. Ich habe Hoffnung, dass Papst Franziskus hier einen Durchbruch geschaffen hat und dass die Diakonatsweihe der Frauen kommen wird. In der Praxis erfüllen ja schon lange viele Frauen den diakonalen Dienst in der Kirche und in der Welt. Auch in anderen Fragen wünsche ich mir eine Beseitigung der Bremsen sowie mehr Mut und ein größeres Tempo bei notwendigen neuen Wegen.
Viele Menschen fühlen sich im Alter einsam. Wie geht es Ihnen persönlich mit dem Älterwerden? Aichern: Ich fühle mich keineswegs einsam und bin dankbar für die vielen Gespräche, für die Verbindungen mit den Angehörigen, mit den Leuten in der Diözese und in den Pfarren, besonders in Linz-Christkönig, aber auch mit meinem Kloster St. Lambrecht – Mariazell. Immer wieder gibt es Treffen mit Altbischöfen in Österreich, Bayern und Italien. Auch die Mitarbeit an historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Forschungen macht mir Freude. Ich sehe das Älterwerden als Chance, großen Fragen des Lebens und unserer Beziehung zu Gott mehr Zeit zu widmen, die Lebenserfahrungen zu überdenken und manches weiterzugeben.
Festgottesdienst mit Bischof Maximilian Aichern
Zum 85. Geburtstag von Bischof em. Maximilian Aichern, 26. Dezember, wird der Festgottesdienst am Stefanitag um 10 Uhr im Linzer Mariendom zu Ehren des Jubilars gefeiert. Dazu laden Bischof Manfred Scheuer und das Domkapitel die Bevölkerung herzlich ein. Der Jubilar selbst wird die Predigt halten. Auch Bischof em. Ludwig Schwarz wird kommen.
Bericht zum Festgottesdienst im Mariendom