Bereits 330 Frauen und Männer gehören in Oberösterreich einem Seelsorgeteam an, das sich mit den zuständigen Priestern um die Leitung einer Pfarre kümmert. Seit 15 Jahren gibt es dieses „Modell“. Ein wachsender Zweig in der Kirche also.
Ausgabe: 2018/06
06.02.2018 - Matthäus Fellinger
„Wie Gemeinde wächst und wird“ – zu diesem Thema holten sich die Seelsorgeteam-Mitglieder am 2. Februar Impulse bei ihrer Jahrestagung im Bildungshaus Schloss Puchberg. Sie wurde zugleich als „diözesaner Bibeltag“ gehalten. Von Hans-Georg Gradl, Bibel-Theologe in Trier, bekamen sie Ermutigungen zu hören: Das Wort „Gnade“ wäre nämlich in der frühen Kirche groß geschrieben. „So sehr wir auch gern Erfolge sehen möchten, Wachstum und Ernte sind Sache des großen Gärtners Gott“, skizzierte Gradl die Linie, die Lukas in der Apostelgeschichte zeichnet. Gott ist es, der Menschen der Gemeinde zuführt, „jenseits aller menschlichen Leistung wird die Gemeinde als Wirkfeld Gottes verstanden“. Die Jünger Jesu bleiben immer Schüler, jede Beauftragung und Weihe zu einem Amt hätte immer mehr von einem Anfang als von einem Abschluss an sich.
Die Stärke der frühen Kirche
Die frühe Kirche, so Gradl, hätte Liturgie immer stark mit dem sozialen Handeln verknüpft. Die Christen haben sich um die Leute gekümmert, vor allem um die sozial Schwachen. Deshalb haben die Christen Beachtung selbst bei den Gegnern gefunden. Es gelte auch heute: „Das Neue Testament wehrt der Verzagtheit, es lehrt mich Selbstbewusstsein und Zuversicht“, schließt Gradl aus den biblischen Texten. Diese Attraktivitäts-Faktoren könne man beachten. „Christsein ist etwas, Christsein kann etwas.“
Die Kirche im Dorf
Dabei verwies der Theologe auf die Notwendigkeit der „kleinen Räume“, in denen die Menschen damals ihren Glauben gelebt haben. „Das Christentum des Anfangs war kleinzellig und bodenverhaftet“, betonte Gradl. Die Christinnen und Christen wären in ihren Häusern zusammengekommen. Diese Tatsache stellt für den Theologen eine kritische Anfrage dar an die Großregionen und Pfarrverbände, wie sie in den Konzepten mancher Bistümer heute vorgesehen wären. „Gemeinde ist eine Welt, in der man lebt“, sie sei nicht einfach „ein Service, das man sich irgendwo abholt“. Wie kann „die Kirche im Dorf bleiben?“, wäre dabei die herausfordernde Frage.