Ausgabe: 2009/51, Botschafter, Christkind, Christoph Tschaikner, Christkindl, Weihnachten, Pro Christkind, Verein Pro Christkind, Christkind-Buch
16.12.2009 - Hans Baumgartner
Wenn am Vorabend des 1. Adventsonntags von der Innsbrucker Nordkette ein großer Stern mit Schweif leuchtet, dann ist das nicht ein Marketing-Gag, um den längst begonnenen Adventmärkte- und Einkauftstrubel weiter anzukurbeln. „Für uns ist das ein Zeichen, um die Menschen einzuladen, einmal anzuhalten und aufzublicken. Vielleicht ist das ein Anstoß, sich zu fragen, ob man den Advent wirklich so begehen will, wie er einem immer stärker von außen diktiert wird“, hofft Christoph Tschaikner, Obmann des Vereins Pro Christkind. „Gar nicht so selten“, so erzählt er, „nehmen die Leute den Stern in der Höhe erst wahr, wenn wir sie darauf aufmerksam machen. Sie sehen zuerst die mit Kerzen gebildeten Christkindl-Sterne, die wir in der Maria-Theresia-Straße am Boden auflegen, und kommen dann mit uns ins Gespräch.“ Tschaikner sieht diese Erfahrung auch als ein Symbol dafür, „wie sehr uns der kommerzielle Adventtrubel den Blick nach oben verstellt – auf das, worauf es eigentlich ankommt, auf die Einstimmung auf das Geburtsfest des Herrn.“
Die Wurzeln. Gegründet wurde der Verein „Pro Christkind“ vor neun Jahren vom Tiroler Theologen Phillip Tengg und dessen Freund Peter Gspan. Unmittelbarer Anlass war das Überhandnehmen von „Weihnachtsmännern“ auf Christkindlmärkten und Einkaufsmeilen. Die Initiatoren sahen darin nicht nur ein Zeichen dafür, wie „unsere traditionellen Advent- und Weihnachtsbräuche verdrängt werden, sondern auch ein Symbol für die immer mehr um sich greifende Kommerzialisierung des Festes“. „Von Anfang an ging es dem Verein nicht darum, den anglo-amerikanischen Santa Claus gegen unser Christkind auszuspielen. Wir wollten vielmehr die Menschen dafür sensibilisieren, wie sehr unter den laut-fröhlichen Ho-Ho-Rufen hunderter rotgewandeter Gesellen Weihnachten immer mehr zu einem Happy-Schenk- und Konsumfest verkommt“, erzählte vor Jahren Phillip Tengg der Kirchenzeitung. Inzwischen hat der Verein sein erstes Logo, einen durchgestrichenen Weihnachtsmann, durch einen „Weihnachtsstern“ ersetzt. „Wir wollen damit noch einmal deutlicher machen, worauf es uns ankommt, auf die Botschaft vom Kommen des Herrn. Und nur jene, die offen waren für den Blick nach oben, konnten den Stern auch sehen“, erinnert Tschaikner an die biblische Geschichte von den Magiern. Nicht zufällig nennt der Verein seine lokalen Organisationsgruppen in Innsbruck, Graz, Wien und Salzburg „Botschaften“. Die vorwiegend jungen Leute, die sich im Verein engagieren, „haben ganz gut begriffen, dass es absolut nicht cool ist, eine Geburtstagsparty feiern zu wollen, bei der das Geburtstagskind gar nicht da ist“, meint Tschaikner.
Wertvolles Gut. „Es geht uns nicht darum, eine vergangene, angeblich heile Adventidylle zurückzuholen“, betont Tschaikner. „Aber so wie der freie Sonntag ein wertvolles Gut ist, damit sich gläubige Menschen zum gemeinsamen Gottesdienst treffen können, damit die Familien Zeit füreinander haben oder damit man Freundschaften pflegen kann, so scheinen mir auch die Zeiten des Jahreskreises eine Einladung zu sein, bestimmte wichtige Dinge im Leben wieder bewusster in den Blick zu nehmen. Das gewachsene Brauchtum – vom Adventkranzbinden und Rorategehen bis zum Keksebacken – kann uns dabei eine Hilfe sein.“ Deshalb sei Pro Christkind, so Tschaikner, neben dem religiösen Aspekt auch die Pflege der Bräuche ein Anliegen, damit diese gewachsenen Haltegriffe in der kulturellen Vielfalt der Welt erhalten bleiben. Mit seinem „Christkind-Buch“ will der Verein dazu auch Anregungen geben. Er sehe darin auch einen Beitrag zur „Psychohygiene“, meint Tschaikner. „Denn nicht zufällig brechen viele familiäre und persönliche Krisen um Weihnachten auf. Geschenke sind was Schönes, aber sie können die Leere im Herzen und in den Beziehungen nicht füllen.“
- Weitere Infos: www.pro-christkind.at
Zur Sache
Weihnachten ist ein leises Fest. Und die Gefahr, das Kommen des Herrn zu überhören, sei groß, schrieb vor Jahren Bischof Reinhold Stecher. „Ich weiß schon, wie wichtig das Weihnachtsgeschäft für manche Branchen ist“, meint der gelernte Marketingberater und Obmann des Vereins Pro Christkind, Christoph Tschaikner. „Aber deshalb muss es nicht immer noch lauter, noch greller zugehen.“ Deshalb hat Pro Christkind heuer erstmals einen Auslagencheck durchgeführt. Dabei wurden 100 Geschäfte in Innsbruck und Graz, die zeigen, dass es auch anders geht, mit einem Stern ausgezeichnet.
Zur Person
Christoph Tschaikner ist Obmann des Vereins Pro Christkind. Seit sechs Jahren arbeitet der hauptberufliche Marketingberater in der Initiative mit.